Das kuriose Münchner Bierherz

Bayerische Landesausstellung geht mit »Bier in Bayern« andere Wege

Plastinat eines stark vergrößerten menschlichen Herzens (»Bierherz«) aus dem Institut für Pathologie, Klinikum Schwabing.	Foto: Philipp Mansmann

Plastinat eines stark vergrößerten menschlichen Herzens (»Bierherz«) aus dem Institut für Pathologie, Klinikum Schwabing. Foto: Philipp Mansmann

München/Aldersbach · Bier ist in Bayern Kultur. Es gehört zum Lebensgefühl, es gilt als Lebensmittel und zum Genuss des bayerischen Bieres haben die Münchner eigens einen Garten erfunden, der in aller Welt kopiert wird. Aber Bier enthält auch Alkohol, der schon in geringen Mengen schädlich für den Körper ist.

Damit befasst sich auch die Bayerische Landesausstellung »Bier in Bayern« ab 29. April im Kloster Aldersbach bei Passau.

Ein großes Herz kann tödlich sein: besonders, wenn zu viel Alkohol im Spiel ist. Ein »Münchner Bierherz« zeigt die Bayerische Landesausstellung. Das plastinierte Organ ist fast doppelt so groß wie das durchschnittliche menschliche Herz und hat Medizingeschichte geschrieben. »Am schlimmsten wirkt der fortgesetzte übermäßige Biergenuss auf eines der edelsten und wichtigsten Organe«, warnte der Münchner Chefpathologe Otto von Bollinger schon 1893.

Auffällig oft kam es im München des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu rätselhaften Herzvergrößerungen, die meist tödlich endeten. Studien untersuchten das skurrile Phänomen: Was Fachleute als idiopathische Herzhypertrophie bezeichnen, ging als »Bierherz« in die Medizingeschichte ein. Den Untersuchungen nach waren es nämlich vor allem gewohnheits- und unmäßige Biertrinker, deren Herzen auf mehr als das Doppelte der üblichen Faustgröße anwuchsen und schließlich aufhörten zu schlagen.

Die hohen Mengen an Flüssigkeit und Alkohol richteten vor allem bei jungen, wohlgenährten und körperlich hart arbeiteten Mannsbildern enorme gesundheitliche Schäden an. Zu den Befunden der Pathologen passte der Umstand, dass die Betroffenen vielfach im Brau- und Gastgewerbe arbeiteten. Bis zu 15 Liter Bier haben Brauer, Bierkutscher und Schankkellner den Obduktionsberichten zufolge täglich und regelmäßig getrunken. Die Münchener Pathologen entdeckten in den 1880er und 1890er Jahren bei jeder zehnten Autopsie einer männlichen Leiche ein »Bierherz«. In knapp fünf Prozent der Todesfälle wurde dieses damals sogar als die Haupttodesursache festgestellt. In der Berliner Charité waren übrigens kaum Todesfälle aufgrund alkoholbedingter Herzvergrößerung bekannt. Dafür herrschte im Norden Deutschlands, wo sich Hochprozentiges großer Beliebtheit erfreute, das »Delirium tremens« als Alkoholkrankheit vor.

Die Bayerische Landesausstellung 2016 »Bier in Bayern« ist ab 29. April bis 30. Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 2 Euro und als Familienkarte 20 Euro.

Artikel vom 07.04.2016
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