Das war schon immer so

Was an Ostern so üblich ist, hier und anderswo

Der Osterhase hat das Wettrennen mit Fuchs, Kuckuck und Hahn gewonnen. In guter Tradition darf er nun die Ostereier bringen.	Foto: cr

Der Osterhase hat das Wettrennen mit Fuchs, Kuckuck und Hahn gewonnen. In guter Tradition darf er nun die Ostereier bringen. Foto: cr

München · Das Pessachfest steht vor der Tür. Nicht ganz so nah wie das Osterfest, das morgen beginnt – die Juden feiern das Pessachfest vom 23. bis 30. April. Die beiden Feste in einem Zusammenhang zu nennen, hat jedoch einen guten Grund.

Das christliche Osterfest hat seine Wurzeln im jüdischen Pessachfest und daher auch seinen Namen, allerdings nicht im Deutschen, wohl aber im Dänischen (påske), im Griechischen (páskha), sogar im Indonesischen (paskah) und in vielen anderen Sprachen.

Wo Christen leben, wird auch das Osterfest gefeiert. Da machen Protestanten und Katholiken gar nicht mal den großen Unterschied. Ostern ist für beide Glaubensrichtungen das höchste und wichtigste Fest. Die oft verbreitete Annahme, der Karfreitag sei den Protestanten der wichtigste Tag, stimmt so nicht. Doch im christlichen Glauben nimmt dieser Tag ohne Frage eine wichtige Rolle ein. Am Karfreitag, dem »Klage-Freitag« (vom Althochdeutschen »chara« für Klage, Elend) gedenken die Christen der Kreuzigung Jesu. Es ist der tiefe Einschnitt in der Leidensgeschichte Jesu, als seine Anhänger glaubten, ihren Erlöser verloren zu haben.

Am dritten Tag nach der Kreuzigung, wobei Karfreitag der erste Tag ist, hat Gott seinen Sohn Jesus von den Toten auferweckt – dessen gedenken Christen am Ostersonntag. Die Auferstehung Jesu ist das Wunder, an das Christen in aller Welt noch heute, fast 2.000 Jahre später, glauben. Dieser Glaube gibt ihnen Kraft und Orientierung. Auf der anderen Seite wird das Osterfest regelmäßig banalisiert, nicht unbedingt durch die Bräuche selbst, wohl aber weil viele nicht so recht Bescheid wissen, was eigentlich dahintersteckt. Die bunten Ostereier zum Beispiel.

Das Ei steht für das Leben, bisweilen sogar direkt für die Wiederauferstehung. In der Fastenzeit durften in früheren Zeiten keine Eier gegessen werden. Also wurden sie zur Haltbarmachung gekocht und nach dem Ende der Fastenzeit gegessen – also zu Ostern. Schon aus der Antike ist bekannt, dass auch in Rom und Griechenland zu Frühlingsfesten Eier gegessen wurden, ganz ohne Ostern.

Die bunten Ostereier hierzulande haben einen vermeintlich klaren Urheber: den Osterhasen. Der Hase steht für Fruchtbarkeit – warum, das erschließt sich wohl von selbst. Doch Meister Lampe hatte dereinst eine Konkurrenz wie die Kandidaten in den gängigen Castingshows. So wurde in manchen Regionen überliefert, der Fuchs brächte die Ostereier, anderswo war es der Hahn, wieder woanders der Kuckuck. Der Hase hat sich schließlich durchgesetzt.

Ganz anders verhält es sich wieder mit dem Osterlamm. Tatsächlich lässt sich das Lamm auf das Pessachfest zurückführen, bei dem traditionell ein Lamm geschlachtet wird. Als Osterbraten findet sich das arme Tier auch heute auf vielen christlichen Tafeln wieder. Das Lamm steht für Reinheit, das Lamm Gottes ist Jesus Christus selbst. So findet das Tier als Symbol für das Leben Eingang in den Osterglauben.

Hinter dem Weißen Haus in ­Washington werden Dutzende Eier über die Wiese gerollt

Die Osterbräuche hierzulande scheinen ganz gewöhnlich zu sein, doch in anderen Ländern wird Ostern mit ganz anderen Bräuchen begangen. In Wales zum Beispiel singen Kirchenchöre um die Wette – das aber schon an Palmsonntag, der bereits am vergangenen Wochenende war. In Schweden werden mit Lärm, Osterfeuer und mancherorts sogar Feuerwerkskörpern die Osterhexen vertrieben. In Bulgarien bewerfen sich die Menschen gegenseitig mit ihren Ostereiern – nicht hinterrücks und unbemerkt, sondern im Wettstreit. Die Eier sollen möglichst nicht kaputtgehen, doch genau das passiert natürlich immer wieder. Wer sein Ei am längsten intakt hält, hat im folgenden Jahr besonders viel Glück. In Mexiko geht man mit dem Karfreitag zunächst ganz anders um als bei uns. Dort wird nachgestellt, wie Jesus nach Golgatha gebracht wird, alles laut und bunt, beinahe schrill – um am Nachmittag in einer Kreuzigungsprozession in tiefes Schweigen zu fallen.

In den benachbarten Vereinigten Staaten sieht’s da schon wieder anders aus. Eher so, wie wir das Osterfest kennen. Seit mittlerweile 138 Jahren gibt es dort einen eher witzigen Brauch: das White House Easter Egg Roll, also das Oster­eierrollen am Weißen Haus. Am Ostermontag, 28. März, werden 35.000 Menschen am Amtssitz des US-Präsidenten erwartet, die meisten als Zuschauer. Dutzende werden jedoch aktiv eingreifen und mit Löffeln ihre Ostereier über die Wiese treiben, möglichst so, dass das gute Stück ganz bleibt. Als Dankeschön erhält jeder Teilnehmer ein vom Präsidenten und der First Lady signiertes Holzei. Könnten die Seehofers doch auch mal anbieten. Aber wahrscheinlich ist das Gelände im Hofgarten dafür einfach zu flach… Fröhliche Ostern!

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 25.03.2016
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