Heute nacht beginnt wieder die Sommerzeit

Nicht vergessen: Uhren eine Stunde vorstellen!

Nicht vergessen: heute nacht um zwei Uhr aufstehen und alle Uhren vorstellen! Oder erst morgen früh…   Foto: Archiv

Nicht vergessen: heute nacht um zwei Uhr aufstehen und alle Uhren vorstellen! Oder erst morgen früh… Foto: Archiv

München · Same procedure as last year? Aber sicher doch! Jedes Jahr im März werden die Tage länger, die Temperaturen steigen und die Sonne lässt sich häufiger blicken. Das hat aber erst mal nichts zu sagen. Dass der Sommer kommt, wissen wir, weil wir die Uhren umstellen. Für alle, die sich's nicht merken können oder wollen: eine Stunde VOR!

Es ist das letzte Märzwochenende, an dem dieses Ritual vollzogen wird. Früher war das ja noch richtig mit Arbeit und geistiger Leistung verbunden. Habe ich an alle Uhren gedacht? Habe ich alle in die richtige Richtung gedreht? Heute übernimmt das Denken die Atomuhr in Braunschweig, die Uhrzeit wird an die Funkuhren übermittelt und die stellen sich – egal ob digital oder analog – automatisch um. Das passiert auch in den meisten Autos, Backöfen, Kühlschränken, Waschmaschinen, Handys, Computern und ganz wichtig: am Wecker.

So wird die Uhrendreherei zum Automatismus und von Otto Normalverbraucher gar nicht mehr so recht wahrgenommen. Was interessiert es ihn denn, ob er am Sonntagmorgen um neun oder erst um zehn Uhr aufsteht. Abends merkt er's dann vielleicht, weil er später müde wird als sonst. Das hält im Rhythmus aber auch nur ein paar Tage und kann ja auch ganz andere Ursachen haben.

Trotzdem: Gesund ist anders. Vor allem kann man der Tierwelt das Prinzip der Umstellung kaum klarmachen. Kühe zum Beispiel sind es gewohnt, morgens zu einer festen Uhrzeit gemolken zu werden. Und wehe, wenn nicht! Für den Bauern ist das doof, denn er muss seinen Tagesablauf neu einstellen. Macht er auch nicht zum ersten Mal, aber drauf verzichten könnte er bestimmt.

Jetzt sind die meisten Deutschen keine Kühe und keine Bauern. Trotzdem spricht sich die Mehrheit gegen die zweimalige Umstellung im Jahr aus. Dreiviertel wollen die Umstellerei nicht mehr haben. Wozu auch?

Der ehrenhafte Gedanke, durch eine bessere Ausnutzung des Tageslichts lasse sich elektrische Energie einsparen, ist überholt. Klappt nicht. Zugegeben: Es ist den meisten auch nicht verständlich zu machen, das Tageslicht um vier oder halb fünf morgens besser auszunutzen. Funktionieren würde es allerdings schon.

Durch die Umstellung wird die Nacht nicht kürzer und der Tag nicht länger. Das passiert sowieso, dafür hat Mutter Natur gesorgt. Der Mensch hat die Zeit, die vierte Dimension, in Abschnitte unterteilt und dabei einen klugen Gedanken gehabt: Wenn die Sonne am höchsten steht, soll Mittag sein. Entsprechend ist es Mitternacht, wenn die Sonne am tiefsten steht; in unseren Breiten ist das unterhalb des Horizonts, weshalb es dann so furchtbar dunkel ist. In der Sommerzeit erreicht die Sonne aber erst um 13 Uhr den höchsten Punkt. Ist erst dann Mittag? Und ist Mitternacht erst um 1 Uhr? Und warum ist das überhaupt wichtig?

Man könnte genauso willkürlich den Tag in 31 Stunden und die Stunden in zwölfeinhalb Minuten einteilen. Ein Tag beginnt, wenn die Sonne genau in Ost-Nordost steht, und zwar kann es dann schon 17.12 Uhr sein. Alles eine Frage der Gewöhnung.

Wir sollten unser etabliertes Zeitsystem so belassen, wie es ist. Und die Sommerzeit sollten wir auch vergessen. Ist doch eigentlich gar nicht so wichtig. Es müssten halt nur alle mitmachen. Vor allem die »grauen Herren«, die über die Zeit herrschen.

Carsten Clever-Rott

Artikel vom 26.03.2016
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