Tierschutz versus Vergnügen

München · Ponyreiten auf Volksfesten – Patt bei Abstimmung zu einem Verbot

München · Nachdem die SPD-Fraktion das Ponyreiten auf Jahrmärkten und Volksfesten in München verbieten möchte, hatte die CSU-Fraktion im Dezember letzten Jahres eine kritische Untersuchung des generellen Verbots gefordert. Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Tierschutz sollte beleuchtet werden. Aufgrund eines Patts bei der Abstimmung bleibt es beim Status Quo und Ponyreiten wird auf Auer Dult und Wiesn weiterhin zugelassen.

Sachliche Diskussion ist gefragt

Das Ponyreiten auf der Wiesn und der Auer Dult ist für viele Kinder ein Höhepunkt des Besuches. Die Kinder freut es - die Ponys müssen grelles Licht, Lärm und Kindergeschrei ertragen, sie gehen stundenlang im Kreis. »Ponyreiten hat es schon immer gegeben, die Tiere werden auch gut versorgt«, lautet ein Argument der Befürworter. PETA hält dagegen: »Für die Ponys ist das sogenannte Ponykarussell alles andere als Spaß. Diese einseitigen Bewegungsabläufe sind etwas für Maschinen, nicht aber für Tiere«, sagt Christine Esch, Tierärztin bei PETA. »Eltern und Kinder stürzen sich häufig geradezu auf die Ponys, was die Tiere verständlicherweise sehr nervös macht – denn Ponys sind Fluchttiere. Der Lärm der Fahrgeschäfte und die Menschenmassen können zusätzlich Stress bei den Ponys auslösen. Dadurch entsteht auch für die Kinder eine ernstzunehmende Gefahr, denn niemand kann garantieren, dass ein gestresstes Tier nicht doch mal austritt oder panisch reagiert.«

Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Tierschutz wurde nun beleuchtet. Die CSU Fraktion wollte Antworten auf die Fragen nach der Haltung und tatsächlichen Belastung der Tiere sowie die Folgen eines Verbots für Schausteller und Ponys. »Die Aussagen der Veterinäre geben bereits einen Hinweis darauf, dass die Tiere bei den Schaustellern gut versorgt und gepflegt werden. Sicher, der Lärm und das Laufen im Kreis ist für die Tiere unbestritten belastend. Aber die meiste Zeit im Jahr verbringen sie eh nicht auf Volksfesten, sondern werden in den Heimat- betrieben gehalten. Das ist die Ausgangslage für eine sachliche Diskussion über ein generelles Verbot des Ponyreitens auf Münchner Veranstaltungen. Immerhin geht es bei der Diskussion nicht nur um das Wohl der Tiere, sondern auch um die Existenz der Schaustellerbetriebe. Das Verbot käme faktisch einem Berufsverbot gleich. Der Vorschlag der SPD, die Betriebe bis 2017 noch zuzulassen, ist ziemlich willkürlich. Entweder bewerte ich das Ponyreiten als tierschutzwidrig oder nicht«, so Stadtrat Manuel Pretzl, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher der CSU-Fraktion im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft, zu diesem Thema.

Was würde mit den Ponys passieren?

Für Stadträtin Dr. Evelyne Menges, Tierschutzbeauftragte der CSU Fraktion, steht das Wohl der Ponys an oberster Stelle: »Grundsätzlich begrüße ich das Verbot des Ponyreitens. Aber wie in der Vorlage bereits ausgeführt wurde, stehen die Betreiber bei einem Verbot vor dem Problem: Wohin mit den Ponys? Ein paar Tiere würden geschlachtet werden, da die Betreiber noch ein wenig Geld beim Verkauf verdienen könnten. Die wenigstens Ponys können ihr Lebensende auf einem Gnadenhof verbringen. Diese sind nämlich schon restlos überfüllt mit Pferden. Was wären also die Alternativen? Der Verkauf an einen Zirkus oder an einen Reitbetrieb? Das wäre tierschutzrechtlich genauso falsch und wir würden den Tieren keinen Gefallen tun.« »Können und dürfen Pferde und Ponys überhaupt noch geritten und vor Wagen gespannt werden? Diese Frage liegt bei der Entscheidung über das Verbot des Ponyreitens näher, als sich viele Menschen das vorstellen können. Wie werden die Pferde vor einem Prachtgespann auf der Wiesen beansprucht, ist das tiergerecht? Wie vertragen diese Tiere den Lärm auf Volksfesten? Wie ist das mit Polizeipferden oder mit Rennpferden? Hier wird mit Unvernunft und vermeintlicher Tierliebe ein ‘Fass’ aufgemacht, wo ein vernünftiges Ende der Diskussion nicht abzusehen ist. Ich bin froh, dass die Tradition des Ponyreitens auch nächstes Jahr fortgeführt wird«, meint Stadtrat Richard Quaas, Sprecher der CSU Fraktion für Dulten und Wiesn. Bewirken kann jeder einzelne Bürger etwas, pro oder contra: Wer gegen das Ponyreiten ist, setzt sein Kind nicht auf den Rücken der Tiere sondern geht in einen Reitstall. Wer dafür ist unterstützt mit einer Runde Ponyreiten den Verbleib dieser Schausteller bei den Volksfesten. Am 30. April gibt es die nächste Maidult - wahrscheinlich mit Ponys.

peso

Artikel vom 15.03.2016
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