Kommentar von Alfons Seeler

Der Klub der bösen Presse

Mitteilungsfreudig: Hasan Ismaik. Foto: A. Wild

Mitteilungsfreudig: Hasan Ismaik. Foto: A. Wild

München/Giesing · Eine schriftliche Stellungnahme des Beirats der TSV München von 1860 Geschäftsführungs-GmbH zu den jüngsten Turbulenzen im Klub sorgt für Irritationen. In eigenwilligem PR-Kauderwelsch lassen die Beiräte Hasan Ismaik, Yahya Ismaik, Peter Cassalette und Karl-Christian Bay darin erklären, wie es weitergehen soll beim Giesinger Traditionsverein.

Eine »sehr positive Diskussion zu den drängenden Problemen, die 1860 betreffen«, habe man am vergangenen Sonntagabend geführt, wird mitgeteilt. Weiter heißt es: »Mit sofortiger Wirkung werden die Mitglieder eine Arbeitsgruppe einsetzen, welche die derzeitige Situation der KGaA analysiert und Rückschlüsse aus dem ausbleibenden Erfolg der vergangenen Spielzeiten zieht. Ziel ist es, Maßnahmen zu ergreifen und notwendige Strukturen einzuführen, um die Entwicklung der KGaA zu optimieren. Die neue Struktur wird sich, sobald sie implementiert ist, auf die Bewertung von Ergebnissen fokussieren.«

Die von Investor Hasan Ismaik auf einer Fanversammlung in einem Wirtshaus in Rudelzhausen öffentlich geforderte Entlassung der Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha scheint aufgeschoben, ohne dass dies der Stellungnahme des Beirats direkt zu entnehmen wäre. Man habe »die Positionen der Geschäftsführung diskutiert« und der Beirat »diese aufgefordert, sich auf die derzeit drängenden Probleme des Klubs zu konzentrieren und sich nicht von der Medienberichterstattung ablenken zu lassen.« Ein angesichts der Vorgeschichte skurril anmutender Satz. Dem Vernehmen nach soll der ohnehin im Sommer auslaufende Vertrag mit Rejek nicht verlängert werden und Basha unter Umständen neue Aufgaben im Klub finden.

Zum Schluss versteigt sich die Mitteilung zu einer aggressiven Presseschelte mit Potential zur Komik: »Der Beirat bedauert die kontinuierlich negative und inakkurate Medienberichterstattung über den Verein. Diese Berichterstattung führt leider ausschließlich dazu, den Interessen des Klubs zu schaden.« Die Medien werden aufgefordert, sich »hinter das Team zu stellen und ein positives Umfeld zu schaffen, damit sich dies förderlich auf die Leistung der Mannschaft auswirkt.« Den Fans des TSV 1860 München empfiehlt der Beirat künftig lieber »die Webseite des Klubs für offizielle Neuigkeiten und Updates zu Rate zu ziehen.«

Bekanntermaßen schießen auch Sportjournalisten das eine oder andere Mal über das Ziel hinaus oder lassen vereinzelt die gebotene Sorgfalt und professionelle Distanz missen. Daraus aber zu folgern, die öffentliche Berichterstattung sei das Problem des TSV 1860 München und nicht seine seit Jahren andauernden hausinternen Querelen und sportlichen Fehlgriffe, ist absurd.

(as)

Artikel vom 24.02.2016
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