Alles oder nichts?!

Freimann/Garching · Naturschutzverbände lehnen Entwurf der Schutzgebietsverordnung ab

Lehnen die Schutzgebietsverordnung ab (v. l.): Rainer Hörgl (Vorsitzender Kreisgruppe München der Naturfreunde Deutschlands), Manfred Siering, Christian Hierneis und Dr. Irene Frey-Mann.	Foto: ch

Lehnen die Schutzgebietsverordnung ab (v. l.): Rainer Hörgl (Vorsitzender Kreisgruppe München der Naturfreunde Deutschlands), Manfred Siering, Christian Hierneis und Dr. Irene Frey-Mann. Foto: ch

Freimann/Garching · Natur soweit das Auge reicht und dass am Rande einer Millionenmetropole. Sehr idyllisch wirkt die Fröttmaninger Heide im Norden der bayerischen Landeshauptstadt. Doch diese Idylle trügt.

Denn: Seit Jahren tobt hier ein Streit zwischen Naturschutzverbänden und Hundehaltern um die Ausweisung des Naturschutzgebiets »Südliche Fröttmaninger Heide«, der nun in die nächste Runde geht. Auch der Klageweg werde geprüft, wenn die Regierung von Oberbayern die Einwände am Entwurf für die Schutzgebietsverordnung der hiesigen Naturschutzverbände nicht berücksichtigt. Die Kreisgruppe München des Bundes Naturschutz in Bayern, Kreisgruppe München des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern und der Münchner Bezirksverband der Naturfreunde Deutschlands machten dies jetzt in einer gemeinsamen Pressekonferenz deutlich.

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Ausgangspunkt dafür war eine Aufweichung der Kompromisslösung, die erst im vergangenen Sommer verabschiedet wurde. Die Kompromisslösung sah wie folgt aus: Die Heide sollte in vier Zonen mit unterschiedlichen Vorschriften eingeteilt werden. Dabei sind einige Bereiche für Mensch und Hund das gesamte Jahr über verboten, in anderen dürfen Gassi-Geher ihre Tiere frei laufen lassen und in wieder anderen ist das Betreten nur außerhalb der Vogelbrutzeiten erlaubt.

An dieser Lösung wurde zwei Jahre lang u.a. mit Bürgerbeteiligung gearbeitet. Die Aufweichung wurde nun vor allem seitens der CSU-Stadtratsfraktion befürwortet. Hundehaltern sollen im genannten Gebiet mehr Rechte eingeräumt werden. »Das ist mal wieder typisch für die CSU, Naturschutz interessiert sie nicht«, kritisierte Christian Hierneis, Vorsitzender der Kreisgruppe München des Bundes Naturschutz, deren Vorgehen. »Wir möchten die Verordnung, die ursprünglich beschlossen wurde«, ergänzte Dr. Irene Frey-Mann, Vorsitzende der Kreisgruppe München des Landesbundes für Vogelschutz. Die Kompromisslösung habe man im vergangenen Jahr bereits gehabt (diese hatte bis vor dem 21. Oktober Bestand). »Auch das war nicht unsere Wunschvorstellung. Zurück können wir nicht.« Ziel sei ein Naturschutzgebiet, das diesen Namen auch verdient.

Das Besondere an der Fröttmaninger Heide ist der besonders nährstoffarme Boden. So gibt es hier noch seltene Vögel wie die Heidelerche und seltene Pflanzen wie die Erd-Segge. Wenn Hunde über das Gebiet laufen und ihre Exkremente hinterlassen, würde das den Boden überdüngen und die Vegetation verändern. »Wir haben auch Verantwortung für die Durchzügler, die überall landen, wo es tundraartig aussieht«, sagte Manfred Siering, Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern. »Wir müssen das in den Griff bekommen.«

»Wir wollen die Hundebesitzer nicht ärgern«, sagte Frey-Mann. Man wolle hier ein Naturschutzgebiet. Es sei »unsere Pflicht, dieses Gebiet für nachfolgende Generationen zu erhalten«.

Darüber hinaus gebe es, dem Landesbund für Vogelschutz zufolge, schon jetzt in der Fröttmaninger Heide ausgehend von vorhandenen Wegen zunehmend Trampelpfade. Die Störung der Vegetation sei erheblich, so der Landesbund in seiner Stellungnahme.

Kritik übten die Naturschutzverbände vor allem daran, dass die Einwände seitens der CSU-Stadtratsfraktion erst nach der Kompromisslösung und nicht schon bei der Erarbeitung »auf den Tisch gebracht wurden« (Eine Stellungsnahme der CSU-Fraktion hierzu lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor).

Nach einem Kompromiss sieht es hier nicht aus. Auch zur Interessengemeinschaft (IG) Heide haben die Naturschützer bislang keinen Kontakt aufgenommen. Die IG soll ebenfalls Einwendungen eingereicht haben. Sie forderte von Anfang an die Lockerung der Leinenpflicht und mehr Rechte für Hundehalter. Nun ist es an der Regierung von Oberbayern zu entscheiden, ob und welche Einwände integriert werden. Christine Henze

Artikel vom 24.02.2016
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