Vom Schreiner zum Podologen

Ein Neustart im Berufsförderungswerk München in Kirchseeon

Lothar Hierl (rechts) lernt um. Unterstützt wird er vom Schulleiter Peter Niedernhube (mitte). Foto: BFW

Lothar Hierl (rechts) lernt um. Unterstützt wird er vom Schulleiter Peter Niedernhube (mitte). Foto: BFW

Kirchseeon · Seit September 2015 leitet Peter Niedernhuber im Berufsförderungswerk (BFW) München die Berufsfachschule für Podologie.

Nachdem er ein halbes Jahr Erfahrung in Kirchseeon gesammelt hat, zieht er ein erstes Resümee: »Alle Kollegen unterstützen mich und wollen, dass die Podologie im BFW München wieder Fuß fasst. Die Ausstattung für die fachpraktische Ausbildung ist hervorragend. Und die Kursräume sind z. B. dank integrierter Whiteboards auf dem neuesten technischen Stand. Es gibt wirklich keinen Grund, sich hier nicht wohl zu fühlen.«

Besonders freut sich Niedernhuber über die Fortschritte seines Schülers Lothar Hierl. In einer zweiwöchigen Berufsfindung und Arbeitserprobung zeigte sich der gelernte Schreiner für den Beruf des »staatlich geprüften Podologen« sehr geeignet. Seine handwerklichen Fähigkeiten helfen ihm in der Fachpraxis, z. B. im Umgang mit dem Skalpell. Er hat sich bereits gut in das BFW-Leben integriert und nutzt das breite Sportangebot. Die umfangreichen Ausbildungsinhalte wie etwa Anatomie, Physik und Chemie bedeuten häufig Lernen bis zum Abend. »Herr Hierl hat aber inzwischen eine sehr gute Lernstruktur entwickelt. Und er sagt offen, dass er nicht erwartet hätte, dass die Arbeit eines Podologen eine so interessante, verantwortungsvolle Aufgabe ist«, erzählt Niedernhuber. »Mit seiner Kontaktfreude hat er uns schon viele Internatsbewohner als freiwillige Patienten für die Praxisausbildung verschafft.«

Nach etwa drei Monaten fachtheoretischer Ausbildung durften die angehenden Podologinnen und Podologen zum ersten Mal Hand am lebenden (Fuß-)Objekt anlegen. Inzwischen hat sich ein fester Patientenstamm gebildet, der regelmäßig von außerhalb zu podologischen Behandlungsmaßnahmen ins BFW kommt. Der fachpraktische Anteil der Ausbildung zum staatlich geprüften Podologen umfasst gut zwei Drittel des Lernstoffs. Die Hälfte davon absolvieren die Teilnehmer/-innen im Berufsförderungswerk selbst. Zudem leisten sie insgesamt sechs Monate externe Praktika ab und können sich ein klares Bild ihres späteren Wirkungsfeldes verschaffen.

Eine medizinische Fußpflege durch einen Podologen ist insbesondere für Diabetespatienten enorm wichtig. Die Kassenleistung wird ca. alle vier Wochen empfohlen und dauert rund 45 Minuten. »Diabetiker haben ein gestörtes Immunsystem, weshalb offene Stellen schnell zu Infektionen führen können, die nur schlecht und langsam verheilen«, erklärt Niedernhuber. Fachlich ausgebildetes Personal muss daher das diabetische Fußsyndrom unter Kenntnis der medizinischen Hygiene behandeln und prophylaktisch pflegen. Podologen arbeiten abwechselnd im Stehen und Sitzen in podologischen Praxen, die mit höhenverstellbaren Behandlungsstühlen ausgestattet sind. Auch Rückenleiden stellen daher kein Hindernis für diesen rehagerechten Beruf dar.

Staatlich geprüfte Podologen sind außer in rein podologischen Praxen auch in dermatologischen Arztpraxen, Krankengymnastik- und Physiotherapiepraxen, podologischen Abteilungen von Rehabilitationskliniken und Krankenhäusern, Sanitätsfachgeschäften, Diabeteszentren oder auch Seniorenheimen tätig. »Diabetes vom Typ II ist auf dem besten Weg zur Volkskrankheit zu werden, insbesondere infolge unserer geänderten Lebensgewohnheiten, die mangelnde Bewegung und oftmals schlechte Ernährung mit sich bringen«, sagt Niedernhuber. Er prophezeit angehenden Podologen/-innen daher hervorragende Berufsaussichten – und im BFW München beste Voraussetzungen für eine sehr gute, fachlich qualifizierte Ausbildung.

Artikel vom 23.02.2016
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