Anfangen aufzuhören

Sauerlach/Ottobrunn · Neues Beratungsangebot in Sauerlach vom Blauen Kreuz

Sozialpädagogin Linda Barth hilft Menschen, ihren Weg aus der Sucht zu finden. Sie führt eine Sprechstunde in Sauerlach durch. Foto: VA

Sozialpädagogin Linda Barth hilft Menschen, ihren Weg aus der Sucht zu finden. Sie führt eine Sprechstunde in Sauerlach durch. Foto: VA

Sauerlach/Ottobrunn · »Ein Gläschen in Ehren, kann niemand verwehren«, lautet ein bekanntes Sprichwort. Was aber, wenn aus dem einen »Gläschen« regelmäßig mehr werden, deutlich mehr als einem eigentlich gut tun, wenn man es nicht mehr selber im Griff hat, wann man das erste dieser »Gläschen« trinkt oder sich die Gedanken nur noch um das Trinken drehen? Dann ist es höchste Zeit aufmerksam zu werden und sich Hilfe zu holen.

Das Blaukreuz-Zentrum München betreibt seit 2003 eine Außenstelle in Ottobrunn (Ottostraße 55a) und bietet seit neuestem auch eine regelmäßige Sprechstunde im Sauerlacher Rathaus in der Bahnhofstraße 1 an. Dort kann man sich nach telefonischer Voranmeldung (unter Tel. 0 89 / 66 59 35 60) jeden 2. und 4. Dienstag im Monat zwischen 10 und 12 Uhr professionelle Unterstützung holen. Ansprechpartnerin für die Besucher in Sauerlach ist Sozialpädagogin Linda Barth. In Ottobrunn wie auch in Sauerlach, finden alle Menschen Hilfe, die sich zum Thema Sucht beraten lassen wollen (Alkohol, Medikamente und Glücksspiel). Aber nicht nur die direkt Betroffenen können dort einen kompetenten Ansprechpartner finden, sondern auch deren Angehörige. Das Angebot reicht vom anonymen Gesprächsangebot über Gruppensitzungen bis hin zur Vermittlung von Plätzen im Entzug sowie die Begleitung während der Entwöhnung. »Man unterscheidet bei Alkoholismus, der seit 1968 als Krankheit anerkannt ist, zwischen der körperlichen und der psychischen Abhängigkeit«, erläutert Ursula Mocker-Schulz, die die Ottobrunner Fachstelle leitet.

Während die körperliche Entgiftung am besten in einer Klinik stattfindet, ist es möglich die psychische Entwöhnung ambulant oder stationär durchzuführen. »Man kann Alkoholismus nicht heilen, aber zum Stillstand bringen und wie bei jeder anderen chronischen Krankheit lernen, damit zu leben«, so die engagierte Therapeutin. »Viele Menschen kostet der Gang zur Beratung eine Menge Überwindung«, weiß Linda Barth. Um den Gang zur Suchtberatung zu erleichtern, wird das Sprechzimmer im Rathaus nicht speziell gekennzeichnet, die Beratung erfolgt also auch nach Außen hin vollkommen anonym, betont Linda Barth. Um die Präsenz im Landkreis noch weiter zu erhöhen, ist die Einrichtung einer Sprechstunde in Oberhaching ab März geplant.

Ursula Mocker-Schulz hofft, dass sich auch Frauen trauen, die Beratung bei Suchtproblemen in Anspruch zu nehmen. »Männer tun sich da einfach leichter. Bei Männern ist der Griff zur Flasche längst nicht so verpöhnt wie bei Frauen, vor allem wenn sie Kinder haben«, weiß Ursula Mocker-Schulz zu berichten. Eine offene Sprechstunde (ohne Voranmeldung) findet zudem in der Ottobrunner Außenstelle immer dienstags von 10 bis 11 Uhr statt. Telefonische Sprechzeiten sind immer Mo., Di., Mi. und Fr. von 10 bis 12 Uhr sowie Do. von 14 bis 17 Uhr. Beratungsgespräche finden nach Vereinbarung auch am Abend statt.

Am besten sollte man es aber gar nicht so weit kommen lassen. Hier greifen unter anderem die Beratungsangebote des Blauen Kreuzes, die schon im Vorfeld helfen sollen, missbräuchlichen Umgang mit Alkohol zu erkennen und zu vermeiden. »Viele Menschen trinken, weil es ihnen anfänglich über ihren Stress hinweg hilft, weil sie sich einsam oder unglücklich fühlen. Dabei gibt es auch andere Wege, mit diesen Gefühlen umzugehen«, betont sie. Gerne helfen sie und das fünfköpfige Team in der Beratungsstelle gemeinsam mit dem Klienten herauszufinden, wo der Schuh drückt, und was man gegen seine Probleme am besten tun kann. Gesucht werden derzeit aber nicht nur Menschen, die sich ihrer Sucht stellen wollen, sondern auch Sozialpädagogen, die Interesse an der Arbeit im Bereich Suchtberatung haben. Auch sie können sich in der Außenstelle Ottobrunn nach den Modalitäten für die Stelle erkundigen.

Die Teilnahme an den Beratungsmöglichkeiten sind kostenlos, um Spenden wird gebeten. Wer lieber ein Einzelgespräch mit einer der Therapeutinnen führen möchte, kann dies unter der gleichen Telefonnummer, auf Wunsch auch anonym vereinbaren. »Unser Ziel ist es, die Lebensqualität unserer Klienten zu verbessern, gemeinsam nach guten Lösungen, für ihre Probleme zu suchen« betont Mocker-Schulz. Weitere Beratungs- und Behandlungsstellen des Blauen Kreuzes findet man im Münchner Osten (Berg-am-Laim-Straße 131, Telefon 45 46 98 51, offene Sprechstunde Di. von 11 bis 12 Uhr) und im Münchner Norden (Schleißheimer Straße 487, Telefon 1 71 19 23 80, offene Sprechstunde Di. von 12 bis 13 Uhr).

Heike Woschée

Artikel vom 19.02.2016
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