Poetische Reise durch den Kopf

Wie Musik das Gehirn beeinflusst: »Musicophilia« bringt Bestseller auf die Bühne

Was im Gehirn passiert und wie Musik darauf wirkt, macht die Performance »Musicophilia«.	Foto: VA

Was im Gehirn passiert und wie Musik darauf wirkt, macht die Performance »Musicophilia«. Foto: VA

München · Wie stellt man einen Tinnitus mit den Mitteln des Theaters dar? Amnesie und Demenz? Nicht Personen, die unter den Symptomen solcher Hirnerkrankungen leiden, sondern das, was im Gehirn wirklich passiert?

Der britische Neurologe Oliver Sacks hat Zeit seines Lebens versucht, komplexe medizinische Vorgänge allgemein verständlich zu erklären. Sein Bestseller »Der einarmige Pianist« (im Original: »Musicophilia«) vermittelt genau das. Das Meta Theater München bringt vom 4. bis 6. Februar im Schwere Reiter (Dachauer Straße 116) eine musiktheatrale Performance auf die Bühne, die sich genau mit diesen Vorgängen befasst. Grundlage ist Oliver Sacks’ Buch. Das Werk trägt auch dessen Originaltitel »Musicophilia«.

Die Musikperformance bedient sich der Figuren aus dem Buch und führt das Publikum auf eine dramatisch-poetische Reise durch das menschliche Gehirn. Erkenntnisse aus der Neurologie werden durch unerwartete Perspektiven, Farben, Choreographien und Klänge künstlerisch erfahrbar: Die Grenzen zwischen äußerem und innerem Erleben von »Musik« verschwimmen in einem Kaleidoskop aus Licht, Bewegung und Klang.

Wie im Buch, wird auch auf der Bühne episodenhaft dargestellt, wie Menschen nach einer Hirnerkrankung ihre Musikalität verlieren oder gewinnen. Autor und Bachmann-Preisträger Norbert Niemann spannt in seiner Bühnenfassung von »Musicophilia« aus unterschiedlichen Phänomenen wie Demenz, Amusie, Tinnitus, absolutem Gehör oder Synästhesie einen Bogen, den vier Darsteller unter der Leitung von Axel Tangerding zu den Kompositionen und Soundscapes von Steffen Wick und Simon Detel mit Leben erfüllen. Die Darsteller und Musiker werden im wörtlichen Sinne zu singenden Klangkörpern.

Begleitet werden die Aufführungen von einem wissenschaftlichen Rahmenprogramm in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Neurowissenschaften, Leipzig, und der Berlin School of Mind and Brain. An allen drei Vorstellungsabenden ergänzen Vorträge aus dem klinischen Alltag zum Thema Musik und Neurologie die Veranstaltungen.

Der Eintritt zu den Aufführungen kostet 24 Euro (ermäßigt 18 Euro). Karten sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen in München. Mit etwas Glück gewinnen Sie zwei Eintrittskarten. Wir verlosen Tickets (s. Kasten links). Der Eintritt zu den begleitenden Veranstaltungen ist frei. Das Rahmenprogramm beginnt jeweils um 19 Uhr, die Performance um 20 Uhr.

»Hier spricht die Musik!« – unter diesem Titel stellt Dr. Daniela Sammler am Donnerstag, 4. Februar, die Reaktionen des Gehirns auf Musik und Sprache vor und hebt Parallelen hervor, die durch völlig unterschiedliche Eindrücke hervorgerufen werden.

Musik als ­Forschungsobjekt der Neurologie

Dr. Thomas Fritz beleuchtet am Freitag, 5. Februar, den »positiven Einfluss von Musik auf den Menschen«. Dass es eine Wirkung gibt, ist bekannt. In seinem Beitrag geht der Referent darauf ein, wie Musik das Erleben von Zeit angenehmer und langweilige Tätigkeiten kurzweiliger macht. Neben einer Reihe von anderen faszinierenden Effekten auf den Menschen, kann Musik auch Kraftanstrengung beim Sport wesentlich reduzieren und dem Gehirn nach einem Schlaganfall bei der Rehabilitation helfen. Über das universelle Phänomen »Musik« spricht Dr. Arno Villringer am Samstag, 6. Februar.

Er geht darauf ein, wie Musik starke Emotionen auslösen kann – ein Umstand, der die Wissenschaft zu weiten Teilen noch immer vor Rätsel stellt. So berichtet Villringer von einer 40-jährigen Managerin, die durch einen Hirntumor plötzlich eine begeisterte Malerin wurde. Oliver Sacks beschreibt in »Musicophilia« Menschen, die nach einer Schädigung des Gehirns plötzlich zu extremen Musikliebhabern werden. Eine Interpretation dieser Befunde sei laut Villringer, dass eine musische Veranlagung möglicherweise in jedem von uns schlummert, aber durch Schaltkreise normalerweise »unterdrückt« würden, jedoch bei Störung dieser Schaltkreise »freigesetzt« werden könnten.

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Artikel vom 21.01.2016
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