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Alles andere als einfach
Ohne »München ist bunt« wäre das Jahr anders verlaufen
Micky Wenngatz (rechts vorne) hat eine zentrale Botschaft: München ist bunt! Hier setzt sie sich mit ihren Parteifreunden Christian Vorländer, Claudia Tausend und Florian Post (v. li.) dafür ein. Foto: Verein
München · Wunsch und Wirklichkeit klaffen oft weit auseinander. Wer hatte sich schon eine Griechenlandkrise gewünscht, die im zu Ende gehenden Jahr sechs Monate lang die Schlagzeilen bestimmt hat?
Artikel vom 25.12.2015: Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott über einfache Lösungen
Wer hatte sich eine Eskalation des Bürgerkriegs in Syrien gewünscht, die eine riesige Flüchtlingsbewegung ausgelöst hat? Das Jahr ist anders verlaufen, als es sich viele erhofft und gewünscht hatten. Auch für Micky Wenngatz, Vorsitzende des Vereins »München ist bunt e.V.«. Ihr wäre es lieber gewesen, nicht Montag für Montag die Pegida und deren Spaziergänge im Auge behalten zu müssen. Zu erleben, wie verunsicherte Menschen von den »besorgten Bürgern« instrumentalisiert und missbraucht werden, um eine grundsätzlich islamfeindliche Gesinnung in der Gesellschaft zu etablieren. »Das sind keine ›besorgten Bürger‹ «, stellt Wenngatz klar, da würden nur fremdenfeindliche Parolen gegrölt. »Die rassistische Hetze darf niemals unwidersprochen bleiben«, beharrt die unermüdliche Kämpferin für ein offenes, freiheitliches, demokratisches München. Sie ist von »Wir schaffen das« mindestens so weit entfernt wie von diesen Parolen. Die Menschen in Deutschland hätten Angst. Vor der immer wieder propagierten »Islamisierung«. Vor einem Wertewandel. Vor einer Überlastung der Sozialsysteme. Vor einer Schmälerung ihres Wohlstands.
»Die Ängste der Bürger muss die Politik ernstnehmen«, sagt die 55-Jährige. Die Politik, das ist auch Micky Wenngatz selbst. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln und gehört der SPD-Fraktion des Stadtteilparlaments an.
Wenngatz gesteht den Bürgern das Recht auf ihre Ängste zu, jedoch: »Die Ängste waren nicht so sehr vorhanden, sondern wurden gezielt geschürt.« Von den »besorgten Bürgern«, denen sich bei ihren Spaziergängen am Montagabend in schöner Regelmäßigkeit Vertreter aus dem rechtsextremen Lager anschließen.
Die Politik muss dringender denn je nachhaltige und glaubwürdige Antworten geben
»Das ›Abendland‹ war nie gefährdet«, wischt Wenngatz den Namen ihrer ideologischen
Gegner beiseite.
Es sei ein Merkmal von Rechtspopulisten, einfache
Antworten auf komplexe politische Probleme zu geben. Die vielbeschworene
»drohende Islamisierung« sei eine Vereinfachung.
Die Antwort: Grenzen dichtmachen, Asylbewerber abschieben und alles ist gut? Das glaubt niemand im Ernst, wird aber in dieser stark vereinfachten Form weisgemacht. In Dresden, wo Pegida seinen Ursprung hat, sind der Zulauf und die antiislamische Stimmung besonders groß – in einer Stadt mit einem Ausländeranteil von unter fünf Prozent. München hat einen Ausländeranteil von etwa 25 Prozent, trotzdem funktioniert Pegida hier nur in einem überschaubaren Rahmen. Oder gerade deswegen? Haben die Münchner einfach nicht genügend schlechte Erfahrungen gemacht? Oder sind wir hier schon unterwandert und islamisiert, wie die »besorgten Bürger« vermuten mögen?
Das Schüren der Ängste wird den Rechten leichtgemacht. Zum einen hat die Politik keine einfachen Antworten auf die Fragen der Bürger. Zum anderen mangelt es an Glaubwürdigkeit. »Wir schaffen das« reicht einfach nicht. »Wie schaffen wir das?« – diese Frage braucht nachhaltige Antworten. Als im Sommer die Zahl der Asylbewerber in Deutschland massiv anstieg, sei zuerst Handeln notwendig gewesen. Da habe sich auch München ist bunt engagiert.
Heute sagt Wenngatz: »Ich sehe durchaus die Schwierigkeiten. Die Infrastruktur in Deutschland wird überlastet.« Die einfache Antwort auf dieses Problem wäre die Einführung einer Obergrenze der angenommenen Asylbewerber. »Das kann nicht die Lösung sein«, insistiert Wenngatz.
Bis zur Jahresmitte hatten es Pegida/Bagida in München schwer. Der Zuspruch hatte seit Jahresanfang erheblich nachgelassen. »Wir hatten gehofft, dass sich Pegida im Sommer totgelaufen hat«, bekennt Micky Wenngatz. Es kam anders. In München findet die rechte Gesinnung dennoch keine »Abnehmer«, trotz der veränderten Situation. »Pegida kann hier nicht Fuß fassen, weil München Gesicht gezeigt hat.« So gelingt es München ist bunt in der Regel mehr Menschen für die Gegenbewegung zu organisieren als Pegida zusammenbringt. Dabei muss der Verein sehr kurzfristig reagieren und erreicht seine Unterstützer in den sozialen Netzwerken.
Aktuelle Infos unter www.facebook.com/muenchen.ist.bunt
So wie 2015 in seiner Entwicklung niemand vorhergesehen hat, so kann auch kein Mensch mit Sicherheit sagen, was 2016 bringt. München ist bunt hat das Leben in München in diesem Jahr beeinflusst. Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit so bleiben. Wenngatz: »Wir müssen wachsam sein und die Feinde unserer Demokratie als Feinde benennen.«
Ihr Wunsch: Jeder Münchner sollte sich vornehmen, an einem beliebigen Montag im nächsten Jahr gegen Pegida aufzustehen. Bei 1,5 Millionen Einwohnern wären dann jeden Montag fast 30.000 Münchner dabei. So viele müssten es gar nicht sein. »Wir wollen montags einfach mehr sein als Pegida.« Von Carsten Clever-Rott
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