Neue Hoffnung schöpfen

Besinnliche Worte zu Weihnachten von Dekan Johannes Kurzydem

Zum Pfarrverband gehört u. a. die Kirche St. Christoph (großes Foto). Dekan Johannes Kurzydem spricht über Weihnachten (Foto). 	Fotos: ch/Privat

Zum Pfarrverband gehört u. a. die Kirche St. Christoph (großes Foto). Dekan Johannes Kurzydem spricht über Weihnachten (Foto). Fotos: ch/Privat

Fasanerie/Feldmoching · Gedanken zu Weihnachten hat sich hier Dekan Johannes Kurzydem, Leiter des Katholischen Pfarrverbands Fasanerie-Feldmoching, gemacht.

»Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.« (Lk 2, 10-12)

Wir alle oder fast alle kennen die Weihnachtsgeschichte, die in der Advents- und Weihnachtszeit überall vorgelesen oder vorgespielt wird. Vom Kind, seiner Mutter, Hirten, Schafen und Engeln, die einen oft unbemerkten Satz ausgesprochen haben: »Fürchtet euch nicht! Denn heute ist euch der Retter geboren.«

Nicht fürchten müssen? Gerade in unseren Tagen wird mit der Angst, wird mit der Furcht und der Sorge vieler Mitmenschen gnadenlos umgegangen. Die E i n e n haben Angst um ihre Familien und ihr Leben und suchen ihr Heil in der Flucht nach Europa. Die  A n d e r e n haben Angst oder zumindestens ein mulmiges Gefühl, wie nun die Massen der bei uns Schutz suchenden gut integriert werden sollen und ob nicht Terroristen unter ihnen sind. Viele sagen: »Es ist eigentlich zum fürchten!« Und wie war es damals? War die Welt zurzeit von Christi Geburt im Heiligen Land besser?

Gewiss, wir verbinden immer noch mit dem Christfest eine alpenländische Idylle mit Schnee, Kerzen, Tannenduft und Geschenken. Doch das Gegenteil  war der Fall: Die Römer unterdrückten die Menschen in der unruhigen Provinz Palästina mit gnadenloser Härte. Der jüdische König Herodes war durch und durch korrupt und immer drauf bedacht, bei den Römern gut dazustehen. Auf der Strecke blieben dabei die Kleinen, die Machtlosen, die Armen, die Gescheiterten... Dann öffnet sich der Himmel über Bethlehem, und ausgerechnet die Hirten, die Ärmsten, hören die Frohe Botschaft als erstes: Fürchtet euch nicht! Das ist das eigentliche Wunder der Weihnacht. Gott kommt zur Welt. Der Herr kommt in sein Eigentum. Aber er kommt nicht so, dass wir uns vor ihm fürchten müssen, sondern so, dass wir ihn liebgewinnen müssen. Als kleines Kind in der Krippe. Aber am Weihnachtsfest, christlich betrachtet, geht es nicht um irgendwie geartete »Familien Festlichkeiten« oder um die Geburt des Weihnachtsmannes. Die Botschaft der Heiligen Christnacht durchbricht auch unsere heutigen Mauern der Angst, der Sorge, der Willkür aller Art. Aber dort, wo wir uns um das »wärmende Licht der Christnacht« stellen lassen, da wird dieses »Fürchtet euch nicht!« lebendig.

Da können auch wir mit dem Liedermacher Gregor Linßen, der in seinem Oratorium »Adam« über das Wunder der Menschwerdung Christi schreibt, singen: »Bethlehem ist da, wo Leben neu beginnt, Bethlehem ist da, wo der Funke Hoffnung überspringt, über und über und endlich bis zu mir: Bethlehem ist hier.«

Und das ist die Botschaft der Heiligen Nacht. In alles Dunkel dieser Welt bringt Gott in einer Nacht, die mit Recht »Heilige Nacht« heißt, Licht und Hoffnung. In diese Welt kommt mit der Geburt Jesu neue Hoffnung. Weil Gott uns nicht vertröstet und nur ein »gutes Gefühl« vermitteln will, sondern weil er zeigt, dass er uns auch in unserem Leid und in unserer Not nicht allein lässt. Durch seine Menschwerdung stiftet Gott einen Raum voll Hoffnung und Neubeginn.

Er verspricht uns kein leidfreies Leben, aber er zeigt schon in seiner ärmlichen Geburt im Stall an, dass er sich mitten in unser menschliches Dasein hineinbegibt: Denn er ist der Immanuel, der Gott-mit-uns. Das ist der Grund, warum Bethlehem nicht nur ein geographischer Ort bleibt, die Geburt des Herrn nicht nur ein historisches Ereignis. Dieser Gott des Lebens wird überall dort erfahrbar, wo Menschen aus dem Geist seiner Liebe heraus handeln. Deshalb ereignet sich Bethlehem auch in unseren Straßen und Wohnungen, deshalb gilt die Verheißung des Propheten Jesaja auch uns stets neu: »Das Volk das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf« (Jes 9, 1). Dass diese Verheißung Wirklichkeit wird, das zeigt das Fest der Weihnacht, wenn die Engel voller Freude verkünden: »Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr« (Lk 2, 11).

Diese Freude, diesen wirklichen Grund zu neuer Hoffnung wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen. Frohe und gesegnete Weihnachten sowie ein hoffnungsvolles Jahr 2016!

Artikel vom 23.12.2015
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