Gott ist nicht Gewalt

Schwabing · Gott ist Liebe – Gedanken von Pfarrer Johannes Oberbauer

Pfarrer Johannes Oberbauer teilt mit unseren Lesern seine Gedanken zu Weihnachten. 	Fotos: Soir, Oberbauer

Pfarrer Johannes Oberbauer teilt mit unseren Lesern seine Gedanken zu Weihnachten. Fotos: Soir, Oberbauer

Schwabing · Pfarrer Johannes Oberbauer von der katholischen Pfarrgemeinde »Maria vom Guten Rat« in Schwabing teilt seine Gedanken zu Weihnachten.

»Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.« So lautet einer der Kernsätze der Enzyklika »Deus caritas est – Gott ist die Liebe«.

Am ersten Weihnachtstag vor zehn Jahren, im Jahr seiner Wahl 2005, erschien diese erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. »Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und ihr geglaubt.« Das ist gleichsam eine Grundformel der christlichen Existenz. Wir haben der Liebe geglaubt. Mit dem Hintergrund der brutalen Terroranschläge von Paris am 13. November sowie der Gewalt, mit der der »Islamische Staat« Andersgläubige bedroht, ermordet und in die Flucht treibt, ist die Enzyklika »Gott ist die Liebe« weiterhin von hochaktueller Bedeutung. »Gott ist die Liebe« – das ist die einzige christliche Antwort gegenüber jenen, die zur Waffe greifen und rufen: »Gott ist groß«. Diese göttliche Liebe ist in unsere nächtlichen Gassen hinabgestiegen, ist sichtbar geworden in dem Menschen Jesus von Nazareth, dessen Geburt wir jedes Jahr an Weihnachten feiern. Das Licht der Liebe Gottes bricht ein in diese Welt – auf seine leise Art und Weise. Das leise Kommen geschieht mitten im Alltag. Gott will unser Leben leben, später wird er unsere Liebe leben und unseren Tod sterben. Schon im Kind Jesus tut sich eine fremdartige Macht kund, die berührt, bewegt und aufrichtet, aber auch die Menschen in die Entscheidung ruft.

Das alltägliche Leben gerät plötzlich an den wirklich lebenden und liebenden Gott. Seine Wahrheit macht frei und sie zwingt nicht; sie macht die Veränderung des menschlichen Herzens aus freien Stücken möglich.

Was mit harter Arbeit und menschlicher Leistung nicht zu schaffen war, wird uns Menschen nun umsonst angeboten. »Aus ›umsonst geschuftet‹ wird ›umsonst geschenkt‹.« (Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz). Das ist die Logik der Gnade: Geschenk und Überfluss. Gott respektiert die Freiheit des Menschen: wir haben die Freiheit und die Macht, dieses Geschenk anzunehmen oder auszuschlagen. An diesen weihnachtlichen Festtagen feiern wir das Ankommen dieser gewaltfreien Liebe Gottes in dem Kind Jesus von Nazareth. Dass dies mit der menschlichen Vernunft nicht Begreifbare unser Herz von Neuem ergreift, das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Artikel vom 23.12.2015
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