Diskurs über die Kunst

München-Nord · Vortrag über »Bildersturm« im Landtag

Diana Stachowitz, MdL, diskutierte mit Prof. Dr. Dr. Sander (l.) und Andreas Ohrenschall. 	Foto: Stachowitz

Diana Stachowitz, MdL, diskutierte mit Prof. Dr. Dr. Sander (l.) und Andreas Ohrenschall. Foto: Stachowitz

München-Nord · Kunst versus Religion: Freiheit oder Hohn? »Bildersturm« oder Ikonoklasmus meint eigentlich die Zerstörung von heiligen Bildern oder Denkmälern der eigenen Religion. Monotheistische Religionen wie das Judentum und später das Christentum schoben damit der heidnischen Vielgötterei einen Riegel vor, so die Mitteilung von Diana Stachowitz, MdL.

»Wer religiöse Bilder zerstört, will die Macht zerstören, die dahinter steht«, erklärte Dogmatikprofessor Dr. Dr. Hans-Joachim Sander. Auf Einladung der kirchenpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Diana Stachowitz, MdL, schlug der Salzburger Theologe kürzlich auf einer Veranstaltung im Bayerischen Landtag die Brücke zwischen historischem »Bildersturm« und der Zerstörung von Kunst im Namen des Islam, wie sie heute durch islamistische Terrormilizen praktiziert wird. Während Religion ein Ausdruck von Macht sei, so Sander, ist Spiritualität ein Ausdruck von Freiheit und persönlicher Unabhängigkeit, und Kunst wiederum sei ein Ausdruck eben dieser Spiritualität. Karikaturen wie die der dänischen Zeitung Jyllands-Posten oder des Satiremagazins Charlie Hebdo seien deshalb in den Augen der Islamisten eine Gefahr für ihren Anspruch auf absolute Macht. Das Spannungsfeld der Beurteilung dessen, was Kunst in Bezug auf Religion und Glauben darf und was nicht, wurde in der anschließenden Diskussion unter den Gästen deutlich. »Kunst an sich ist eben nicht ‚gut‘ oder ‚böse‘», so Sander. Kunst lebe von der Öffentlichkeit und davon, wie sie dort präsentiert und diskutiert werde. Der Münchner Künstler Andreas Ohrenschall ergänzte: »Interpretation beschränkt sich nicht nur auf das Kunstwerk an sich aus der Perspektive des Betrachters, sondern bezieht immer auch den Kontext zum Künstler mit ein«.

Für Sander steht fest: »Die Attentäter von Paris sind moderne Menschen, die mit dem Glauben und der Kultur des Islam nichts zu tun haben. Sie nutzen ganz bewusst Versatzstücke der Religion, um ihren Machtbereich zu erweitern, und sie tun das mit den modernsten Mitteln der Technik. Sie demonstrieren Macht mit den Möglichkeiten der Kunst, um ihre Macht auszubauen«. Man habe nur eine Möglichkeit, dieser Bedrohung entgegenzuwirken, fasste Gastgeberin Diana Stachowitz zusammen: »Wir müssen der Radikalität und dem Machtanspruch der Extremisten, denen nicht am Glauben gelegen ist, sondern an der Macht, mit den Grundwerten entgegentreten, auf denen unser Glauben basiert: Freiheit und Respekt«.

Artikel vom 15.12.2015
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