Diskussion beendet

Konzertsaal kommt ins Werksviertel – Gegenstimmen aus dem BA werden laut

Chefdirigent Marris Jansons erhofft sich von der Nähe des neuen Konzertsaals zu Angeboten wie der Tonhalle, auch das junge Publikum für klassische Musik begeistern zu können. 	Foto:  BR/P. Meisel

Chefdirigent Marris Jansons erhofft sich von der Nähe des neuen Konzertsaals zu Angeboten wie der Tonhalle, auch das junge Publikum für klassische Musik begeistern zu können. Foto: BR/P. Meisel

Haidhausen · Die Bayerische Staatsregierung hat in der vergangenen Woche entschieden, den geplanten neuen Münchner Konzertsaal im sogenannten Werksviertel am Ostbahnhof zu errichten.

Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) und den Münchner Philharmonikern stößt die Standortwahl auf euphorische Zustimmung. Auch der Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) steht hinter dem Vorhaben. Skeptische Stimmen werden dagegen im benachbarten Stadtteilparlament in Haidhausen laut.

Rund 15 Jahre lang wurde über den Bau eines weiteren Konzertsaals in der Bayerischen Landeshauptstadt diskutiert. Nun steht nicht nur fest, dass, sondern auch wo das neue Haus entstehen soll. Das Kabinett des Freistaats hat dem Standortvorschlag von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) im Werksviertel – dem Neubaugebiet auf dem ehemaligen Gelände der Pfanni-Werke zwischen der Rosenheimer Straße und der Friedenstraße– zugestimmt.

Für das 8.500 Quadratmeter große Grundstück im Stadtteil Berg am Laim sprächen die schnelle Verfügbarkeit, die vergleichsweise niedrigen finanziellen Risiken bei den Baukosten und das vorgesehene kreative Umfeld mit Künstlerateliers und der nahe gelegenen Tonhalle, heißt es in einer Presseerklärung des Bayerischen Kultusministeriums.

Das Werksviertel biete »die einmalige Chance, klassische und moderne Musik sowie Kunst in einem Kreativviertel mitten in München zu vereinigen«, schwärmt Spaenle. Marris Jansons, Chefdirigent des Symphonieorchesters des BR, das in dem Konzerthaus ein neues Domizil finden soll, teilt die Begeisterung. Besonders interessant an dem Standort sei seine Attraktivität für ein junges Publikum, erklärt er. Als »vielversprechend« bezeichnet das Projekt auch Christian Beuke, Sprecher der im Gasteig beheimateten Münchner Philharmoniker: »Das Werksviertel wird sicher ein spannendes Quartier.« Allerdings sei noch völlig offen, ob und in welchem Umfang sein Orchester dort spielen werde. Als Interimsstandort während der ab 2020 geplanten Generalsanierung des Gasteigs komme das neue Konzerthaus nämlich nicht in Frage. Sämtliche Studien hätten ergeben, dass die gleichrangige Bespielung eines Saals durch zwei Orchester nachteilig sei: »Deshalb müssen wir die Augen nach einem Übergangsquartier weiter offen halten.« Gelegentliche Auftritte der Philharmoniker im künftigen Stammhaus des Symphonieorchesters werde es aber vermutlich geben.

Robert Kulzer (SPD), Vorsitzender des BA 14, sieht im Beschluss der Bayerischen Staatsregierung ein »gutes Signal für den gesamten Stadtteil«. Lange Jahre habe sein Viertel zu den eher einfachen Stadtbezirken gezählt. »Wir vom BA haben das aber schon immer differenzierter gesehen, Berg am Laim ist sehr vielfältig«, erklärt Kulzer. Dies gelte auch für das Werksviertel. Hier entstünden sowohl hochwertige Eigentumswohnungen als auch Mietwohnungen. Wie bunt der Stadtteil sei, zeige sich auch am angrenzenden Piusplatz, der vorwiegend von genossenschaftlichem Wohnungsbau geprägt sei: »Preisdruck durch teure Wohnungen im nahen Umfeld kann es dort nicht geben.« Durch den neuen Konzertsaal werde sein Viertel aufgewertet. In der Summe sei dies positiv zu bewerten.

Gerade diese Aufwertung ist es aber, die Kulzers Kollegin Adelheid Dietz-Will (SPD), Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5), fürchtet. Ein Konzerthaus in unmittelbarer Umgebung führe zu steigenden Bodenpreisen, die sich auch bei den Bestandsgebäuden auf die Mieten auswirken könnten, mahnt sie: »Haidhausen und die Au geraten immer mehr unter Druck.« Zudem sei mit Verkehrsproblemen zu rechnen, wenn bis zur Eröffnung des Saals der Zugang von der Friedenstraße zum Ostbahnhof nicht verbessert werde: »Dann kommen die Konzertbesucher nämlich alle mit dem Auto.«

Jedoch verbessere das Bauvorhaben die Chancen, dass der vom BA schon lange geforderte zusätzliche Durchgang von der Friedensstraße zum Ostbahnhof nun endlich realisiert werde. Dieser Aspekt sei »begrüßenswert«, räumt Dietz-Will ein.

Auch das Berg am Laimer Stadtteilparlament setzt sich seit vielen Jahren für eine zusätzliche Unterführung zu den S-Bahn Gleisen ein. Ob die Deutsche Bahn, der Freistaat und die Stadt das Problem der unzureichenden Anbindung an den Bahnhof rechtzeitig vor Beginn der ersten Konzertsaison im Werksviertel lösen werden bleibt abzuwarten. In Betrieb genommen werden soll das Haus nach derzeitigen Plänen spätestens 2021. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist aber ebenfalls noch offen. Julia Stark

Artikel vom 16.12.2015
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