70 Jahre nach der Wiedergründung

Erdinger SPD gedenkt auf besondere Weise

Erding · »Genosse Schmidmayer eröffnet bei einer Anwesenheit von 25 Mitgliedern um 19 Uhr 30 die Besprechung.

Er gedachte aller jenen welche heute, nach 12 jähriger Unterbrechung, leider nicht mehr am Neuaufbau mitmachen könnten und erinnerte die Genossen an die Zeit von 1933 wo gegen das Ermächtigungsgesetz nur die SPD im Reichstag gestimmt hatte, die KPD war von der Sitzung bereits ausgeschlossen. Er erinnerte auch noch an den Bonzen Esser, welcher in Bayern am Juni 1933 sämtliche Funktionäre unserer Partei verhaften liess.«

Mit diesen Worten beginnt ein historisches Dokument. Es ist das Protokoll der Wiedergründung der Erdinger SPD, verfasst am 1. Dezember 1945, also vor genau 70 Jahren. Diesem bedeutsamen Tag gedachte die Erdinger SPD am vergangenen Dienstag auf eine besondere Weise. Sie lasen am Schönen Turm öffentlich aus diesem Protokoll. Neben dem Ortsvereinsvorsitzenden Benedikt Brüning zitierten auch Hans Schmidmayer, Enkel des in dem Protokoll genannten »Genossen Schmidmayer«, und Markus Marschall, Enkel des 1. Schriftführers und Verfassers des Protokolls, Rudolf Marschall, aus dem Dokument.

Enkel der Gründerväter lasen aus dem Protokoll von Dezember 1945

In den eine Seite langen Protokoll sind acht Ausschussmitglieder namentlich genannt. Von den insgesamt 25 Genossen, die an der Wiedergründung des Ortsvereins beteiligt waren, wurden einige hervorgehoben. Sie haben die Kommunalpolitik in der Kreisstadt maßgeblich geprägt, darunter Michael Schütz, zwischen 1925 und 1956 insgesamt 18 Jahre lang Stadtrat in Erding (mit Unterbrechung von 1933 bis 1946), Hans Schmidmayer, von 1948 bis 1966 Erster Bürgermeister der Stadt, und die langjährigen Stadträte Rudolf Marschall sen., Max Vogl, Hans Rettinger und auch Max Gotz, Großvater des gleichnamigen, heutigen Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt, der im Namen der CSU, aber natürlich für alle Erdinger auf dem Chefsessel des Rathauses sitzt.

1945 setzten sich die 25 Gründer unter anderem die Verwerfung jeder Kriegs- und Gewaltpolitik, die Wiederherstellung der persönlichen Freiheit und religiöse Toleranz zum Ziel. Die erste Prämisse stellte jedoch die Bewältigung der Nachkriegsproblem dar; Wohnungsbau, Versorgung der Bevölkerung und der Flüchtlinge – Problemstellungen, denen sich die aktuelle Politik auch zu großen Teilen stellen muss. Politik hört nie auf und so können die heutigen Mandatsträger nachempfinden, was ihren Vorgängern vor 70 Jahren durch den Kopf gegangen sein mag. Ihr großes Glück ist es, nicht auch so menschenverachtende Taten selbst miterlebt zu haben wie ihre politischen Ahnen.

Artikel vom 04.12.2015
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