Erding · Der neue Stadtpark erfreut sich allgemein hoher Akzeptanz

Die Erdinger lieben ihren neu gestalteten Stadtpark. Nach anfänglich kritischen Debatten ist die »grüne Lunge« der Stadt das geworden, was sie werden sollte: ein Treffpunkt für alle Generationen. Foto: kw

Erding · Der Stadtpark in Erding, grüne Lunge, Naherholungsgebiet, Spielwiese und Naturreservat. Alle diese »Funktionen«, wie das im Amtsdeutsch heißt, muss er erfüllen können, wobei die unmittelbare Nähe zu einer Senioren-Wohneinrichtung für die Planer der laufenden Umgestaltung einen sogenannten Zwangspunkt darstellt.

Vor allem aber ist es ein emotionales Thema. Als die Stadt die Umgestaltung anging, kochten erst einmal genau diese Emotionen hoch, weil tatsächlich Bäume gefällt werden mussten. Daraus hat die Stadt gelernt und eine Informationskampagne gestartet, die Wirkung zeigt. Proteste und kritische Bürgermeinungen sind komplett abgeebbt. Am Eingang des Stadtparks hat die Stadt Informationssäulen aufgestellt, die über das Vorhaben informieren und noch mehr leisten: Sie erzählen die Geschichte des Stadtparks, seine Entstehung. Aber es geht eben auch um die Planung, die jetzt realisiert ist.

Hintergrund ist die Chance für die Stadt Erding gewesen, den Stadtpark deutlich zu erweitern. Das rief geradezu nach einer Neuausrichtung in einzelnen Bereichen. Oberbürgermeister Max Gotz schreibt in einer Informationsbroschüre: »Was einst als Schlosspark begann, ist heute ein unglaublich wertvolles Stück Natur im Herzen der Stadt – zum Wohl und zum Nutzen für uns alle.« In den Herbstferien erwies sich das einmal mehr als wahr: Der alte Baumbestand hat weitgehend erhalten werden können, die Sempt ist zentraler Ankerpunkt im Park, weil sie das Gelände durchfließt. Die Erdinger haben »ihren« Stadtpark nach der Zeit der Sperrung für die Bauarbeiten – es war zeitweise objektiv gefährlich wegen Baumfällungen – wieder zurückerobert, vor allem die Kinder nutzen das, was die Planer »Aktionsfläche« nennen. Der Spielplatz ist eine Besonderheit, denn er ist als »Kelten-Spielplatz« ausgelegt, orientiert an der Stadtgeschichte. Fröhliches Kindergeschrei kommt aber nur stark gedämpft bei der Senioren-Wohnanlage an.

Die Hauptarbeit wurde 2013 abgeschlossen. In den vergangenen Tagen waren die Arbeiter der Stadt noch einmal am zentralen Spielplatz zugange. Das Konzept ist anscheinend aufgegangen. Eine der »Funktionen« hat mit der Neugestaltung ein größeres Gewicht bekommen: Die des »Naturreservats«. Die Fachplaner haben in der Zeit vor der Neugestaltung eine weitgehende Verwilderung festgestellt und diese sei zulasten der Artenvielfalt gegangen. Jetzt ist der Stadtpark sogar zu einer Art »grünes Klassenzimmer« geworden, denn es sind nicht nur mehr Pflanzen- und Tierarten zu finden, sie können anhand von gut gemachten Informationstafeln auch bestimmt werden. Das geht weit über die »Standard-Parktiere« wie Höckerschwan, Stockente und Blässhuhn hinaus.

Wie sehr die Erdinger ihren Stadtpark angenommen haben, lässt sich in sozialen Netzwerken ablesen, wo aktuell fast schon ein Foto-Wettbewerb zu laufen scheint nach dem Motto: »Wer hat das schönste Herbstmotiv?« Wenn sich die bunten Bäume in der Sempt spiegeln, die Enten durchs Bild schwimmen, reizt das in der Tat dazu, auf den Auslöser zu drücken. Die Kommentare sprechen eine eindeutige Sprache. Akzeptanz kann man nicht verordnen. Den Planern in Erding ist es jedoch allem Anschein nach gelungen, durch konzeptionell und handwerklich gute Arbeit viele Erdinger von ihrem neu gestalteten Stadtpark zu überzeugen – trotz mancher kritischer Stimme im Vorfeld. kw

Artikel vom 13.11.2015
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