Im Boden verborgen

Kreis Erding · So mancher Fund zieht »Folgelasten« nach sich

Der stellvertretende Landeskonservator Jochen Haberstroh hilft gern, wenn Gemeinden von »ihren« Grabungsfunden etwas haben möchten, was sie herzeigen können. 	Foto: kw

Der stellvertretende Landeskonservator Jochen Haberstroh hilft gern, wenn Gemeinden von »ihren« Grabungsfunden etwas haben möchten, was sie herzeigen können. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Es sind Fragen von ganz grundsätzlicher Bedeutung, die der historische Verein Erding zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege fast schon nebenbei hat beantworten müssen.

Archäologie steht unter einem massiven Rechtfertigungsdruck: Sie kostet teilweise abenteuerliche Summen und bezahlen muss der Grundstücksbesitzer, der bauen möchte. Darum tourt das Landesamt auch durch ganz Bayern überall dort, wo größere Grabungen haben stattfinden müssen. Dort fährt es eine Menge von Experten auf, zeigt viele Bilder und das Interesse ist auch regelmäßig da.

Was die Archäologen finden, ist von unschätzbarem Wert, teilweise auch, was das reine Material angeht: So fanden die Grabungshelfer mit Spachtel und Pinsel pures Gold in Langenpreising: Das Stück entpuppte sich als ein durchaus massives 17 Zentimeter langes Kreuz aus Blattgold, dicker als sonst diese Grabbeigaben sind und um eine solche handelt es sich. Die Kirchenpflegerin Margot Myrt war es, die die Fragen der Fragen stellte: »Werden diese Sachen auch mal ausgestellt?« Der stellvertretende Landeskonservator Jochen Haberstroh holte weit aus und sorgte für eine echte Überraschung: Die ganzen ausgegrabenen Stücke gehören zunächst einmal der Gemeinde. Die war schließlich erstens Grundstücksbesitzer und hat zweitens die Grabungen bezahlt. Was macht aber jetzt eine Gemeinde mit diesen Stücken?

Sie kann sie nicht fachgerecht verwahren, denn Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen kontrolliert werden, dazu muss sie natürlich für Sicherung und Versicherung sorgen. Weiter – und zentral – muss eine fachgerechte Restaurierung sichergestellt werden. Haberstroh sprach diplomatisch von »Folgelasten«, die der Besitz solcher Fundstücke bedeute. Das sei aber immer noch nicht alles: Wissenschaftler müssten die Möglichkeit haben, weiter an und mit diesem Material zu arbeiten. Und so ist die Reaktion allgemein frustriert bei dem Gedanken, die Fundstücke seien »für Langenpreising verloren«; eine Einschätzung, die Haberstroh so nicht stehen lassen wollte. Immerhin gebe es immer wieder Möglichkeiten, diese Fundstücke auch in der Gemeinde, wo sie zum Vorschein gekommen seien, zu präsentieren. Genau hierbei werde das Landesamt immer wieder behilflich und auch der Archäologische Verein im Kreis Erding sei hier ganz sicher bereit dazu. Obendrein gebe es eine Möglichkeit im nahen Museum Erding. Dieses erfülle nämlich genau diese Voraussetzungen, die er genannt habe, stellte er klar.

Im Kreis Erding ist es überdies so, dass der Vorsitzende des archäologischen Vereins Erding auch zugleich Leiter des Museums Erding ist. Aber das ist ein in diesem Fall glücklicher Zufall, der in der Langenpreisinger »Fundsache« eine erhebliche Auswirkung für die Gemeinde haben kann: Langenpreising feiert 2017 ein Ortsjubiläum: 1250 Jahre ist dann die erste urkundliche Erwähnung her, und es war wiederum Haberstroh, der die Langenpreisinger darauf aufmerksam machte, wie dicht sie mit den Ausgrabungen an ihrem »Gemeindegründer« dran sind. Die in Langenpreising gefundenen Gräber seien eindeutig herausragenden Leuten ihrer Zeit und Region zuzuordnen. Sie stammen aus dem frühen achten Jahrhundert, also kurz nach dem Jahr 700, gerade mal zwei Generationen vor besagter erster urkundlicher Erwähnung.

Und es ist nach den Worten Haberstrohs absolut möglich, dass es genau diese Familie sei, die diese Erwähnung bewirkt habe, denn erstens könne ein gewaltsamer Tod ausgeschlossen werden und zweitens gebe es keinen Grund anzunehmen, dass es einen Bruch in der Herrschaft gegeben hat. Zum Jubiläum spätestens werden die Langenpreisinger also auf das Landesamt wieder zukommen. kw

Artikel vom 06.11.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...