Leidenschaft fürs Stricken

München-Nord · »Granny Socks« spendeten bereits mehr als 50.000 Euro für gute Zwecke

Ingeborg Seifert (von links), Gerda Scholz und Hilde Heinrich beim Stricken in der Seniorenbegegnungsstätte.	Foto: js

Ingeborg Seifert (von links), Gerda Scholz und Hilde Heinrich beim Stricken in der Seniorenbegegnungsstätte. Foto: js

Harthof · Seit rund zehn Jahren treffen sich Frauen aus dem Münchner Norden in der Seniorenbegegnungsstätte in der Schleißheimer Straße, um gemeinsam für einen guten Zweck zu stricken.

Insgesamt 57.000 Euro sind auf diese Weise inzwischen bereits zusammengekommen, die von der Gruppe an gemeinnützige Einrichtungen – vorwiegend aus dem Viertel – gespendet wurden. Nun soll aus dem Projekt ein offiziell eingetragener Verein werden.

Fachmännisch betrachtet Ingeborg Seifert einen blauen Strumpf. »An der Wade könnte das zu eng werden«, sagt sie. Ihr Tipp: »Für den Aufschlag nimmt man dickere Nadeln, dann dehnt sich die Socke oben besser.« Die 80-Jährige aus dem Hasenbergl muss es wissen. Sie ist Mitbegründerin der »Granny Socks«, einer Gruppe der Diakonie Hasenbergl, die jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte zum Stricken zusammenkommt.

Auch andere Expertinnen sind dort anzutreffen. »Gelernt habe ich das Stricken in der Schule, und ich habe es mein Leben lang beibehalten«, sagt die 87-jährige Hilde Heinrich aus Oberschleißheim. Für die »Granny Socks« stellt sie zum Beispiel Kleinkinder-Garnituren mit Schuhen, Westen und Mützen oder traditionelle Trachtenjacken für Kinder her. Willkommen sind bei der Gruppe aber auch Anfängerinnen. »Wenn jemand nicht stricken kann, ist das gar kein Problem, wir bringen das den Leuten schon bei«, sagt Seifert und lacht. Linda Grois (67), die ebenfalls im Hasenbergl wohnt und zum ersten mal an dem Projekt teilnimmt, bestätigt dies. »Hier kann man wirklich viel lernen«, lobt sie. Gestrickt wird bei den »Granny Socks« aber nicht nur aus Freude an der Handarbeit. Regelmäßig verkaufen die Damen ihre Waren auf Märkten.

Das gesamte Geld, das die Seniorinnen dabei erwirtschaften, kommt bedürftigen Kindern und Jugendlichen zugute. »Wir spenden jeweils 1.000 Euro«, erklärt Seifert. Übergeben worden sei dieser Betrag unter anderem an die Förderschule an der Rothpletzstraße, das Wichern-Zentrum am Heinrich-Braun-Weg und das Projekt Afra der Diakonie Hasenbergl, das junge Menschen ohne Berufsausbildung unterstützt. Der soziale Aspekt sei sehr motivierend, sagt Ingrid Schmalfuß (66) aus Feldmoching: »Ich kann hier meinem Hobby nachgehen und dabei auch noch Gutes tun.«

Allerdings sind die »Granny Socks« auch selbst auf Spenden angewiesen. »Wir kaufen nämlich nichts«, betont Heinrich. Material wie Wolle und Knöpfe können Anwohner, die die Initiative unterstützen wollen, dienstags und donnerstags zwischen 10 und 12 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte abgeben. Knapp sei derzeit Sockenwolle, sagt Heinrich: »Die brauchen wir im Moment dringend.«

Künftig werden sich für Heinrich und ihre Mitstreiterinnen die Möglichkeiten, Spenden anzunehmen, jedoch noch einmal erweitern. Denn aus dem Projekt soll ein eingetragener Verein werden. Anlass dazu sei gewesen, dass die Gruppe im vergangenen Jahr den Innovationspreis der Initiative »A runde Sach« gewonnen habe, berichtet Angela Wieser, Leiterin der Seniorenbegegnungsstätte. Die Auszeichnung beinhalte professionelle Unterstützung bei der Gründung eines Vereins. »In Kürze ist es so weit«, kündigt Gerda Scholz an, die den Vorsitz übernehmen wird.

Die »Granny Socks« werden dann offiziell als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister eingetragen sein und können zum Beispiel Spendenquittungen ausstellen, die von der Steuer absetzbar sind. Wer sich für das Projekt interessiert kann ohne Anmeldung einfach dazu kommen und bei Kaffee und Kuchen mitstricken. Julia Stark

Artikel vom 01.11.2015
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