Stille Helfer in der Not

München · Kleine und große Schicksalsschläge: Der Flughafenverein hilft

Thomas Bihler mit dem Glücksbringer des Flughafenvereins, dem Teddy mit dem roten Pulli.	Foto: cr

Thomas Bihler mit dem Glücksbringer des Flughafenvereins, dem Teddy mit dem roten Pulli. Foto: cr

München · Eine Familie mit etwa 40.000 Mitgliedern – das gibt’s doch gar nicht. Für Thomas Bihler kein Hindernis, die Mitarbeiter am Münchner Flughafen unter einem »Familiendach« zusammenzubringen.

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Diese Idee hatte Bihler, der selbst seit 1992 am Münchner Flughafen arbeitet, vor etwa 20 Jahren. Mit der Gründung des Flughafenvereins hat er sie zusammen mit seinen Mitstreitern umgesetzt. Jeder ist für jeden da.

Was dann passierte, hatte Bihler so nicht vorausgesehen. Aber er tat das, was er noch heute macht: Er reagierte schnell, nutzte die Chance und gab dem Flughafenverein eine weitere Bestimmung: helfen, wenn Hilfe gebraucht wird.

Alles begann mit einem Fleckerlteppich. 78 Meter lang, genäht in 78 Stunden. »Weil unser Tower 78 Meter hoch ist«, erklärt der 53-Jährige. Ein Symbol sollte es werden und das wurde der Teppich auch. Schnell kam die Idee auf, den Teppich stückweise zu versteigern. 20.000 Mark kamen auf diese Weise zusammen. Das Geld wurde für Hilfsaktionen eingesetzt – der Beginn eines beispiellosen Engagements durch den Flughafenverein.

»Jeder muss ein gleich großes Stück vom Kuchen bekommen«

»Heute bestellt, gestern geliefert« – so bringt Thomas Bihler die Arbeitsweise des Vereins leicht überspitzt auf den Punkt. Der Gedanke dahinter: Hilfe muss oft schnell geleistet werden. Schnell und unbürokratisch hilft der Verein, wann immer es geht. So wird auch mal eine Rechnung für eine Lieferung Heizöl übernommen, schließlich steht der Winter vor der Tür. Jeder Fall wird genau angeschaut. Der Vorteil: Die Tippgeber gehören zu Thomas Bihlers erweitertem Netzwerk. Auf sie kann er sich verlassen. Wenn es heißt: Wir brauchen Hilfe, kann der Verein sofort reagieren. Publicity ist nicht sein Ding. Bihler schätzt die »stille Hilfe«. Dennoch heißt es nicht zu unrecht: Tue Gutes und rede darüber. Darüber reden, das überlässt der gebürtige Landsberger lieber anderen. Ihm ist die eigentliche Arbeit des Vereins wichtiger. »Der Verein und seine Projekte sind nach meiner Vorstellung ein großer Kuchen. Jeder muss ein gleich großes Stück von diesem Kuchen abbekommen«, erläutert Bihler.

Mittlerweile geht es längst nicht mehr »nur« um den Mikrokosmos Flughafen. Der Flughafenverein hilft auch darüber hinaus, in Erding, in Freising, in München, genauso aber auch international mit verschiedenen Projekten. Die eigene »Familie« verliert der Verein dabei nicht aus den Augen. So läuft weiterhin die Aktion »Feuerwehrmann Eglhuber« auf vollen Touren. Der Hauptbrandmeister Alfred Eglhuber von der Flughafen-Feuerwehr erlitt Ende Januar einen beidseitigen Schlaganfall. Sein Leben konnte gerettet werden, aber Eglhuber war von einem Moment auf den anderen ein Pflegefall. Von dem Schicksalsschlag ist besonders seine Familie betroffen, die Ehefrau, die mit sieben Kindern das Leben neu organisieren muss und das nach wie vor unter dem Eindruck der schweren Erkrankung ihres Mannes. Für Bihler und den Flughafenverein war es wichtig, hier ein Zeichen zu setzen. »Die helfenden Berufe sind rund um die Uhr für die Gesellschaft da und bekommen doch viel zu wenig Dank. Jetzt müssen wir für Alfred Eglhuber da sein.«

Bihler ist ein Macher. Er macht auch viel für die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Bihler sieht den Flüchtlingsstrom mit gemischten Gefühlen, kommt aber nicht umhin, die Münchner für ihr Engagement zu loben: »Was München macht, ist weltmeisterlich.«

Auf die Frage, warum sich Thomas Bihler so einsetzt, gibt er eine für ihn typisch klare und kurze Antwort: »Helfen macht glücklich.« Ergreifende Schicksale gehen ihm nah und wenn er sieht, wie die Hilfe des Flughafenvereins funktioniert und welche Emotionen das auf beiden Seiten freisetzt, dann hat er sein Ziel erreicht – für andere und für sich.

Jeder kann helfen, jeder kann sich engagieren, jeder kann zur erweiterten Flughafenfamilie gehören mit einer Mitgliedschaft im Flughafenverein. Mehr dazu unter www. flughafenverein.de – dort gibt es auch zahlreiche Informationen über laufende und vergangene Projekte, wie zum Beispiel das Findlingskind Franziska.

Noch lieber sieht es Thomas Bihler, wenn die Menschen einfach da helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Ganz im Sinne des Flughafenvereins.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 16.10.2015
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