Beate Heller ist neue Schulleiterin der Grundschule an der Lenbachallee

Ottobrunn · »Lebenschancen junger Menschen verbessern«

Schulleiterin Beate Heller.  	Foto: privat

Schulleiterin Beate Heller. Foto: privat

Ottobrunn · Seit dem Abschied der bisherigen Rektorin Christa Grasl zum Schuljahresende im Sommer war klar, dass die Grundschule an der Lenbachallee eine neue Schulleiterin brauchte.

Die langjährige Konrektorin Beate Heller stellt sich seit dem neuen Schuljahr gerne dieser Herausforderung. Mein Ottobrunn sprach mit ihr über ihre neuen Aufgaben.

MO: Frau Heller, seit wann sind Sie an der Grundschule an der Lenbachallee?

Beate Heller: Ich bin seit neun Jahren an dieser Schule – von Anfang an als Konrektorin – und habe überwiegend in den ersten und zweiten Klassenstufen unterrichtet.

MO: Jetzt sind Sie die neue Schulleiterin. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Heller: Die Aufgaben auf meinem Schreibtisch haben sich verändert; die Aufgabenstellung als solche bleibt unverändert: Möglichst gleiche Lebenschancen für alle Kinder unserer Schule zu ermöglichen. Dies ist keine Worthülse, dies ist mein Antrieb, mein Ziel und der Grund, warum ich Lehramt studiert habe. Ich freue mich auf Kinder, jeden Tag, egal, ob ich in einer Klasse stehe oder mich um organisatorische Fragen kümmere. Es geht immer um die Entwicklung unserer kleinen Kunden.

Training im Sozialverhalten

MO: Wo liegen die Aufgaben einer Grundschule außer dem Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen?

Heller: Ich halte das Erlernen eines verantwortungsvollen Sozialverhaltens in der Gruppe für die Schlüsselkompetenz schlechthin. Wir sind eine bunte Schule mit Kindern aus rund zehn verschiedenen Nationen in einer Zeit des politischen Umbruchs und starker gesellschaftlicher Veränderungen. Es ist uns in unserer Schulfamilie in den letzten Jahren – so ist mein Eindruck – sehr gut gelungen, diese Offenheit und Toleranz zu leben und vorzuleben. Wer diesen Schlüssel in Händen hält, dem werden sich die nächsten Tore in Beruf, Familie und Gesellschaft von allein öffnen. In der Grundschule wird der Grundstein auch für gesellschaftliches Engagement in der Zukunft gelegt. Offenheit, Toleranz, Hilfsbereitschaft sind Werte, die wir mehr denn je brauchen. Ein Blick auf die Flüchtlinge am Münchener Hauptbahnhof genügt, um das zu erkennen. Unsere Kinder erlernen von Schulbeginn an Verantwortung für sich und für andere zu übernehmen. Dies gilt erst recht für diejenigen Jungen und Mädchen z.B. mit einem Handicap und für die, die oft einen unglaublich beschwerlichen Weg hinter sich haben, bevor sie das Schicksal nach Ottobrunn führt hat. Sie sind bei uns alle herzlich willkommen!

Gleiche Chance für alle<</span>>]

MO: Welche Aufgaben stehen an und was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Heller: Ich möchte auf diese Frage drei Themen in den Mittelpunkt rücken, die mir und meinen Kolleginnen wichtig sind: Thema Inklusion: Inklusion ist ein emotionales und oft belastetes Thema in der Politik. Hier muss sich noch viel verbessern, um allen Kindern gerecht zu werden. Wir sagten von Anfang an »Ja« zur Einbindung aller Kinder in unser Schulleben. Wer will schon »Behinderung« definieren und wozu soll das gut sein? Wir wollen uneingeschränkt miteinander und voneinander lernen und haben diese Aufgabe gerne aufgegriffen. Wir lassen hier auch nicht locker. Die Richtung stimmt, der Weg zum Ziel ist noch weit.

Thema Migration: Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt. Was interessieren uns »Ausländerquoten«? Unsere Schulkinderquote liegt bei 100 Prozent! Es belastet uns, dass vieler dieser braunen Kulleraugen Krieg, Flucht, Vertreibung und bittere wirtschaftliche Not sehen mussten. Sie sind die Schwächsten und für ihr Schicksal überhaupt nicht verantwortlich. Der Helferkreis Asyl hat hier an unserer Schule seinen Anfang genommen. Ich bin sehr dankbar, dass es allen in der Schulfamilie ein Herzensanliegen war und ist, diesen Kindern ihre Ängste zu nehmen, sie gleichberechtigt einzubinden, wirtschaftliche Not ein wenig abzufedern und Lebenschancen anzubieten. Die besten Unterstützer waren und sind hierbei unsere Schulkinder. Es ist oft eine Wonne, anzusehen, wie liebevoll Kinder auf ihre neuen Altersgenossen zugehen.

Thema Ganztagesschule: Hier gab es kein Zögern und Zaudern. Als erste Ottobrunner Grundschule haben wir uns sehr aktiv darum bemüht, schnell mit einem Ganztagesangebot unseren kleinen Kunden gerecht zu werden. Familienpolitisch ein wenig halbherzig gewollt, von der Gemeinde Ottobrunn von Beginn an tatkräftig unterstützt, ist an unserer Schule ein echter Mehrwert für unsere Schulkinder entstanden. Wir sehen die großen Chancen für die Kinder dieser Klassen: intensiveres soziales Lernen mit Gleichaltrigen, verbesserte Sprachentwicklung durch mehr Zeit in einer gleichaltrigen Gruppe, verbesserte Chancengleichheit in der Lernentwicklung.

MO: Was wollten Sie als Kind werden?

Heller: Für mich stand schon sehr früh fest, dass ich als Pädagogin an der Verbesserung der Lebenschancen besonders junger Menschen mitarbeiten wollte. Die Grundschulzeit ist das Tor und der Schlüssel zum selbständigen, eigenverantwortlichen Leben und nicht weniger. Das zog mich magisch an und hat mich nie wieder losgelassen. MO

Artikel vom 08.10.2015
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