Management für Biber

Das Zusammenleben von Mensch und Tier wird geregelt

Gerhard Schwab steht den Biberberatern zur Seite, wenn das gewünscht wird. Einen jungen Biber – ein Waisenkind – hatte er bei einem Ortstermin in einer Kiste dabei. 	Foto: kw

Gerhard Schwab steht den Biberberatern zur Seite, wenn das gewünscht wird. Einen jungen Biber – ein Waisenkind – hatte er bei einem Ortstermin in einer Kiste dabei. Foto: kw

Erding · Es ist das größte Nagetier Europas, und es ist streng geschützt: Der Biber war im Kreis Erding bereits ausgerottet, konnte aber nicht zuletzt aufgrund viel ehrenamtlichen Engagements wieder angesiedelt werden.

Natürliche Feinde hat er hier praktisch nicht, und so vermehrte sich der Biber schnell und gründlich. Das tat er nicht immer zur Freude aller. Er ist bekanntlich das einzige Tier, das seinen Lebensraum selbst gestalten kann: Der Biber fällt Bäume, baut Dämme, gräbt unterirdische Gänge. Letztere haben schon zu Unfällen geführt: Wenn nämlich die »Decke« dieser Gänge unter dem Druck eines Traktorreifens nachgibt, kann das gefährlich werden. Und die Angelsportler sind auch nicht begeistert, wenn rund um ihr Fischgewässer plötzlich die Bäume im Wasser liegen.

Sie greifen zur Selbsthilfe und schützen die Bäume mit Drahtgittern. Vor Kurzem ging der Bund Naturschutz in die Offensive und organisierte einen großen Ortstermin in einem Gebiet, das der Biber nachhaltig verändert hat. Umweltministerin Ulrike Scharf war dabei und nannte drei Säulen des ­»Bibermanagements«, das dem Wildtierschutz dienen soll. Die erste sei die Beratung. Genau diese hat der Landkreis Erding jetzt auf eine neue Grundlage gestellt und drei Biberberater nominiert, und zwar für jeden Bereich des Landkreises einen, der schnell erreichbar ist.

In diesen Wochen wird die entsprechende Karte auch in den Amtsblättern im Kreis veröffentlicht. Vor allem die Landwirte sind es, die ein erhebliches Interesse an diesem Thema haben. Jetzt also wird die von der Ministerin bei diesem Termin ausgegebene Marschrichtung konkret umgesetzt. Damit ist immer ein Ansprechpartner erreichbar, wenn der Nager sich an einer Stelle betätigt hat, wo er der Bewirtschaftung durch den Menschen Schaden zufügt.

Die zweite Säule überschrieb die Ministerin mit »Maßnahmen«. Tatsächlich gibt es auch eine Fangsaison. Die Biberfallen stehen dann an Gewässern, wo das Tier zu Hause ist. Die gefangenen Biber kommen dann, wie ein Jäger aus dem Landkreis dem Kurier Erding einmal augenzwinkernd sagte, »in ein Auslieferungsverfahren.« Getötet werden dürfen sie aus artenschutzrechtlichen Gründen eben nicht. Die dritte Säule sind Ausgleichszahlungen für etwaige Schäden. Auch daran wird gearbeitet: Es gibt einen Antrag im Landtag, den Etat hierfür auszuweiten. Dieser Antrag ist aktuell durchaus mehrheitsfähig, auch wenn sich die Ministerin spontan nicht festlegen wollte.

Die drei Biberberater im Landkreis Erding können sich auf Experten stützen, die der Bund Naturschutz bereit stellt: Zwei hochqualifizierte Ehrenamtliche stehen den Beratern zur Seite, wenn das gewünscht wird: Für Südbayern ist das Gerhard Schwab, der unter Tel. 01 72/ 6 82 66 53 oder per Mail unter GerhardSchwab@online.de erreichbar ist. Aber auch die übrigen Aktiven im Bund Naturschutz haben ein umfangreiches Informationsangebot unterbreitet.

Über den Kreisverband des Bund Naturschutz (www.bund-naturschutz-erding.de) sind diese Hinweise zu bekommen. Einen hatte der Landtagsabgeordnete Christian Magerl schon: Er rechne nicht mit einer massiven weiteren Ausbreitung, denn: »Alle besetzbaren Reviere sind besetzt.« kw

Artikel vom 11.09.2015
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