Reizthema in Unterföhring: Stadionstandort und Udes Vorwurf zum Wohnungsbau

»Gemeinde contra Stadt«

Unterföhring · Die Gemeinde Unterföhring befürchtet ein Verkehrschaos im Münchner Norden, verbunden mit Staus und Verkehrslawinen auch auf der Ortsdurchfahrt Unterföhring, wenn es zu einem Fußballstadion in Fröttmaning kommt.

Bereits heute ist die A-9 zwischen München und dem Münchner Kreuz nicht mehr in der Lage, das enorme Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Dies führt zu täglichen Staus stadtauswärts wie stadteinwärts.

Kommt nun noch ein Fußballstadion in Fröttmaning dazu, so wird nicht nur der aus dem Norden kommende Verkehr sondern auch die Verkehrsströme aus Osten, Süden und Westen über die A-99 und das Münchner Kreuz auf die A-9 geführt. Das muss zu einem Kollaps führen, der sich von der Autobahn auf das gesamte Nebenstraßensystem, die Ortsdurchfahrten und den öffentlichen Personennahverkehr ausweitet.

Hinzu kommt, dass die zu schaffende Autobahnausfahrt zum Stadion und die Parkplatzsuche der dort ankommenden Fahrzeuge ein Nadelöhr bilden wird, das kilometerweite Rückstaus auf der A-9 zur Folge haben wird. Außerdem befürchtet die Gemeinde Unterföhring, dass durch die enormen Kosten für den Infrastrukturausbau zugunsten des Fußballstadions in Höhe von bis zu einer Milliarde Mark andere wichtige Verkehrsprojekte im Münchner Umland nicht mehr realisiert werden können.

Dies gilt insbesondere für das Projekt Stadt-Umland-Bahn, welches zur Entlastung der Straßen und als Zubringer zu Zehntausenden von Arbeitsplätzen im Münchner Umland unabdingbar ist. Unterföhrings Bürgermeister Klaus Läßing (Freie Wähler) zum Thema Wohnungsfehlbedarf: »Oberbürgermeister Ude macht es sich zu einfach und lenkt damit nur von Fehlentwicklungen im eigenen Zuständigkeitsbereich ab, wenn er den schwarzen Peter den Umlandgemeinden und hier besonders Unterföhring zuzuschieben versucht. Der Vorwurf, die Unterföhringer locken die Betriebe aus der Stadt, bauen aber keine Wohnungen für die neuen Arbeitsplätze, ist schlicht falsch. Tatsache ist vielmehr, dass sich die Einwohnerzahl Unterföhrings seit der Volkszählung 1987 von 5100 auf heute 8100 Einwohner erhöhte. Die Steigerung von 3000 Menschen entspricht immerhin einen Wachstum von nahezu 50 % innerhalb von 14 Jahren. Irgendwo müssen diese Zuzügler oder Neugeborenen ja geblieben sein, diese haben ja schließlich ihren Wohnsitz in Unterföhring und schlafen nicht unter den Isarbrücken.

Man stelle sich einmal vor, München wäre in so kurzer Zeit um 50 % von 1,2 Millionen auf 1,8 Millionen Einwohner gewachsen. Da wäre die Infrastruktur heillos zusammen gebrochen. Bei uns ist jedoch von der Wiege bis zur Bahre alles im Lot! Die Gemeinde Unterföhring hat in eigener Regie in den letzten Jahren 172 Sozialwohnungen und im 3. Förderungsweg subventionierte Wohnungen gebaut. Von dem gesamten Wohnungsbestand über 3506 Wohnungen gehören 527 Wohnungen = rd. 15 % der Gemeinde. 318 Wohnungen kaufte die Gemeinde der Bayern-Versicherung für 50 Millionen DM ab, diese werden zur Zeit mit einem Aufwand von 10 bis 12 Millionen DM saniert. Damit wirkt die Gemeinde dämpfend auf den Mietspiegel ein. Wie beschämend wirkte da der Eiertanz in München als es um den Verkauf der Eisenbahnerwohnungen ging.

Auch in den kommenden Jahren verfügt die Gemeinde über eigene Grundstücksreserven für Wohnungsbau zu erschwinglichen Mieten bzw. Kaufpreisen. Dass hierbei zuerst die Einheimischen berücksichtigt werden, ist nur normal. Aber dafür werden ja woanders Wohnungen für Zuzüge frei. Unterföhring betreibt eine nachhaltige und überaus positive Wohnungsmarktpolitik, die es natürlich eindeutig der guten Wirtschaftskraft zu verdanken hat.

Wir haben gar nichts dagegen, wenn München alles versucht, seine Unternehmen im eigenen Burgfrieden zu behalten. Wird jedoch ein Standortwechsel notwendig, ist es immer noch besser Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft in der Region zu erhalten, als eine Abwanderung in andere Bundesländer oder ins Ausland in Kauf zu nehmen. N. F.

Artikel vom 22.08.2001
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