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Ebersberg · Antje Berberich führt am Tag des offenen Denkmals durch das Rathaus

Antje Berberich zeigt den Besuchern so manche kulturelle Schätze aus dem Ebersberger Rathaus. 	Foto: AHert / Wiki-commons  / Ula van Erkelens Bock

Antje Berberich zeigt den Besuchern so manche kulturelle Schätze aus dem Ebersberger Rathaus. Foto: AHert / Wiki-commons / Ula van Erkelens Bock

Ebersberg · Am Sonntag ist der »Tag des offenen Denkmals«. Auch die Kreisstadt Ebersberg beteiligt sich heuer mit einer besonderen Aktion: Antje Berberich, seit 1994 die Leiterin des Stadtarchivs und Galeristin im Rathaus, lädt von 17 bis 19 Uhr alle Interessierten zu einer Rathausbesichtigung ein.

Zu sehen sein werden nicht nur das spätgotische Netzrippengewölbe und die ebenso historische Deckenschnitzerei im heutigen Sitzungssaal, die – einmalig im süddeutschen Raum – den mit figürlichen Kragsteinen bestückten Erker von innen oder die aus der gleichen Zeit stammende geschnitzte Holzbalkendecke im heutigen Sitzungssaal zeigen. Die Stadtarchivarin will kleine museale Besonderheiten präsentieren, für deren Besichtigung sich sonst währende der Erledigung von privaten oder geschäftlichen Interessen im Rathaus, sonst keine Gelegenheit bietet.

Handwerk, Technik und Industrie

Weil das Thema des Denkmaltages »Handwerk, Technik, Industrie« lautet, passen die feinen handwerklichen Arbeiten, die in der musealen kleinen Sammlung im Speicher des Rathauses thematisch wunderbar dazu. Nebenbei können Interessierte Alben mit historischen Ansichtskarten oder Sterbebilder (in Kopie) betrachten. Auf Wunsch können auf einem Bildschirm Filmaufnahmen von Ebersberger Ereignissen, wie Trachten-, Musik-, Faschings- und sonstigen Umzügen oder Festen betrachtet werden. Diese hat Fotograf und Filmer Joachim Malterer dem Stadtarchiv als Dauerleihgabe kostenlos zur Verfügung gestellt.

Den schwindelfreien Besuchern wird (auf eigene Verantwortung) und in kleinen Gruppen die Möglichkeit geboten, auf den steilen Treppen des Speichers – bei schönem Wetter – einen wunderbaren Rundblick in die nähere Umgebung zu genießen. Auch die Kunstwerke der neuen Ausstellung »Faszination Farben« von Waltraud Fichter aus Grafing können in der Großen und kleinen Galerie bei dieser Gelegenheit betrachtet werden.

Antje Berberich, Jahrgang 1940, ist so etwas wie das kulturelle und historische Gedächtnis der Kreisstadt. In unzähligen Ausstellungen vermittelte sie, wie lebendig spannende Geschichte und Kultur sein können. Unter anderem das »mittelalterliche Gelage mit historischer Kochbuchausstellung« zum 50-jährigen Jubiläum der Stadterhebung 2004, oder aber die Performance »Tausend Stühle in Ebersberg« aus dem Jahre 2002. Für Ihr Engagement wurde Sie unter anderem mit dem »Tassilo-Kulturpreis« und vielen weiteren Auszeichnungen geehrt. Doch woher kommt ihre unbändige Faszination für die Kunst- und Kulturgeschichte? »Ich bin in einem Vielvölkerstaat (Siebenbürgen) als Deutsche in einer Industriellenfamilie mit 400 fremdsprachig Beschäftigten aufgewachsen und fühlte mich immer schon zu allen Kulturen zugehörig. Dazu gehört auch deren Lebensart, Tradition im Allgemeinen und selbstverständlich deren Geschichte und Ausdrucksweise in Kunst und Musik. Voilà, das alles gebe ich gerne weiter.«

Die nächste Aktion folgt am Montag

Auch für die Zukunft hat Antje Berberich noch viele Pläne. Darunter Ausstellungen über die große Ebersberger Künstlerin Elsa Plach, den Grafiker und Maler H. H. Müller-Werther, sowie mit dem international bekannten Aktionskünstler Jan Kopp. »Er hat mir neulich persönlich zugesagt, den Klosterbauhof in absehbarer Zeit mit einem hoch dotierten Performancewerk auszustatten«, freut sich die Kunstliebhaberin Berberich. Doch auch in naher Zukunft steht eine ganz besondere Aktion an. Bereits am Montag, den 14. September, um 19 Uhr sind alle Interessierten ins Landratsamt eingeladen bei der Eröffnung der ersten Ausstellung eines Asylbewerbers in Bayern teilzunehmen. Landrat Robert Niedergesäß wird Grußworte sprechen, Bürgermeister Walter Brilmayer von seiner Erfahrung mit Sarr und anderen Asylbewerbern berichten und Antje M. Berberich wird kurz den diplomierten Absolventen der Kunstakademie in Dakar und der Grafischen Wissenschaftsakademie in Brüssel vorstellen.

Ein Kurzfilm, der vor einigen Tagen während des Malens gedreht wurde, wird Sarr in »seinem« Atelier zeigen. »Vor einem halben Jahr lernte ich einen jungen Asylbewerber, der in der Seerose untergebracht ist und der sich als Künstler entpuppte, kennen. Das riesige Potenzial an Können und philosophischem Denken dieses Malers und Grafikers hat mich veranlasst, ihm eine Möglichkeit zu geben, sein Können auszuüben und gleichzeitig seine Zeit sinnvoll – auch in Aufarbeitung von Frustration und Hoffnungslosigkeit – zu verbringen«, erklärt die Archivarin. »Gleichzeitig möchte ich alle Asylbewerber einladen, einige werden Musik machen oder auch traditionelle Speisen vorbereiten. Ich hoffe auf einen besonderen Abend« sd

Artikel vom 09.09.2015
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