Tag des offenen Denkmals

Perlach-Giesing-Harlaching · Vom königlichen Liebesnest bis hin zum indianischen Potlatsch

Das ehemalige Liebesnest von Lola Montez und König Ludwig I. wird anlässlich des Tags des offenen Denkmals für das Publikum geöffnet sein.	Foto: hw

Das ehemalige Liebesnest von Lola Montez und König Ludwig I. wird anlässlich des Tags des offenen Denkmals für das Publikum geöffnet sein. Foto: hw

Perlach-Giesing-Harlaching · Spannendes gibt es in Harlaching am 13. September zu entdecken, es wird nämlich wieder einmal zum Tag des offenen Denkmals in München und im Landkreis eingeladen.

Der Festring Perlach e.V. lädt von 10 bis 16 Uhr wieder alle heimatkundlich interessierten Bürger in die Räume des Perlacher Heimatarchivs an der Sebastian-Bauer-Straße 25 ein – dem Motto des Tages entsprechend mit Sonderausstellung zum Thema »Handwerk«. Der Eintritt ist frei. Aber damit nicht genug: Von 12 bis 18 Uhr findet das beliebte Volksfest des Festring Perlach für Jung und Alt statt. Das Blasorchester St. Michael München-Perlach spielt; fürs Essen und Trinken ist bestens gesorgt und auch die Jüngsten kommen auf ihre Kosten. Das Volksfest findet bei jedem Wetter statt.

In Harlaching öffnet am Sonntag, ab 10 bis 18 Uhr das »Lola-Montez-Haus« am Isarhochufer, gleich hinter der Gaststätte Menterschwaige. Ein wenig verträumt liegt das liebevoll restaurierte Häuschen am Spazierweg der Isar entlang, und gibt erst auf den zweiten Blick sein, ein wenig pikantes, Geheimnis preis. In dem ehemaligen Wohnsitz des königlichen Hofschmieds trafen sich König Ludwig I. und seine »Tänzerin«, die ihm erst das Herz gestohlen hatte und ihn dann die Krone kostete. Dort, beim Schmied, seiner Frau und deren vier Kindern lebte Lola Montez einige Zeit (1846 – 1848), da der König seine Geliebte vor der tobenden Öffentlichkeit verstecken musste. Die Liebesgeschichte, die in Bayern eine Revolution auslöste, ist auch in dem zauberhaften Häuschen auf Schritt und Tritt präsent.

Der Besitzer Prof. Frank Wiedenmann hatte das Häuschen 1997 gekauft und es in dreijähriger, mühevoller Arbeit wieder aufgebaut, denn eigentlich war das Liebesnest damals mehr ein Trümmerhaufen als alles andere, erinnert er sich schmunzelnd. Aber nicht nur wegen seiner romantischen Vergangenheit wollte er das Kleinod, das es heute ist, aus seinem unverdienten Dornröschenschlaf erwecken, sondern auch wegen seiner ganz persönlichen »Liebesgeschichte«, die aber im Gegensatz zu der von Ludwig und Lola ein glückliches Ende gefunden hat. »Als junger Mann bin ich mit meiner heutigen Ehefrau hier oft spazieren gegangen und habe damals verkündet, dass ich eines Tages das Häuschen kaufen und renovieren werde«, erinnert sich Wiedenmann. Für dieses kühne Vorhaben erntete er damals nur ein amüsiertes Lächeln, aber manchmal dauern Wunder eben etwas länger.

Bis das »Lola-Montez-Haus« sich aber in seiner heutigen Version zeigte, vergingen viele arbeitsame Tage, denn es galt zahlreiche Verordnungen vom Denkmalamt bei der Restauration zu beachten. Seiner Frau verriet er indes nichts von seinen Plänen und überraschte sie zu einem runden Geburtstag mit dem renovierten Häuschen, das seiner Herzensdame zeigen sollte, wie sehr er sie liebt. So ist das Haus gleich zweimal mit gutem Karma gesegnet, was aber nicht der einzige Grund für Besucher sein sollte, es am kommenden Sonntag zu besuchen.

Die Holzfußböden sind ebenso original erhalten wie die Deckenbalken. Bei der Einrichtung wurde darauf geachtet, dass möglichst alles aus dem 19. Jahrhundert stammt. Heute nutzt die Familie Wiedenmann das Haus für Familienfeiern, ab und an vermietetet sie es aber auch, damit darin Feiern und Feste stattfinden können. Prof. Wiedenmann und sein Team freuen sich am Sonntag, 13. September, auf viele Besucher, die sich von dem Haus und seiner Geschichte verzaubern lassen wollen. Der Eintritt ist frei.

Ebenfalls in Giesing / Harlaching kann man am Tag des offenen Denkmals neue Aspekte des Denkmalschutzes, am Beispiel der Gestaltung des Hans-Mielich-Platzes kennenlernen. Hier lädt die Bürgerinitiative »Mehr Platz zum Leben« von 15 bis 18 Uhr ein. Die Kunsthistorikerin Winifred Cichon-Hollander erzählt Wissenswertes zum Thema »Handwerk, Technik, Industrie«. Die Emanzipation des Handwerkers zum Künstler am Beispiel des Malers Hans Mielich und anderer Kunstschaffender, Gelehrter und Herrscher, die mit den Namen der umgebenden Straßen auch eine Art Denkmal erhalten haben, wird vorgestellt. Von 16 bis 18 Uhr findet unter dem Motto: »Spiel mit mir« ein bunter Spielenachmittag statt.

Außerdem wird der »Potlatsch«, ein Fest der kanadischen Nordwestküstenindianer gefeiert. Während in unserer Kultur das Nehmen und die Gier meist Oberhand gewinnen, greifen wir auf ein traditionelles Fest der Nordwestküstenindianer zurück, bei dem derjenige zum Sieger gekürt wird, der nicht am meisten zusammenrafft, sondern am meisten verschenkt. Der Potlatsch ist damit auch Ausdruck und Anerkennung des kulturellen Reichtums der indigenen Völker. Poesie und orale Überlieferung spielen eine große Rolle in den indigenen Kulturen. In unserem Kulturkreis nehmen dagegen Bücher einen hohen Stellenwert ein. Die Bürgerinitiative Mehr Platz zum Leben bringt beides zusammen.

Die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte wird anlässlich des Tages des offenen Denkmals aufblasbare Sessel zu einer Lese- und Schmökerecke aufbauen. Das Besondere daran: die ausgelegten Bücher dürfen mitgenommen werden. So erweisen wir der Poesie und zugleich dem indianischen Potlatsch Referenz. Zwei Kulturen treffen aufeinander und bereichern sich gegenseitig.

Artikel vom 01.09.2015
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