Flex-Klassen kommen

Neues Projekt startet in der Martin-Kneidl-Grundschule in Grünwald

Die Martin-Kneidl-Grundschule wird ab dem kommenden Schuljahr eine »Flexible Klasse« anbieten, die den Kindern in ihrer schulischen Laufbahn und Entwicklung noch gerechter werden soll. 	Fotos: hw

Die Martin-Kneidl-Grundschule wird ab dem kommenden Schuljahr eine »Flexible Klasse« anbieten, die den Kindern in ihrer schulischen Laufbahn und Entwicklung noch gerechter werden soll. Fotos: hw

Grünwald · Alle Schüler haben derzeit nur noch einen Gedanken: den Countdown bis zu den lang ersehnten Sommerferien. Für die Rektorin der Martin-Kneidl-Grundschule, Renate Zeiler-Göttelmann geht die Arbeit jetzt erst richtig los. Mit dem neuen Schuljahr wird es neben den normalen 1. Klassen nämlich auch erstmals eine sogenannte »Flexible Klasse« geben. Ziel des Schulversuchs »Flexible Grundschule« ist es, den Grundschülern Wege zu eröffnen, die ihren unterschiedlichen Begabungen und Interessen sowie ihrer individuellen Lernentwicklung noch besser gerecht werden.

So sieht die Flexible Grundschule ein passgenaues und individualisierendes Lernangebot für die »Eingangsstufe«, das heißt der bisherigen Jahrgangsstufe 1 und 2, vor und ermöglicht eine flexible, für das einzelne Kind optimale Bildungsbiographie, beschreibt das Kultusministerium das neue Modell. Konkret bedeutet das, dass die Kinder, die diese »Flexible Klasse« besuchen, die ersten beiden Schuljahre in einem, zwei oder auch in drei Jahren absolvieren können, angepasst an ihre persönliche Lerngeschwindigkeit. Gestartet wird mit einer Klasse, die nach dem neuen Modell unterrichtet wird und einer Vorläuferklasse, die dann im Schuljahr 2016/17 mit den dann aktuellen 1. Klassen eine »Flex-Klasse« bilden werden. »Wir sind mit rund 500 Kindern eine große Grundschule, unsere Schule besuchen Kinder aus vielen verschiedenen Nationen.

Wir haben sowohl Kinder, die gerne und freiwillig eine Klasse wiederholen als auch Kinder, die eine Klasse überspringen. So haben wir bisweilen Kinder in der Klasse, die zwei Jahre Altersunterschied voneinander trennen«, berichtet die engagierte Schulleitung. Dieses Modell ermöglicht Kindern sich noch individueller nach ihren Fähigkeiten zu entwickeln. »Die Kinder bekommen hier die Zeit und die Förderung, die sie brauchen«, so Renate Zeiler-Göttelmann. Für den Lehrer bedeutet das, bereits vorhandene Lernmaterialien zu überarbeiten und den Stoff der 1. und 2. Klasse neu aufzubereiten, und an den Stand des jeweiligen Kindes anzupassen. »Für dieses Projekt brauchen Sie Lehrer, die Lust auf diese Herausforderung haben.

Jemanden dazu zu zwingen, hätte keinen Zweck«, betont sie. Das bedeutet natürlich für den einzelnen Lehrer mehr Arbeit, aber auch ein noch individuelleres Eingehen auf die Kinder und natürlich auch neue Erfahrungen. So wird es für die Schüler der »Flex-Klassen« kein Zwischenzeugnis geben, sondern stattdessen ein »Lernentwicklungsgespräch« bei dem auch das Kind mit einbezogen wird. Zuvor muss das Kind einen Selbsteinschätzungsbogen ausfüllen, gemeinsam wird dann besprochen, was es schon gut kann und wo noch Übungsbedarf ist. Aber nicht nur die reinen Kenntnisse werden thematisiert, sondern auch das Sozialverhalten. Am Ende des Gesprächs stehen gemeinsame Zielvereinbarungen, die das Kind zu mehr Selbstverantwortung erziehen soll. Ziel der »Flex-Klassen« ist aber nicht nur die individuelle Förderung der Kinder, sondern auch die Steigerung des »Positiven Selbstkonzepts«. Da jedes Kind individuell gefördert und beurteilt wird, entfällt der Druck, der durch generalisierte Standards entstehen kann.

Ein gutes Selbstwertgefühl wirkt sich positiv auf die Lernwilligkeit der Kinder aus, haben Studien über Flexiklassen in anderen Modellschulen bewiesen. Modernen Unterrichtsformen gegenüber ist die Grünwalder Grundschule schon lange aufgeschlossen. So gehört der reine Frontalunterricht schon lange der Vergangenheit an, werden schon seit einigen Jahren neue Lern-und Lehrformen praktiziert, die Kinder zu eigenständigem Arbeiten ermutigen und befähigen. Bis die neue Flexiklasse starten kann, gibt es aber noch eine Menge zu tun, denn ein Klassenzimmer muss für dieses Modell umgestaltet und Lernmaterialien vorbereitet werden. Also noch viel Arbeit für die Rektorin und die Lehrerschaft, bevor auch für sie die Ferien beginnen.

hw

Artikel vom 27.07.2015
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