Genial einfach

Wartenberg · Alte Verbandskästen helfen in Nepal

Ein bescheidenes Schild auf dem Verbuchungstresen, ein Muster-Verbandskasten: Mehr Werbung ist nicht nötig für eine sinnvolle Aktion. Gabi Vogel (im Hintergrund) hat überraschend viel Erfolg.	Foto: kw

Ein bescheidenes Schild auf dem Verbuchungstresen, ein Muster-Verbandskasten: Mehr Werbung ist nicht nötig für eine sinnvolle Aktion. Gabi Vogel (im Hintergrund) hat überraschend viel Erfolg. Foto: kw

Wartenberg · Zum Wegwerfen sind sie zu schade, die Verbandskästen mit abgelaufenem »Mindesthaltbarkeitsdatum«. Und nicht nur einfach zu schade. Viele Materialien daraus ­lassen sich auch jetzt noch problemlos verwenden.

Gabi Vogel, die ­Leiterin des Wartenberger ­Medienzentrums (früher: Gemeindebücherei), macht was draus. Sie sammelt diese Verbandskästen und leitet sie weiter an eine ­Organisation, die sie im Erdbebengebiet in Nepal einsetzt. Rund 200 Verbandskästen hat sie schon beisammen. Wie die kleinen Helfer in das Katastrophengebiet kommen, wusste sie auch schon: Diese Organisation von Zahnärzten, die regelmäßig nach Nepal fliegt, nimmt bei jeder Reise einige davon mit. So werden die Bestände in den zwei großen Kartons in der Besenkammer des Medienzentrums auch mal wieder kleiner, bis die nächsten Menschen kommen und statt Bücher einen Verbandskasten über den Tresen schieben. Weil diese Aktion so ungemein erfolgreich ist, lässt Gabi Vogel sie auf unbestimmte Zeit weiter laufen. Immer zu den Öffnungszeiten des Medienzentrums (Dienstag, Mittwoch: 15 bis 18 Uhr, Donnerstag: 15 bis 19 Uhr, Freitag: 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis 13 Uhr) dürfen diese Verbandskästen abgegeben werden. So ganz nebenbei hat sie damit noch eine andere Wirkung, und die dürfte bis hinein in den Marktrat interessant sein: »Es waren Leute mit einem Verbandskasten hier, die waren noch nie im Medienzentrum.

Und die haben sich dann auch gleich umgeschaut, was es noch so alles gibt.« Die Webewirkung für diese kommunale Kultureinrichtung ist also ebenso unvermuteter wie willkomener Nebeneffekt. Gabi Vogel hat zudem Verbindungen spielen lassen: Sie kooperiert mit einem Autohaus im Landkreis, bei die Verantwortlichen den Nutzen der Aktion erkannt hat und die Bücherchefin am Marktplatz »beliefert«. Auffällig viele dieser Verbandtaschen tragen darum das »Smart«-Logo. Sie werden im Rahmen der Fahrzeuginspektion geprüft und auf Wunsch dann ausgetauscht. Weggeworfen werden sie auch hier nicht mehr. Die Herkunft und das Markenzeichen tun aber nichts zur Sache, auf den Inhalt kommt es an, und der ist in praktisch allen Fällen noch brauchbar, auch wenn der TÜV den Daumen senkt. Obendrein ist leider sicher, dass das Verbandmaterial in Nepal nicht jahrelang rumliegt, sondern sofort dringend benötigt wird. So kommt Gabi Vogel mit etwas Phantasie, noch weniger Arbeit und noch viel weniger Aufwand zu einer gewaltigen Wirkung und schafft ein tolles Beispiel, wie Hilfsbereitschaft auch gelebt werden kann.

Artikel vom 10.07.2015
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