Mähtod im Grünen

Tragödien auf Bayerns Wiesen: Der Bayerische Jagdverband schlägt Alarm

Die kleinen Rehkitze sind im hohen Gras einfach nicht zu erkennen. So wird ihr »Unterschlupf« bei der Mahd zur tödlichen Falle.	Foto: BJV

Die kleinen Rehkitze sind im hohen Gras einfach nicht zu erkennen. So wird ihr »Unterschlupf« bei der Mahd zur tödlichen Falle. Foto: BJV

Feldkirchen · In letzter Zeit gab es häufig Meldungen vom grausamen Mähtod von Rehkitzen auf bayerischen Landwirtschaftsflächen. Vor kurzem erst wurden im Landkreis Freising gleich fünf Rehkitze brutal niedergemäht.

Viele Landwirte sind dabei machtlos, da häufig die notwendige technische Ausrüstung zur Vermeidung solcher Vorfälle fehlt. Die Tiere sind in den hohen Gräsern einfach nicht zu erkennen, und die Aufzucht vieler heimischer Tierarten erreicht nun Anfang Juli ihren Höhepunkt.

Zum Hintergrund: Rehkitze, aber auch Feldhasen haben eine ganz individuelle »Feindvermeidungs­strategie« entwickelt. Sie flüchten nicht sofort, sondern ducken sich so lange wie möglich, um die Gefahr an sich vorüber ziehen zu lassen. Das funktioniert bei den natürlichen Feinden, doch bei den Mähwerken landwirtschaftlicher Maschinen ist das der falsche Weg. Aber nicht nur Rehe, sondern auch Hasen, Rebhühner, Fasanen und viele andere Wiesenbewohner wie der Kiebitz oder die Feldlerche kommen alljährlich auf den Grünflächen zu Tode. Die Jäger im Bayerischen Jagdverband (BJV) schlagen nun Alarm. »Es darf nicht länger tatenlos zugesehen werden, wie tausende Tiere grausam zu Tode kommen. Es werden zu wenige Anstrengungen unternommen, um dieses Tierleid zu verhindern. Wir fordern einen ehrlichen und ideologiefreien Dialog, um gemeinsam eine Lösung zu finden«, sagt Thomas Schreder, Biologe und für den Naturschutz zuständiges Mitglied im Präsidium des Bayerischen Jagdverbandes. Viele Landwirte sehen das genauso, doch es fehlt ihnen schlicht an der technischen Ausrüstung, um die Zahl der ausgemähten Tiere nachhaltig zu verringern. Genauso wie beim grausamen Vorfall im Landkreis Freising.

Wie schaut die Rechtslage aus?

Zur Rechtslage: Das Deutsche Tierschutzgesetz besagt, dass niemand einem Tier ohne Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Weiter heißt es darin, dass das Bundesministerium ermächtigt wird, zum Schutz des Wildes Maßnahmen anzuordnen, die es vor vermeidbaren Schmerzen oder Schäden durch land- oder forstwirtschaftliche Arbeiten schützen. Der Bayerische Jagdverband sieht dadurch die Verpflichtung beim Bundesgesetzgeber, sich bei den Landmaschinenherstellern dafür einzusetzen, der Landwirtschaft tierschutzgerechte Bewirtschaftungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen: »Für die Landwirtschaft ist es als unverzichtbarer Bestandteil Bayerns umso wichtiger dass sie geeignete Bewirtschaftungsmöglichkeiten bekommt, um das tausendfache Tierleid auf den Feldern und Wiesen zu verhindern«, fordert der BJV.

Der Jagdverband selbst ist seit vielen Jahren aktiv, um zum Beispiel mit technischer Unterstützung, wie ferngesteuerten Drohnen Kitze zu retten. »Das System ist aber noch nicht ausgereift und noch zu teuer, um in Serie zu gehen«, heißt es hierzu vom Verband. Ferner fordert der BJV die Bundesregierung auf, »ausreichend Forschungsmittel zur Verfügung zu stellen, um effektive und serienfähige Verbesserungen zu entwickeln«.

Wie kann vorgebeugt werden?

Aber die Verantwortung liegt nicht nur bei der Politik. Auch die Landwirte haben eine gesetzliche Verpflichtung, vor der Mahd geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass Wildtiere wie die Kitze ausgemäht werden. Deswegen werden die Landwirte vom Jagdverband aufgefordert, ihre Mähtermine rechtzeitig den Jägern bekannt zu geben. Diese könnten dann geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Tiere »zu verscheuchen«, also aus der Gefahrenzone zu bringen. Dafür eignen sich verschiedenste Mittel wie flatternde Plastiktüten oder auch Radios, die am Vorabend des Mähtermins an und in den Feldern postiert werden. Aber auch die Landwirte können mit einem ganz einfachen Trick Kitze vor dem Mähtod retten: Mäht der Landwirt seine Flächen von innen nach außen, lässt er dem Wild eine Fluchtmöglichkeit.

Der BJV hat hierfür ein Faltblatt »Schützt die Wildtiere« herausgegeben, das die richtige Vorgehensweise beschreibt. Auf der Homepage des Jagdverbandes unter www.jagd-bayern.de kann der Flyer kostenlos heruntergeladen werden. sd

Artikel vom 30.06.2015
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