Kunst gegen Angst

Schwabing · Kleine Patienten stellen Werke aus Spritze und Co. aus

Alexander (7) präsentiert stolz sein Raumschiff, das er aus Spritzen und Medikamentenschachteln gebastelt hat.	Foto: Klaus Krischock/Städtisches Klinikum

Alexander (7) präsentiert stolz sein Raumschiff, das er aus Spritzen und Medikamentenschachteln gebastelt hat. Foto: Klaus Krischock/Städtisches Klinikum

Schwabing · Im Schwabinger Krankenhaus sind derzeit ungewöhnliche Kunstwerke aus medizinischen Materialien wie Spritzen, Medikamentenschachteln und Schläuchen ausgestellt.

Geschaffen haben die Objekte Kinder, die in der Klinik behandelt wurden. Mit dem Projekt, an dem auch das Kunstpädagogische Institut der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und die Elterninitiative krebskranke Kinder München e.V. beteiligt waren, soll den kleinen Patienten die Angst vor dem Krankenhaus genommen werden.

Welche Eigenschaften hat ein Raumschiff, das Außerirdische nach einer Notlandung im Krankenhaus zurück ins All befördert, oder wie sehen Bakterien in groß aus? Ihre ganz persönlichen Antworten auf diese Fragen zeigen derzeit 60 Patienten im Alter von drei bis 17 Jahren im Glasgang der Schwabinger Kinderklinik. »Die Kinder haben das Krankenhaus als Fundgrube benutzt, und herausgekommen sind dabei ganz außergewöhnliche Arbeiten«, sagt Andrea Sienerth, Lehrbeauftragte für Kunstpädagogik an der LMU, die die Ausstellung organisiert hat.

Betreut wurden die Kinder dabei von 15 Studenten, die in der Klinik Workshops mit Bastelprojekten durchgeführt haben, etwa anhand von Science-Fiction-Geschichten oder inspiriert vom Blick durch das Mikroskop, bei dem die Kinder Bakterien beobachten konnten. »Der Krankenhausbezug war mir wichtig«, sagt Sienerth. Ziel sei jedoch gewesen, die medizinischen Materialien umzugestalten und in einen neuen Bezug zu setzen. »Durch das kreative Gestalten können die Kinder dem Klinikalltag entfliehen. Das lenkt ab und fördert die Genesung«, erklärt Sienerth. In Behandlung gewesen seien die Kinder unter anderem wegen Knochenbrüchen, aber auch schweren Erkrankungen wie Epilepsie und Magersucht. Bei der Organisation der Ausstellung hat die Elterninitiative krebskranke Kinder München mitgeholfen. Krebspatienten hätten an den Workshops jedoch nicht teilgenommen, sagt Sienerth.

Profitiert haben von dem Projekt aber nicht nur die Kinder, sondern auch die Studenten. Einigen habe die Arbeit im Krankenhaus so viel Spaß gemacht, dass sie auch außerhalb der Workshops in die Klinik gekommen seien, um Zeit mit den Patienten zu verbringen. Zugute komme die Aktion außerdem denjenigen, die später beruflich als Kunsterziehungslehrer oder Kunsttherapeuten tätig würden. Die Kooperation zwischen dem Kunstpädagogischen Institut der LMU und der Kinderklinik gibt es übrigens schon seit 2007. Es ist die sechste Ausstellung, die in diesem Rahmen stattfindet. Zu sehen sind die Objekte im Glasgang an der Parzivalstraße 16, der öffentlich zugänglich ist, noch bis 9. August. Auch Anwohner aus dem Stadtteil seien dazu eingeladen, sich die Ausstellung anzuschauen, betont Sienerth. Julia Stark

Artikel vom 30.06.2015
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