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Ottobrunn · Flüchtlingskinder im Kiga
Die Flüchtlingskinder – hier Hortkinder – fühlen sich wohl in den Ottobrunner Kindertagesstätten. Foto: privat
Ottobrunn · Bereits seit über zwei Jahren nehmen Kindergärten in Ottobrunn und Riemerling regelmäßig Flüchtlingskinder aus Afrika und dem Nahen Osten auf.
Die Herausforderungen, die das Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Wertmaßstäbe mit sich bringt, sind enorm. Die Flüchtlingskinder wurden beispielweise bisher nach für uns oft ungewohnten Regeln und Werten erzogen. Durchstöbert etwa ein afrikanisches Mädchen im Büro der Leiterin ungeniert Schränke und Schulbladen, wird ihr Verhalten von uns als Tabubruch betrachtet. Für das Kind aber – so die Aussage der Mutter – eine Selbstverständlichkeit: In ihrem Heimatland sei es üblich, nicht benötigte und deshalb verwahrte Gegenstände den Besuchern zur weiteren Verwertung zu überlassen. Hat man sich an den Gedanken erst gewöhnt, erscheint es nur logisch, dass die herumliegende Brotzeitdose des Spielkameraden ebenfalls als Aufforderung zur Selbstbedienung verstanden wird.
Auswirkungen der Flucht
Andere Herausforderungen begegnen den Erzieherinnen aufgrund der Fluchtgeschichte der Kinder. Nach oft monatelangem Leben in einem Versteck kommt es im Gruppenraum des Kindergartens mit grellbunter Lego- und Puppenecke schnell zu einer Reizüberflutung. Die Kinder da zur konzentrierten Arbeit am Maltisch zu bewegen, scheint kaum möglich. Und kann man es den Kindern verübeln, dass sie lieber auf eigene Faust den Wald erforschen als in geordneten Zweierreihen zum Spaziergang anzutreten?
Regeln und Sprache
Um den Flüchtlingskindern möglichst schnell Halt zu geben und ihre Integration zu fördern, müssen Regeln aufgestellt und Grenzen gezogen werden; deren Vermittlung setzt jedoch eine gemeinsame Sprache voraus. Spätestens jetzt ist der Erfindungsgeist der Erzieherinnen gefragt. Dank der frühen Aufnahme von Asylbewerberkindern können die Erzieherinnen inzwischen auf Unterstützer zurückgreifen: Die nun schon etwas Deutsch sprechenden Flüchtlingskinder und -mütter »der ersten Stunde« werden zu Brückenbauern zwischen deutschem Alltag, afrikanischem Rhythmus und arabischer Lebensweise.
Claudia Dorl-Klingenschmid
Artikel vom 10.06.2015Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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