Der Grundstein liegt

München · Das neue Bildungszentrum »Einstein 28« nimmt Gestalt an

Florian Bieberbach, Christine Strobl und Klaus Meisel (v. li.) kurz vor dem großen Moment.	Foto: cr

Florian Bieberbach, Christine Strobl und Klaus Meisel (v. li.) kurz vor dem großen Moment. Foto: cr

München · Wie viel ist Bildung wert? Der Wert von Bildung und Weiterbildung ist nicht bezifferbar, wohl aber die Maßnahmen, die Bildung sicherstellen. Die Stadt München greift derzeit tief in die Tasche. Rund 20 Millionen Euro investiert die Stadt indirekt in das Bildungszentrum »Einstein 28«, das seinen Namen vom Standort nahe des Max-Weber-Platzes hat: die Einsteinstraße 28.

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Die Stadt ist nicht selbst Bauherr. Das Objekt entsteht auf einem Grundstück der Stadtwerke (SWM), die als Grundeigentümer das Bildungszentrum finanziert. Nutzen soll es ab März 2017 die Münchner Volkshochschule, ebenso eine Tochtergesellschaft der Landeshauptstadt wie die SWM. Am Mittwoch fand die offizielle Grundsteinlegung statt, mit erheblicher Verspätung, wie die Hauptakteure übereinstimmend feststellten. Christine Strobl, dritte Bürgermeisterin der Stadt München, und Florian Bieberbach, Vorsitzender der SWM-Geschäftsführung, waren überrascht, den Grundstein für ein Gebäude zu legen, dessen Rohbau schon weit fortgeschritten ist. Begonnen haben die Abriss-, Neu- und Umbauarbeiten bereits im vergangenen Sommer. Die Immobilie wurde seit 1890 von den Verkehrsbetrieben genutzt, ab 1927 als Sitz der Direktion. Seit dem Umzug in die Stadtwerkezentrale im Jahr 2002 wurde das Objekt befristet vermietet. Mit dem Bildungszentrum soll eine nachhaltige Nutzung erfolgen. Für die Volkshochschule waren die Eckdaten das Standorts wie ein Sechser im Lotto. Zentral gelegen, die Größe passt und bei den Planungen konnten die Gremien auch mitreden. Dass jetzt die MVHS dieses Filetstück bekommt, war alles andere als selbstverständlich. »Dieser Standort wäre auch anders verwertbar gewesen«, formulierte Christine Strobl es bei der Grundsteinlegung vorsichtig. Mit anderen Worten: Auf dem freien Markt hätte die Stadt bzw. die SWM einen hohen Erlös erzielen können – mit der Konsequenz den Standort komplett aufzugeben. Stattdessen verzichten die SWM auf das Geld und investieren sogar noch großzügig.

Die Rechnung, dass am Ende doch alles die Stadt bezahlt, geht allerdings nicht ohne Weiteres auf. Die MVHS wird das Einstein 28 als Mieter beziehen und dem Vermieter SWM monatlich Mietzahlungen leisten. Ziel der SWM ist es, die Baumaßnahmen durch die Mieteinnahmen zu refinanzieren. Die MVHS wiederum stemmt die Mietzahlungen aus ihren eigenen Einnahmen, darunter der erhöhte Betriebszuschuss der Stadt und die Kursgebühren. So zahlen einerseits alle Münchner für den Neubau, andererseits alle MVHS-Kunden. Christine Strobl unterstrich die Notwendigkeit dieses zentralen Standorts der Volkshochschule, auch in der Größe. »Bis 2020 werden in München 150.000 Menschen mehr erwartet.« Darauf muss sich die Stadt hinsichtlich der Infrastruktur einstellen. Schon vorher war die MVHS die größte Erwachsenenbildungseinrichtung in Deutschland. Das Angebot soll noch weiter in die Breite gehen, unter anderem mit Angeboten für Flüchtlinge, die Deutsch als Fremdsprache lernen möchten. Mit Blick auf das Bildungszentrum prophezeite Klaus Meisel, Aufsichtsratsvorsitzender der MVHS, »das Einstein 28 wird das zweite Gesicht der Münchner Volkshochschule.« Damit trat er Gerüchten und Befürchtungen entgegen, die MVHS werde ihre Räume im Gasteig aufgeben. Mit dem Einstein 28 fasst die MVHS mehrere kleine Standorte in der Innenstadt zusammen. Der Bau ist zweckmäßig geplant und soll sich in die bestehende Architektur einfügen. Parallel zum dahinterliegenden Rohbau werden die Bestandsgebäude an der Einsteinstraße saniert. Damit behält das Ensemble seinen historischen Charakter. Die beiden Altbauten und die zwei neuen Gebäude weisen zusammen eine Bruttogeschossfläche von 10.900 Quadratmetern auf. 70 Unterrichtsräume zählt das Einstein 28 mit einem Innenhof als Kommunikationsbereich.

Zum Sommersemester 2017 sollen die Räume mit Leben gefüllt werden. Der ursprünglich angepeilte Termin Herbst 2016 wird aufgrund unerwarteter Baumängel in den Bestandsbauten nicht zu halten sein. Aber dann soll das ermöglicht werden, was in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger wird: lebenslanges Lernen als Angebot auf eine wachsende Nachfrage des »Lebenslang-Lernen-Wollens«. Und das ist dann wieder unbezahlbar.

von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 29.05.2015
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