Retter der bayerischen Tradition

München · Biergartenrevolution vor 20 Jahren endet mit Erfolg – Ausschank verlängert

Manfred Schauer (r.) erinnerte in der Waldwirtschaft Groß- hesselohe gemeinsam mit den anderen Initiatoren an die Biergartenrevolution vom 12. Mai 1995.	Foto: ch

Manfred Schauer (r.) erinnerte in der Waldwirtschaft Groß- hesselohe gemeinsam mit den anderen Initiatoren an die Biergartenrevolution vom 12. Mai 1995. Foto: ch

München · Sperrzeit ist täglich um 21.30 Uhr und an jedem zweiten Wochenende bleibt der Zapfhahn ganz zugedreht! So lautete das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs für die Waldwirtschaft Großhesselohe zu Beginn der 1990er-Jahre. Das ließen sich rund 25.000 Biergartenanhänger nicht gefallen.

Sie kamen zur »ersten bayerischen Biergartenrevolution« am 12. Mai 1995 und demonstrierten für den Erhalt ihrer Traditionen. Mit Erfolg! Zum Hintergrund: Anwohner hatten sich Anfang der 1990er-Jahre immer wieder über den Lärm der Waldwirtschaft beschwert. Besonders die Geräuschkulisse durch an- und abfahrende Autos zu später Stunde erregte die Gemüter. Und auch an anderen Biergärten formierte sich der Protest einiger Anwohner. So gab es Klagen u. a. gegen den Hirschgarten. Diese Entwicklung betrachteten die Mitglieder des 1991 gegründeten Vereins zur Erhaltung der Biergartenkultur mit Skepsis. Sie befürchteten einen Dominoeffekt und das Aus für mehrere Biergärten. Das Gerichtsurteil von 1995 brachte das Fass dann zum Überlaufen.

»Das lässt sich die bayerische Seele nicht bieten«, sagte Mit-Initiatorin Ursula Seeböck-Forster. So wurde zur Großkundgebung auf dem Marienplatz aufgerufen »Es war keine politische Demonstration«, erinnerte sich Seeböck-Forster. Hier gingen sozusagen die ersten Wutbürger auf die Straße. Und man habe es »erste bayerische Biergartenrevolution« genannt, weil weitere Revolutionen denkbar wären, sagte Manfred Schauer, ebenfalls Gründungsmitglied des Vereins, der den Begriff »Biergartenrevolution« einführte. Der Protest der Bürger wurde erhört, denn am 22. Juni 1995 erließ die Staatsregierung die »Biergartenverordnung«. Seitdem dürfen bis 22.30 Uhr Speisen und Getränke verkauft werden, erst um 23 Uhr muss Ruhe sein. Diese Regelung wurde in die Verordnung von 1999 übernommen und ist bis heute gültig. Stolz auf ihre Leistung erinnerten sich die Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der Biergartenkultur nun an die Revolution vor 20 Jahren.

Mit Vertretern aus dem Münchner Stadtrat sowie den Brauereien sowie Vereinsmitgliedern blickten sie in der Waldwirtschaft Großhesselohe gemeinsam zurück. Und eine neue Herausforderung hat sich der Verein bereits gesucht: den größten Biergarten der Welt, das Oktoberfest. Hier wolle man sich vor allem um die Interessen der Wiesn-Besucher kümmern, so der Plan. Nähere Informationen zum Verein gibt es unter www.biergartenverein.de. Im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der Biergartenrevolution wird am Samstag, 16. Mai in der Waldwirtschaft Großhesselohe gefeiert.

Von Christine Henze

Artikel vom 13.05.2015
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