Weg mit dem Lärm

Im Mai werden Giesinger Eisenbahnbrücken entdröhnt

Emsige Vorarbeiten: An der Braunauer Brücke wurden letzte Vorbereitungen für die anstehende Entdröhnung getroffen.	Foto: HH

Emsige Vorarbeiten: An der Braunauer Brücke wurden letzte Vorbereitungen für die anstehende Entdröhnung getroffen. Foto: HH

Giesing · Entlang der stählernen Brückenkonstrukte wie in Untergiesing verursachen die Eisenbahnzüge derzeit noch einen höllischen Lärm.

Doch mit der immensen Belastung der Anwohner soll es bald endgültig vorbei sein: Auf vier Bahnbrücken in Untergiesing will die Bahn im Mai »entdröhnen«. Soll heißen: die Braunauer Brücke über die Isar, die benachbarte Stadtbachbrücke sowie die stählernen Kontsrukte über die Pilgersheimer- und die Giesinger Berg-Straße sollen durch nachträgliche Einbauten von Schallschutzdämmern den Zugverkerkehr entlang dieser Intensivroute künftig deutlich weicher »abfedern«.

Die Bauarbeiten sollen zwischen Mai und dem 1. Juni stattfinden. Zeitweise Sperrungen einzelner und zeitweilig auch beider Gleisstränge führen zu Zugumleitungen für Fernzüge. Regionalzüge wenden in dieser Zeit bereits am Ostbahnhof. In die sogenannten Entdröhnungen investiert der Bund rund 1,8 Millionen Euro. Die Maßnahme ist Teil eines insgesamt 70 Millionen Euro umfassenden Programms der Bahn zur Instandhaltung und Modernisierung des Eisenbahnknotens München. Speziell in Giesing hat die Bahn auf der Gleisschleife seit 2013 bereits für Lärmschutzwände in einer Gesamtlänge von etwa zwei Kilometern rund 2,5 Millionen Euro investiert – so etwa im Bereich der Eisenbahnbrücke über die Pilgersheimer Straße.

Bei der Bahn steht man nach eigener Aussage in diesen Tagen bereits in den Startlöchern. Der große Gleisumbauzug wartete Anfang vergangener Woche bereits an der Poccistraße auf seinen »Einsatzbefehl«. An der Braunauer Eisenbahnbrücke waren fast zeitgleich emsige Vorarbeiten zu betrachten – als Techniker der Bahn den riesigen Stahlträger über dem Isarstrom mit einem Netz einhausten und letzte Vorinspektionen sowie Konstruktionstests absolvierten. Bei den »Entdröhnungen« auf Untergiesinger Bahnbrücken-Terrain kommen jetzt drei unterschiedliche, innovative Verfahren zum Einsatz. Nach einer Erprobung auf verschiedenen bayerischen Bahnstrecken werden die technischen Neuerungen in Untergiesing jetzt erstmals im Freistaat für den Dauereinsatz eingebaut.

Bei der Braunauer Eisenbahnbrücke sollen elastische Schienenbefestigungen zwischen Schwelle und Schiene künftig das geräuschlosere Abfedern garantieren. Bei der Brücke über den benachbarten Stadtbach wird die Unterseite der Gleisschwellen mit elastischen Materialien quasi wie beim Schuster »besohlt«. Bei den Brückenbauwerken über die Pilgersheimer- und die Giesinger-Berg-Straße schließlich werden im Gleisbett unter der Schotterschicht elastische Matten als Geräuschdämmung eingelegt. Die »Entdröhnung« soll die bereits vorhandenen Schallschutzwand-Konstruktionen ergänzen. »Nach Abschluss der Brückenentdröhnungen werden die Anwohner noch weniger vom Zugbetrieb hören«, verspricht sich Bayerns Bahnsprecher Bernd Honerkamp einen nachhaltigen Vorteil der Intensivkorrektur.

Leiden der Anwohner

Wohl auch bitter nötig ist diese Innovation. Denn trotz des Einbaus der Schallschutzwände finden Anwohner bislang oft keinen Schlaf. »Eigentlich haben wir den Lärm der Züge durch die Aufbauten ganz gut in den Griff bekommen«, unterstreicht DB-Projektleiter Alexander Pawlik zwar mit Verweis auf das Absenken der durchschnittlichen Lärmbelastungen von über 85 auf aktuell etwa 75 Dezibel.

Problem nur: Die stählernen Brückenkonstrukte wie in Untergiesing dröhnen trotz der Lärmschutzaufbauten auch weiterhin nach Herzenslust und verursachen jenes laut Pawlik »dumpfe Dröhnen«, das viele Untergiesinger auch weiterhin um den Nachtschlaf bringt. Durch die beschriebenen Entdröhnungen sollen die Leidtragenden entlang der vielbefahrenen Bahnstrecke, auf der täglich Güterzüge, Fernverkehr, österreichische Hochgeschwindigkeitsbahnen und Meridianzüge um die Wette scheppern, demnächst effektiv entlastet werden. »Der Lärmwert soll vom aktuellen 75-Dezibel-Wert auf nur noch 65 Dezibel sinken – was effektiv einer Halbierung der Lärmempfindung entspricht« streicht der langjährige Leiter des DB-Lärmsanierungsprogramms die Vorteile der Maßnahme heraus. Zeitgleich soll die Phase der Entdröhnung auch genutzt werden, um weitere,m wichtige Inspektions- und Kontrollarbeiten durchzuführen.

Eng getakteter Zeitplan

Bis die Lärmentlastung ab 1. Juni Platz greift, werden die Anrainer in den gut vier Wochen der Maßnahmedauer noch einmal einiges an Rund-um-die-Uhr-Krach ertragen müssen. »Bei uns ist im Mai jede Minute durchgetaktet« gestand Pawlik bei der eigens anberaumten Pressekonferenz in der Vorwoche. »Es darf schließlich nichts schiefgehen.« Um den Zugverkehr auch während der Tag und Nacht forcierten Arbeiten zu weiten Teilen aufrecht erhalten zu können, wird die Bahn vorwiegend nur auf einem Gleis zeitgleich mit dem Zugverkehr auf zweiter Trasse arbeiten. Doch auch zeitweise Komplettsperrungen des Gesamtstreckenabschnitts sind laut Bahnsprecher Honerkamp nicht zu vermeiden. »An den beiden Wochenenden des 9. und 10. Mai sowie zwei Wochen später am 23. und 24. Mai wird die Strecke ebenso wie in mehreren Nächten zwischen 22 und 5 Uhr komplett gesperrt sein.«

Die Fernverkehrs- und Güterzüge würden während dieser Vollsperrungen auf den Nordring umgeleitet. »Die Fahrzeiten werden dann auf dieser Trasse 20 Minuten länger sein«, so Honerkamp über die vergleichsweise überschaubaren Folgen. Am Hauptbahnhof kommen die Fernzüge der Bahn somit um jeweils 20 Minuten später an. In der Gegenrichtung starten die Fernzüge nach Österreich und Italien in der Phase der Arbeiten 20 Minuten früher als üblich. Zudem entfällt während der Zeit der Arbeiten der Halt am Ostbahnhof. Auch für den Regionalbetrieb und die Meridian-Züge gibt es im Mai Änderungen: Sie enden am Ostbahnhof und fahren nicht wie üblich zum Hauptbahnhof weiter. Zwischen dem Ost- und dem Hauptbahnhof müssen Reisende während dem Entdröhnungs-Projekt auf die S-Bahn umsteigen. Wer sich detailliert informieren möchte, hat dazu umfangreich Gelegenheit. Bereits seit Monaten sind sämtliche Fahrplanänderungen im Internet und an den Fahrkartenschaltern berücksichtigt.

Weitere Informationen bietet die Bahn unter www.bahn.de/bauarbeiten oder telefonisch unter 0 18 06 - 99 66 33. Zudem wird die Bahn einen festen Ansprechpartner installieren, der rund um die Uhr für Anwohnerfragen zur Verfügung stehen wird. Die Details werden in einer Wurfpostsendung an die Anwohner vermittelt. Am 1. Juni dann soll der Spuk vorbei und die Anwohner endgültig und deutlich lärmentlastet werden. Harald Hettich

Artikel vom 05.05.2015
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