Serientäter geht ins Netz dank Konrad Engl

Politiker auf Ganovenjagd

UNTERGIESING. Konrad Engl ist keinesfalls der Typ eines klassischen Gangsterjägers aus einschlägigen Filmen oder realem Polizeileben –

Konrad Engl ist Berufsschullehrer und seit über einem Jahrzehnt engagierter Stadtteilpolitiker und CSU-Fraktionssprecher im Bezirksausschuss (BA) 18 Untergiesing/Harlaching. In einer Augustnacht dieses Jahres allerdings mutierte der 58-Jährige unerwartet zum Ganovenjäger im eigenen Stadtteil. Nachts mit dem Fahrrad unterwegs auf Giesings Straßen – Klirrgeräusche berstender Scheiben – Mann stellt Einbrecher zur Rede, beide fliehen und verfolgen sich wechselseitig – Zeuge informiert die Polizei – die stellt den Täter nach kurzer Fahndung. Was im Zeitraffer wie die Szenenfolge eines Krimidrehbuches klingt, ist so oder ähnlich Konrad Engl wirklich an diesem Abend passiert. Nachdem der potentielle Einbrecher die Fensterscheibe der Gaststätte „Hackerkrug“ bereits eingeschlagen hatte, näherte sich Engl dem Täter und sprach ihn auf sein Tun an. Dieser nun verfolgte zunächst Engl und gab Fersengeld, als dieser am nahen Taxistandplatz Baldeplatz die Polizei verständigt hatte. Engl verfolgte jedoch aufmerksam den weiteren Fluchtweg des Täters und konnte der Polizei so wertvolle Hinweise geben. Die wiederum konnte den Mann nach kurzer Fahndung in den Isarauen stellen und damit einen größeren Fisch stellen. Denn der 28-Jährige wurde von der Innsbrucker Polizei bereits als Serieneinbrecher fieberhaft gesucht und gilt während seiner Auftritte als „äußerst aggressiv“. Polizeihauptkommissar Burkhard Emmerling jedenfalls freute sich über Engls mutiges und besonnenes Einschreiten und zollte dem BA-Mitglied den Respekt als „ besonders engagiertes Mitglied des Bürgergremiums“.

Keine Hilfe Trotz des Erfolges jedoch zeigte sich Engl von einem Umstand enttäuscht: Denn niemand im Umfeld hatte während seiner Flucht auf seine wiederholten Schreie „Polizei, Polizei“ reagiert und war ihm in irgendeiner Form zur Hilfe geeilt. Die lapidare Erklärung bekam er dagegen von der Polizei: “Feuer, Feuer“ müsse er schreien – erst dann fühlten sich die Bürger selbst betroffen und eilten zur Tat. Der Laie wundert sich und ist verblüfft. Wer schreit schon Feuer, wenn Scheiben bers-ten? HH

Artikel vom 01.10.2001
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