Preise für Jungchemiker

»Jugend forscht« in Bayern: Sieger aus Oberschleißheim und Garching

Alle Sieger des Landesentscheids und die Juroren stellten sich zum Gruppenfoto. 	Foto: Bayernwerk AG

Alle Sieger des Landesentscheids und die Juroren stellten sich zum Gruppenfoto. Foto: Bayernwerk AG

München-Oberschleißheim-Garching · Die Sieger des 50. Wettbewerbs »Jugend forscht« in Bayern stehen fest: Am Freitagmittag fand die feierliche Preisverleihung an der Universität Regensburg statt.

Sonderpreise gab es bereits am Donnerstagabend – unter anderem für eine junge Oberschleißheimerin und einen jungen Garchinger.

In den sieben Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik wurden die jungen Tüftler und Wissenschaftler ausgezeichnet. Insgesamt hatten sich 89 Teilnehmer mit 56 Projekten qualifiziert. Die 18-jährige Stefanie Zeiler aus Oberschleißheim hat mit ihrem Projekt »Farbe pflanzlicher Farbstoffe in Abhängigkeit vom pH-Wert« an der Jubiläumsausgabe des »Jugend forscht«-Landeswettbewerbs teilgenommen. Beim 50. Geburtstag des Wettstreits der Nachwuchsforscher wurde die Schülerin des Carl-Orff-Gymnasiums Unterschleißheim mit einem Forschungspraktikum in Chemie und Pharmazie an der Ludwig-Maximilian-Universität München belohnt.

In ihrer im Fachgebiet Chemie angesiedelten Arbeit beschäftigte sich die Jungforscherin mit pflanzlichen Farbstoffen, die ihre Farbe ändern, je nachdem, ob sie sich in saurer oder basischer Lösung befinden. Mithilfe geeigneter Lösungsmittel extrahierte Stefanie Zeiler die Farbstoffe aus dem jeweiligen Pflanzenmaterial. Anschließend versetzte sie diese mit Säure beziehungsweise Base und beobachtete die Veränderung der Farbe. Die Schleißheimer Nachwuchswissenschaftlerin fand heraus, dass sich die Farben von Anthocyanen, Flavanonen, Flavanolen, Chlorophyllen und Curcuminoiden in Abhängigkeit vom pH-Wert ändern. Bei Carotinoiden dagegen verzeichnete sie keine Veränderung.

Der 19-jährige Kevin Jablonka aus Garching bewarb sich mit seinem Projekt »Fotosynthese ohne Chlorophyll«. Der Student an der Technischen Universität München ist dafür mit dem Buchpreis Chemie der Hermann Gutmann Stiftung ausgezeichnet worden. Im vergangenen Jahr hatte der Jungforscher bereits den dritten Preis des Bundeswettbewerbs gewonnen.

In seiner ebenfalls im Fachgebiet Chemie angesiedelten Arbeit beschäftigte sich Kevin Jablonka dieses Mal mit einer der größten Herausforderungen der aktuellen chemischen Forschung: der nachhaltigen Energieerzeugung und -speicherung. Als mögliche Lösung gilt dafür die künstliche Fotosynthese. Dabei wird Lichtenergie direkt in chemische Energie umgewandelt. Ein Stoff, der dazu in der Lage ist, ist Kohlenstoffnitrid. Dieser Halbleiter kann ohne den Pflanzenfarbstoff Chlorophyll, der bei grünen Pflanzen für die Fotosynthese zuständig ist, Licht in Energie umwandeln. Bei seiner Forschung versuchte Kevin Jablonka, den Wirkungsgrad zu verbessern. Mittels eines Elektrospinning-Verfahrens bettete er Kohlenstoffnitrid in eine Polymermatrix, also einen großen Teilchenverbund, ein. Dadurch ergab sich eine erhöhte fotochemische Aktivität. Der Garchinger Nachwuchsforscher stellte fest, dass nicht nur die Zusammensetzung der Polymermatrix und die Vergrößerung der Oberfläche wichtig sind. Er entdeckte zudem eine strukturelle Änderung, die sich durch die Hochspannungsbehandlung bei der Einbettung ergibt.

Die Organisation des Landesentscheids übernahm das Bayernwerk, langjähriges Patenunternehmen des Wettbewerb. Der Vorstandsvorsitzende Reimund Gotzel sagte bei der Preisverleihung: »Forschung und Entwicklung sind maßgebliche Faktoren für unsere Zukunft. Deshalb sollten wir schon bei jungen Menschen das Interesse und die Lust am Forschen wecken. ›Jugend forscht‹ ist da eine beispielhafte Erfolgsstory.« Der Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Georg Eisenreich, meinte: »Die Teilnehmer haben mit Begeisterung ihre eigenen Ideen verwirklicht. Sie haben dadurch für ihr späteres Leben entscheidende Kompetenzen gestärkt: Leistungsbereitschaft, Kreativität und Durchhaltevermögen.«

Im Freistaat Bayern haben an den zuvor veranstalteten Regionalwettbewerben 825 Schüler, Studenten und Auszubildende an »Jugend forscht« teilgenommen. Dazu kommen noch 1124 Teilnehmer bei »Schüler experimentieren«, dem Wettbewerb für Jugendliche unter 15 Jahren. Deutschlandweit haben sich zur Jubiläumsrunde insgesamt 11.502 Teilnehmer für beide Wettbewerbe angemeldet. Elf Projekte überzeugten die Jury derart, dass sie einen ersten Preis erhielten und sich für den diesjährigen Bundeswettbewerb qualifizierten, der vom 26. bis 30. Mai in Ludwigshafen stattfindet.

Im Jahr 1965 hatte der damalige Chefredakteur des Stern, Henri Nannen, »Jugend forscht« ins Leben gerufen. Seit seiner Gründung vor 50 Jahren hat sich der Wettbewerb der Nachwuchsforscher im Bereich Naturwissenschaft und Technik zum größten dieser Art in Europa entwickelt. red

Artikel vom 02.04.2015
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