Gemeinsam aktiv gegen Darmkrebs

Fachärzte aus Praxen und Kreisklinik Ebersberg mahnen zur Vorsorge

Raten jeden die Vorsorgeunteruschungen wahrzunehmen: (Von links:) Dr. Gerhard Feder, Dr. Peter Kreissl, Dr. Gernot Straka, Dr. Tobias Philippzig und Dr. Stefan Greimel (sitzend).	Foto: Sybille Föll

Raten jeden die Vorsorgeunteruschungen wahrzunehmen: (Von links:) Dr. Gerhard Feder, Dr. Peter Kreissl, Dr. Gernot Straka, Dr. Tobias Philippzig und Dr. Stefan Greimel (sitzend). Foto: Sybille Föll

Ebersberg · Darmkrebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen könnten jedoch viele Leben retten. Anlässlich des Darmkrebsmonats März appellieren Spezialisten der Kreisklinik Ebersberg und niedergelassene Fachärzte aus dem Landkreis an alle Bürger, die von den Krankenkassen bezahlte Darmkrebsvorsorge wahrzunehmen.

»Im Gegensatz zu anderen Tumorarten bildet der Darmkrebs gut behandelbare Vorstufen«, erklärt der Ebersberger Gastroenterologe Dr. Gernot Straka. Werden diese so genannten Polypen, die sich in der Schleimhaut des Dickdarms bilden und zu bösartigen Geschwüren entarten können, rechtzeitig erkannt, können sie sofort während der Untersuchung durch einen endoskopischen Eingriff abgetragen werden. Liegt kein erbliches Risiko vor, sollte jeder ab 55 Jahren eine große Darmspiegelung – auch Koloskopie genannt – bei einem dafür qualifizierten Facharzt durchführen lassen. »Sie dauert nur 15 bis 20 Minuten und tut dank ‚Schlafspritze’ nicht weh«, so Strakas Praxis-Partner Dr. Tobias Philippzig. Zur Vorbereitung muss man lediglich zu Hause zwei Liter einer abführenden Flüssigkeit trinken.

Ein minimaler Aufwand, der sich lohnt: Dem Mediziner zufolge konnten seit Einführung der Darmspiegelung im Jahr 2002 in Deutschland rund 180.000 Karzinome verhindert werden. Dies habe eine Auswertung von Daten durch das Deutsche Krebsforschungszentrum gezeigt. Bei Männern und Frauen im Alter zwischen 50 und 55 Jahren zahlt die Krankenkasse jährlich einen chemischen Stuhltest. »Er liefert allerdings weniger zuverlässige Befunde als eine Koloskopie«, so Dr. Straka. Auch Dr. Stefan Greimel, der als Gastroenterologe mit Praxen in Markt Schwaben und Ebersberg arbeitet, bestätigt, dass Polypen meist ambulant abgetragen werden können. »Nur wenn sie zu groß sind und die Gefahr einer Nachblutung besteht, sollte der endoskopische Eingriff stationär durchgeführt werden«, erklärt Dr. Greimel. Er arbeitet seit Jahren eng mit der Klinik zusammen und nimmt dort bei seinen Patienten die Abtragung so genannter Risiko-Polypen selbst vor. »Wenn der Verdacht besteht, dass es sich bereits um einen bösartigen Tumor handelt, schalten wir die Spezialisten des Darmzentrums Ebersberg ein.«

»Nach weiteren Untersuchungen wird jeder Fall auf unserer interdisziplinären Tumorkonferenz nach den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft besprochen, um die bestmögliche, individuelle Therapie festzulegen«, erklärt der Ärztliche Leiter des Zentrums, Dr. Peter Kreissl. Beteiligt sind daran die Onkologie, Gastroenterologie, Chirurgie, Radiologie, Pathologie und Psycho-Onkologie. »Die niedergelassenen Ärzte, mit denen wir kooperieren, bleiben während der Dauer der Behandlung ständig involviert und übernehmen gegebenenfalls auch die Nachsorge des Patienten«, so Kreissl. Die Vorteile dieser intensiven Zusammenarbeit seien: kurze Wege für den Patienten, immer gleiche medizinische Ansprechpartner und eine hochqualifizierte Behandlung. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, raten die Ärzte zur regelmäßigen Darmkrebsvorsorge. „Wir sprechen auch auf unseren Stationen Patienten darauf an, die aufgrund anderer Beschwerden zu uns kommen“, sagt Dr. Gerhard Feder, leitender Oberarzt der Inneren Abteilung. Die Klinik bietet wie die niedergelassenen Fachärzte ambulante Koloskopien an. »Primärer Ansprechpartner bleibt aber immer der Hausarzt«, betont Dr. Greimel. Er kenne am besten die Vorerkrankungen und Risikofaktoren seines Patienten.

Letztere sind neben Übergewicht und einem ungesunden Lebensstil mit wenig Bewegung vor allem genetische Vorbelastungen. »Haben oder hatten Eltern oder Geschwister Darmkrebs, so sollte die Darmspiegelung bereits deutlich vor dem 50. Lebensjahr gemacht werden«, sagt Dr. Feder und ergänzt: »Grundsätzlich lässt sich zwar durch eine gesunde Lebensführung das persönliches Risiko mindern«. Er empfiehlt so wenig wie möglich rotes Fleisch zu essen, stattdessen Geflügel oder Fisch sowie frisches Obst und Gemüse, und regelmäßig Sport zu treiben. »Das ersetzt jedoch keinesfalls die Darmkrebsvorsorge«, betont er.

Sybille Föll

Artikel vom 19.03.2015
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