Der Bürger entscheidet

Otterfing · Bürgerentscheid zum Standort des Sportzentrums lockt an die Wahlurne

Ob der Standort am Nordring erhalten bleibt oder das Sportzentrum an die Kreuzstraße gebaut wird, entscheiden die Otterfinger am Sonntag.	Foto: hw

Ob der Standort am Nordring erhalten bleibt oder das Sportzentrum an die Kreuzstraße gebaut wird, entscheiden die Otterfinger am Sonntag. Foto: hw

Otterfing · Am Sonntag, 22. März, hat der Bürger das Wort. Seit vielen Jahren diskutiert der Gemeinderat über den Neubau eines Sportzentrums, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Nicht die Tatsache, dass es ein neues Sportzentrum geben soll, ist indes umstritten, wohl aber in welchen Dimensionen es gebaut wird und vor allem wo: Zur Auswahl stehen nach langen Diskussionen noch das angestammte Grundstück am Nordring oder aber ein Neubau an der Kreuzstraße.

Ein Bürgerbegehren, initiiert von Bündnis90/Die Grünen, den Freien Wählern und der SPD soll nun Licht ins Dunkel bringen. Geht es nach dem Willen der Initiatoren, verbleibt der Sport am alten Standort. Den angemeldeten Bedarf des TSV Otterfing will die Interessensgemeinschaft so nicht stehen lassen. »Der Platz, der zur Verfügung steht, ist ausreichend, um das Angebot zu bieten, das zu Otterfing passt«, betont Hertha Böhner von den Grünen/Bündnis 90. Selbstverständlich könne man nachvollziehen, dass es viele Wünsche und Begehrlichkeiten gebe, aber man dürfe dabei das Augenmaß nicht aus den Augen verlieren, betont Hertha Böhner. Der alte Standort am Nordring würde keine weitere Flächenversiegelung nach sich ziehen, so wie das bei einem groß angelegten Neubau an der Kreuzstraße nötig sei. Aber nicht nur die Flächenversiegelung stößt den Grünen sauer auf, sondern auch die Angst vor einer Überschuldung der Gemeinde durch ein Projekt, das zwar verlockend aber aus ihrer Sicht überdimensioniert sei. Darüber hinaus bemängeln die Befürworter des alten Standortes die aus ihrer Sicht mangelhafte Anbindung des Grundstücks an der Kreuzstraße. Vor allem für Kinder sei diese enge Straße ein gefährliches Unterfangen, urteilte Böhner weiter. Hingegen sei der Weg zum alten Standort gut erschlossen und auch mit einem Radweg versehen.

Darüber hinaus befürchten die Gegner des neuen Sportzentrums an der Kreuzstraße, dass durch diesen Bau der Haushalt auf viele Jahre hinaus verschuldet wird und so keine Investionsmöglichkeiten für andere, ebenso notwendige Bereiche wie die Schulhauserweiterung oder die Seniorenarbeit mehr übrig bliebe. Die Gegner des Standortes Kreuzstraße bezweifeln, dass durch den Verkauf des ehemaligen Sportplatzareals genug Geld in die Kasse gespült wird, um alle Wünsche wie beispielsweise eine 400-Meter-Bahn zu realiseren. Aber nicht nur die hohen Baukosten fürchten die Gegner des neuen Standortes, sondern auch die hohen Folgekosten, die durch die Pflege des Areals entstünden. »Dass vom Bürgermeister initiierte und favorisierte Projekt in den angekündigten Dimensionen an der Kreuzstraße kann nur dann verhindert werden, wenn möglichst viele Bürger am 22. März am Bürgerentscheid teilnehmen und mit Ja stimmen werden«, erklärt die Befürworter des Bürgerbegehrens. Mehr dazu findet man unter www.buergerbegehren-otterfing.de.

Bürgermeister Jakob Eglseder (CSU) kann indes die Angst vor leeren Kassen bei einem Neubau an der Kreuzstraße nicht verstehen. Genau das Gegenteil sei der Fall, urteilt der Rathauschef. Würde das Sportzentrum an der Kreuzstraße gebaut werden, würde die Gemeinde das alte Areal für eine Bebauung, auch für Einheimischen-Projekte, freigeben. Hierdurch würden Gelder, die auch für den Bau des neuen Sportzentrums benötigt würden, in die Kasse gespült und gleichzeitig auch ein Teil des Bedarfs an Immobilien für Einheimische gedeckt. Bleibt hingegen die Sporthalle an ihrem jetzigen Standort, müssen zusätzlich zu den Hallen- und Sportplatzkosten auch noch Lärmschutzmaßnahmen in rund fünf Meter Höhe entlang des Nordrings errichtet werden. Hierbei handelt es sich um nicht verhandelbare Auflagen des Landratsamtes in Bezug auf Emmissionsschutz, so das Gemeindeoberhaupt. Durch den Bau der Lärmschutzanlagen würden Parkplätze unwiederbringlich verloren gehen, mahnt der Rathauschef und verweist auf die bereits angespannte Lage vor Ort. Wahrscheinlich würde der Bau einer Tiefgarage unter dem Sportzentrum nötig, was die Kosten ebenfalls nach oben schrauben würde. Ebenfalls würden durch die notwendigen Arbeiten der Platz für die Stockschützen wegfallen. Für die Zeit der Abrissarbeiten und des Neubaus stünden in der Gemeinde weder Räumlichkeiten für Vereine noch für den Sport zur Verfügung und das mindestens für den Zeitraum von zwei Jahren.

Der Neubau an der Kreuzstraße könnte begonnen und der Abriss erst nach einem Umzug erfolgen, so dass keine Fehlzeiten für die Sportler entstünden. Der Neubau an der Kreuzstraße böte zudem viele Entwicklungsmöglichkeiten für den TSV Otterfing, der stolze 1.700 Mitglieder zählt. Der Neubau an der Kreuzstraße inklusive weiterer Fußballfelder, einem Beachvolleyballfeld und einer erweiterten Stockschütenbahn würde mit rund 14,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, während ein Bau einer Dreifachturnhalle und die Sanierung der Außenfläche am Nordring mit rund 18,5 Millionen Euro den Haushalt belasten würde, allerdings ohne die Gegenfinanzierungsmöglichkeiten durch den Verkauf von Baugrund, da das Grundstück an der Kreuzstraße nur für soziale Zwecke verwendet werden kann. In beiden Kalkulationen sind eine Mehrzweckhalle für Versammlungen und Feste nicht enthalten und würde zusätzlich noch zwischen 2 und 2,5 Milllionen Euro kosten.

Bürgermeister Eglseder zitiert weiter Florian Brand vom Landratsamt Miesbach in einem Schreiben vom Dezember 2014. »Insgesamt raten wir aus Gründen des Immissionsschutzes dringend von einer weiteren Verfolgung einer Sportanlagenerweiterung am Nordring ab. Der Sportbetrieb in einer geschlossenen Dreifachturnhalle mit geeigneter schallgedämpfter Be- und Endlüftung ist zwar sicherlich möglich, der Betrieb der Freizsportanlagen wäre aber einzuschränken und stärker zu reglementieren als bisher. Der Betrieb der Freisportanlage nach 20 Uhr und an Sonntagen zwischen 13 und 15 Uhr sowie Nutzungen der Sporthalle über 20 Uhr hinaus (wegen Parklärmemisssionen) wären wegen der Nähe zu dem Wohngebiet im Süden als unzulässig einzustufen.« Ins gleiche Horn bläst die Otterfinger CSU, die allen Befürwortern des neuen Standortes an der Kreuzstraße empfiehlt, mit Nein zu stimmen. Nur der neue Standort gewährleistet ein störungsfreies Nebeneinander von Sport und Wohnen im Ort, entspricht den sportlichen Voraussetzungen gemäß der aktuellen Bedarfsliste des TSV-Otterfing, bietet eine langfristige Perspektive für den Gemeindesport und das Vereinsleben, heißt es in einem Schreiben von Manfried Doll von der CSU-Ortsvorstandschaft.

Auch der Vorsitzende des TSV Otterfing, Wolfgang Troidl, rät den Mitgliedern des TSV am Sonntag mit Nein zu stimmen, da die Fragestellung eine Beschränkung der sportlichen Entwicklungsmöglichkeiten auf den Nordring festlegt. »Das heißt nicht, dass der Standort Nordring in den Planungen nicht mehr berücksichtigt werden muss. Aber als alleiniger Standort wird er dem festgestellten Bedarf vor Ort nicht gerecht. Eine Entwicklungsmöglichkeit für den Verein bestünde dann nicht mehr«, stellt Wolfgang Troidl fest. Die vollständige Argumentation des TSV und die Bedarfsliste findet man unter www.tsv-otterfing.de. Am Sonntag werden nun die Otterfinger bestimmen, wo und wie sie in den nächsten Jahrzehnten ihren Sport betreiben und ihre legendären Feste feiern werden.

Heike Woschée

Artikel vom 17.03.2015
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