Gedächtnis der Gemeinde

Feldkirchen · In 25 Jahren hat sich viel getan: Feldkirchen schreibt seine Ortschronik weiter

»Eine Chronik hält Veränderungen fest«, sagt Feldkirchens Bürgermeister  Werner van der Weck. Davon gab es seit 1990 einige im Ort.	Foto: bs

»Eine Chronik hält Veränderungen fest«, sagt Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck. Davon gab es seit 1990 einige im Ort. Foto: bs

Feldkirchen · Im Jahre 1990 war Helmut Kohl Bundeskanzler, Lothar Matthäus auf dem Höhenpunkt seiner fußballerischen Laufbahn und ein Computer noch etwas für absolute Technikfreaks. In Feldkirchen lebten damals etwa 3500 Menschen.

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Das seither viel passiert ist, ist offensichtlich – auch in dem ehemals kleinen Dorf am Rande des alten Flughafens, das heute doppelt so viele Einwohner, ein modernes Rathaus und große Industriegebiete hat. Grund genug, die vergangenen 25 Jahre Revue passieren zu lassen: Die Gemeinde Feldkirchen gibt eine neue Ortschronik heraus, alle Bürger können sich daran beteiligen.

»Eine Chronik ist das Gedächtnis einer Gemeinde«, sagt Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD). »Sie hält Veränderungen fest.« Denn in der schnelllebigen Zeit könnten sich viele Bürger schon in wenigen Jahren nicht mehr erinnern, wie es in Feldkirchen früher ausgesehen habe. Weil natürlich auch Bürger wegziehen oder sterben, würde ohne Chronik »Wissen verschwinden«, meint der Rathauschef.

Und Feldkirchen hat sich in den vergangenen 25 Jahren enorm verändert: Durch die Auflassung des alten Flughafens München-Riem konnte die Gemeinde auf dem Dornacher Feld Wohngebiete ausweisen. Viele Neubürger zogen in den Ort, der von der Nähe zu München profitierte, und mit heute rund 7000 Menschen seine Einwohnerzahl in nur 25 Jahren verdoppelt hat. Das starke Wachstum führte zu mehreren großen, öffentlichen Bauprojekten: Das neue Rathaus öffnete 2005, die Schule bekam einen neuen Mittelbau, der Friedhof eine neue Aussegnungshalle.

Doch in der neuen Chronik sollen nicht nur Gebäude zu sehen sein, sondern vor allem Menschen. »Persönlichkeiten, die das öffentliche Leben geprägt haben, werden darin vorkommen«, sagt van der Weck, zum Beispiel ehemalige Gemeinderäte oder anderweitig engagierte Feldkirchner. »Auch die Vereine sollen sich wiederfinden«, meint der Bürgermeister und zählt einige der vielen Jubiläen auf, die seit 1990 gefeiert wurden: Der TSV Feldkirchen wurde 2012 100 Jahre alt, ebenso wie der SPD-Ortsverein im vergangenen Jahr. Und die Wasserwacht Feldkirchen beging 2014 ihr 60. Jubiläum.

All das soll in der neuen Chronik, die bis Ende des Jahres fertiggestellt sein soll, aufgegriffen werden, »die tatkräftige Mithilfe der Vereine vorausgesetzt«, wie van der Weck betont. »Es ist wichtig, dass sich jeder im Ort beteiligt.« Alte Fotos, Dokumente und was sonst noch von Interesse für die Feldkirchner Geschichte ist, kann jeder dem Rathaus zur Verfügung stellen – auch wenn es von vor 1990 ist.

Denn die neue Chronik wird kein »Band zwei der alten Chronik«, erklärt Werner van der Weck. Das heißt: Sie beginnt nicht erst im Jahre der Wiedervereinigung, sondern schließt das bisherige Werk mit ein – in einer überarbeiteten Fassung. Die bestehende Ortschronik hatte die Historikerin Cornelia Baumann, die heute Oelwein heißt, auf Initiative von Altbürgermeister Ludwig Glöckl 1990 verfasst. Kleinere Fehler – etwa falsch benannte Personen auf Fotos – sollen im neuen Buch korrigiert, so manche alte Geschichte ergänzt werden.

Immer wieder kämen Bürger auf die Gemeinde zu, die noch mehr wüssten, als bisher niedergeschrieben ist. »Manche Leute bringen sogar alte Aufnahmen aus den 20er- oder 30er-Jahren, die selbst ich noch nicht kannte«, erzählt van der Weck, der seit 2008 Erster Bürgermeister ist, damals Leonhard Baumann ablöste. Die vergangenen 25 Jahre sollen dazu möglichst lückenlos aufgearbeitet werden. Einen bestimmten Themenschwerpunkt gibt es nicht.

»Alles, was für das gesellschaftliche Leben von Belang ist, wird aufgeschrieben«, sagt van der Weck. Neben den verschiedenen Vereinen können sich auch die Kirchen in der neuen Chronik darstellen. Auch im kirchlichen Leben gab es seit 1990 bemerkenswerte Ereignisse, betont van der Weck. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche sind umfangreich saniert worden – und im evangelischen Pfarrhaus trat 2008 mit Briefen von Feldkirchner Soldaten aus dem 1. Weltkrieg ein bemerkenswerter Fund zutage.

Wenn die neue Ortschronik wie geplant Ende des Jahres erscheint, werden darin auch Ereignisse vorkommen, die jetzt noch in der Zukunft liegen. Am 1. Mai stellen die Feldkirchner einen neuen Maibaum auf, am 13. Juni findet ein großes Dorffest rund um Rathausplatz und Kirchenstraße statt. Denn Grund zu feiern hat die Gemeinde heuer gleich doppelt: Sowohl die Einweihung des neuen Rathauses als auch die Etablierung der Partnerschaften mit den Gemeinden Bisignano (Italien) und Rietschen (Sachsen) jähren sich 2015 zum 10. Mal. Alteingesessene Feldkirchner wissen sicher noch, dass auf dem Gelände des heutigen Rathauses einst ein Autohaus stand. Alle anderen können bald in der neuen Chronik bestaunen, wie die Ortsmitte früher ausgesehen hat.

Wer historische Fotos, Dokumente oder sonstige Informationen für die neue Feldkirchner Ortschronik zur Verfügung stellen möchte, kann dies bis 31. März im Rathaus, Zi. 1.03 im 1. Stock, abgeben oder der Gemeinde per E-Mail an rathaus@feldkirchen.de zukommen lassen.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 24.02.2015
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