Verblüffende »Zeit Raum Reise«

Das Ismaninger Kallmann-Museum zeigt Werke von Hiroyuki Masuyama

Unter anderem das Werk William Turners hat der Künstler subtil verfremdet und ihm damit die Ehre erwiesen. Foto: VA

Unter anderem das Werk William Turners hat der Künstler subtil verfremdet und ihm damit die Ehre erwiesen. Foto: VA

Ismaning · Das Kallmann-Museum zeigt eine umfassende Einzelausstellung von Hiroyuki Masuyama. Der Fotograf, Videokünstler und Bildhauer wurde 1968 in Japan geboren und lebt in Düsseldorf. In seinem umfangreichen Oeuvre setzt er sich auf komplexe und höchst sinnliche Weise mit Zeit und Raum auseinander.

Im Kallmann-Museum sind neben Arbeiten zu Caspar David Friedrich, William Turner und Giovanni Battista Piranesi auch großformatige Rauminstallationen und eine betretbare Skulptur zu sehen. Masuyama geht es um eine Verdichtung verschiedener Räume, Zeiten und Perspektiven in einem Bild. So umrundete er etwa mit dem Flugzeug in 40 Stunden die Erde und machte dabei alle 20 Sekunden eine Aufnahme aus dem Fenster. Diese Fotografien fügte er zu einem Panoramabild von mehr als 27 Metern Länge. Für »Flowers« wiederum fotografierte er über mehrere Jahre eine Blumenwiese im Wandel der Jahreszeiten. Aus tausenden von Bildern, setzte er eine monumentale Arbeit zusammen, die irritierende Details offenbart. So liegen beispielsweise Flecken von Schnee neben Blumen, die im Sommer oder im Frühling blühen.

Bei »0« hingegen handelt es sich um eine Kugel, die Masuyama in viele Monate dauernder Handarbeit aus Kirschholz fertigte und in die er 30.000 winzige Löcher bohrte. Hat man die Kugel über eine Trittstufe betreten und hat sich die Luke geschlossen, findet man sich wie in einer Art Mini-Planetarium. Die vielen Sternbilder, von denen man umfangen ist, könnten sonst nur auf einer Reise von der nördlichen in die südliche Hemisphäre erblickt werden. Doch nicht nur die Erde oder der Kosmos dienen Masuyama als Bildvorlagen, sondern auch Werke der Kunstgeschichte. In Ismaning installiert Masuyama auf einer Wand rund 70 Arbeiten, die Landschaftsbildern und Stadtansichten nachgebildet sind, die Turner anfertigte. Masuyama suchte die Orte auf, die Turners Bilder zeigen, und machte dort hunderte von Fotografien, die er in einem digitalen Verfahren zu Kopien der Gemälde zusammensetzte. Das gleiche Verfahren wendete er bei seiner Beschäftigung mit den Arbeiten Caspar David Friedrichs an. Aber sowohl Friedrich als auch Turner haben ihre Landschaften nicht einfach nach dem natürlichen Vorbild gemalt, sondern auch sie haben ihre Bilder konstruiert – Masuyama greift dieses Verfahren auf, allerdings im Medium der digitalen Fotografie.

So reist Masuyama gewissermaßen durch die Jahrhunderte und gelangt dabei zu fotografischen Bildern, deren Verhältnis zur Wirklichkeit sowie zu ihren Gemäldevorbildern widersprüchlich ist. Erscheinen seine Leuchtkästen zunächst wie Reproduktionen von Gemälden, so sind sie doch keine bloßen Aufnahmen davon. Ihr Ausgangsmaterial sind Fotografien der heutigen Zeit, wie man etwa an der Kleidung der Figuren, an modernen Bauten oder Booten erkennen kann. Vernissage der »Raum Zeit Reise« ist am Freitag, 6. März, 19 Uhr, zu sehen ist sie bis 10. Mai, Dienstag bis Sonntag, 14.30 bis 17 Uhr. Im Begleitprogramm gibt es Jazzabende und Führungen.

Artikel vom 24.02.2015
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