Trost in der Erinnerung

Altstadt · Sant’Egidio gedenkt verstorbener Obdachloser

Altstadt · Am kommenden Montag, 23. Februar, gedenkt die geistliche Gemeinschaft Sant‘Egidio gemeinsam mit Ordensgemeinschaften und andere Organisationen in der Heilig-Geist-Kirche Menschen, die in München auf der Straße oder in Verlassenheit verstorben sind. Beginn ist um 19 Uhr.

Das Gebet möchte ein Trost für alle Betroffenen sein und deutlich machen, dass vor Gott kein Mensch je vergessen ist. Alle Münchner sind herzlich dazu eingeladen. Vor allem Jugendliche der Gemeinschaft Sant’Egidio besuchen regelmäßig Bettler auf der Straße und ­begegnen einer Welt voll Einsamkeit, Armut, Perspektivlosigkeit und oft auch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Auch wenn es in München viele Stellen gibt, an die sich Menschen in Not wenden können, so macht der Verlust von Familie, von Freunden und Arbeit das Leben sehr schwer erträglich. Vor allem die Kälte des Winters setzt vielen sehr zu. Für Kranke ist das Leben auf der Straße besonders schwierig.

Das Gedenken gilt auch Dorin und Vasile, zwei aus Rumänien stammende junge Männer. Beide waren nach München gekommen, in der Hoffnung Arbeit zu finden. Sie wurden krank, bei einem der beiden wurde ein Tumor diagnostiziert. Zu schwach um weiter zu arbeiten, begannen sie ihren Lebensunterhalt durch das Betteln im Münchner Stadtzentrum zu verdienen. Sie waren Freunde und unterstützen sich gegenseitig so gut es ging. In dieser Zeit begann auch die Freundschaft mit der Gemeinschaft Sant’Egidio. Das Gebet möchte ein Ausdruck dafür sein, dass eine Stadt wie München keinen ihrer Mitbürger vergisst und jeder Mensch vor Gott wertvoll ist. Sant’Egidio sammelt von allen anderen Organisationen die Namen der ihnen bekannten Menschen, die in diesem Jahr in Armut verstorben sind. Während des Gebetes werden die Namen aller Verstorbenen verlesen und Kerzen angezündet.

Im Tod nicht vergessen zu sein gibt den noch Lebenden großen Trost und die Zuversicht, dass auch sie nicht vergessen sein werden. Ein Obdachloser sagte am Ende des Gebetes im letzten Jahr: »Wenn ihr mich nicht vergesst, dann weiß ich, dass auch Gott mich nicht vergisst.« Das Gedenken gilt den Verstorbenen, genauso aber ruft es die Lebenden und Leidenden in Erinnerung und ist genau das Zeichen, dass Gott sie nicht vergessen hat.

Artikel vom 19.02.2015
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