Tagesklinik beantragt

16 Plätze für Schmerzpatienten im Klinikum Erding geplant

Das Klinikum erfüllt schon jetzt die meisten Voraussetzungen für die Einrichtung einer Tagesklinik für Schmerzpatienten.	Foto: Klinikum Landkreis Erding

Das Klinikum erfüllt schon jetzt die meisten Voraussetzungen für die Einrichtung einer Tagesklinik für Schmerzpatienten. Foto: Klinikum Landkreis Erding

Erding · Das Klinikum Landkreis Erding plant eine Tagesklinik für Schmerzpatienten. Hier sollen Patienten mit chronischen Schmerzen Hilfe bekommen.

»Die nächsten Schmerztageskliniken befinden sich in München, Landshut und Rosenheim und haben oft wochenlange Wartezeiten«, erklärt der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) die Hintergründe für das Vorhaben. »Gerade bei einer tagesstationären Behandlung, die wir in Erding etablieren möchten, ist es aber wichtig, dass die Patienten nicht zu weite Wege haben, die sie jeden Tag zurücklegen müssen.«

Eine Tagesklinik leistet mehr als eine ambulante, aber weniger als eine stationäre Versorgung. Tageskliniken werden oft bei der Behandlung von chronischen Krankheitsbildern genutzt. In Erding hat man sich nun auf den großen Bereich der chronischen Schmerzen fokussiert. Von chronischen Schmerzen sprechen Mediziner, wenn der Schmerz länger als drei Monate andauert.

In der Regel ist die Ursache für den Schmerz ausgeheilt. Durch die lange Dauer oder eine häufige Wiederkehr des Schmerzes wird das Symptom gespeichert und auch dann wahrgenommen, wenn es keinen gesundheitlichen Anlass mehr gibt. Der chronische Schmerz ist dann ein eigenes Krankheitsbild. Geplant ist die Einrichtung von 16 Plätzen. Sie sollen in erster Linie den Patienten zugute kommen, die im Umkreis der Einrichtung zuhause sind. Es geht darum, die Entfernung der Schmerzpatienten zur behandelnden Klinik zu verringern, damit eine tägliche Anfahrt sinnvoll möglich ist.

Die Schmerzpatienten, die in der Erdinger Schmerztagesklinik behandelt werden sollen, sind mobile Patienten mit chronischen Schmerzen verschiedenster Art wie zum Beispiel Rücken- und Nackenschmerzen, Schmerzen der Gelenke, Knochen, Muskeln, Kopfschmerzen unterschiedlichster Art (Spannungskopfschmerz, Migräne, Medikamentenbedingte Kopfschmerzen, Cluster-Kopfschmerz etc.), Gesichtsschmerzen oder Ganzkörperschmerzen wie das Fibromyalgiesyndrom. Dabei müssen drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt sein: Es droht eine Beeinträchtigung der Lebensqualität oder ist bereits eingetreten; bisherige Therapien oder Operationen haben nicht zum Erfolg geführt; es besteht ein Medikamentenfehlgebrauch oder eine Abhängigkeit; eine schmerz­unterhaltende psychische oder eine gravierende somatische Begleiterkrankung ist aufgetreten.

Chronische Schmerzpatienten haben häufig eine sehr lange Leidensgeschichte hinter sich, und oft hat der Schmerz nicht mehr nur eine physische Ursache, sondern resultiert auch aus psychologischen und sozialen Faktoren. Die Therapie muss auf diese Teilaspekte umfassend eingehen, weshalb die Patienten von einem interdisziplinären Team aus Ärzten, Psychotherapeuten und Physiotherapeuten betreut werden sollen sowie begleitend unter anderem soziale Beratung, Ernährungsberatung und Sportangebote bekommen. Der Therapieansatz für die beantragte Erdinger Schmerztagesklinik sieht zudem vor, dass die Patienten ganztägig aber tagesstationär von Montag bis Freitag behandelt werden. Das ermöglicht es den Patienten, jeden Tag in ihr gewohntes Umfeld zurückzukehren, was nicht nur für viele von ihnen privat von Vorteil ist. Auch für die Therapie selbst, deren Ziel es ist, die gelernten Dinge in den Alltag zu übertragen, um chronische Schmerzen wirksam zu bekämpfen, ist der tagesstationäre Ansatz ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Kommt eine tagesstationäre Behandlung nicht infrage, wäre in einem zweiten Schritt ein stationäres Behandlungsangebot möglich.

Der Frauenanteil beträgt fast 50 Prozent

Das Klinikum hat jetzt beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege beantragt, im Bayerischen Krankenhausplan eine Tagesklinik für Schmerztherapie aufzunehmen. Der Antrag wird in der nächsten Sitzung des Bayerischen Krankenhausplanungsausschusses behandelt; diese wird voraussichtlich im April 2015 stattfinden. »Sofern der Antrag dort bewilligt wird, wird die Schmerztagesklinik in Erding in den Krankenhausplan 2016 mitaufgenommen. Die Einrichtung kann zügig im Jahr 2015 erfolgen«, erklärt Daniela Fritzen, Sprecherin des Klinikums Landkreis Erding. Auch der Vorstand des Klinikums, Sándor Mohácsi, hält die geplante Erweiterung des Behandlungsangebots für sinnvoll. Die Einrichtung einer Schmerztagesklinik ließe sich einfach realisieren: »Die allermeisten personellen und strukturellen Voraussetzungen für das Therapiekonzept einer Schmerztagesklinik erfüllen wir heute ohnehin bereits.«

Sowohl die erforderliche Infrastruktur für eine Tagesklinik – also Patientenzimmer sowie Räume für Bewegungs- und Gruppentherapie – als auch qualifiziertes Fachpersonal für Therapie und konsiliarische Betreuung seien bereits vorhanden, erläutert Daniela Fritzen. Das Kernteam werde aus fest am Klinikum angestellten Ärzten, Psychologen und Therapeuten bestehen. Eine Fachärztin für Anästhesie des Klinikums führe die Zusatzbezeichnung »Spezielle Schmerztherapie« und werde die Einrichtung und Koordination in der Anfangszeit übernehmen. Weitere Ärzte in den nötigen Disziplinen seien ebenso bereits am Haus angestellt wie Sozialberater und Physiotherapeuten. Ebenso könnten Therapeuten des angrenzenden Gesundheitszentrums eingebunden werden, mit denen bereits Kooperationen bestünden. »Als Kooperationspartner im medizinischen Bereich stehen außerdem eine erfahrene Schmerztherapeutin, niedergelassene Neurologin und Psychiaterin in Erding sowie ein erfahrener Schmerztherapeut aus München zur Verfügung, die beide ebenfalls die Zusatzbezeichnung ›Spezielle Schmerztherapie‹ besitzen«, so die Aussage der Kliniksprecherin.

Sollte die Tagesklinik genehmigt werden, könnte sie dann in der Folge wahrscheinlich auch vergleichsweise kurzfristig realisiert werden. Das war letztlich auch der Ausgangspunkt der Überlegungen, erklärt Daniela Fritzen, Sprecherin des Klinikums Landkreis Erding. Gesundheitseinrichtungen, egal ob privat oder öffentlich finanziert, stehen in einem harten wirtschaftlichen Wettbewerb. Mit der Tagesklinik wollen die Erdinger ihr Angebot erweitern und die Attraktivität und die Kompetenzen des Hauses steigern. Für die Erdinger bedeutet das eine punktuelle Verbesserung der Infrastruktur – für betroffene Patienten wird das Angebot eine erhebliche Erleichterung im Umgang mit ihrer Krankheit sein.

Artikel vom 05.02.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...