Ein Sieg in der letzten Sekunde

Die Handballer vom SV Anzing feiern 29:28 Auswärtssieg in Lohr

Anzing · Du hast erst verloren wenn der Schiri abpfeift – und plötzlich hast du gewonnen. Im Handball gibt es den »Punkt«. Er liegt auf der Diagonallinie des Tores zur gegenüberliegenden Ecke und befindet sich ungefähr zwei Meter vor dem zweiten Kreis.

Dorthin passt der Torwart beim Konter und der Konterspieler läuft diesen »Punkt« an. Immer und immer wieder wird das trainiert.

Eine aufgereizte Atmosphäre von etwa 500 Zuschauern erwartete die Anzinger Handballer nach fünf-stündiger Busfahrt. Dabei auch 25 Fans aus dem Münchener Osten. Diese emotionale Stimmung merkte man beiden Teams von vorneherein an. Eng ging es her bis zum 3:3. Dann verschoss Anzing zwei Siebenmeter und die Handlungen wurden immer verkrampfter und gelähmter. Immer einen Schritt zu langsam in dieser Anspannung. Die erfahrenen Spieler der Unterfranken aus Ungarn, Tschechei, Litauen, Slowakei und Luxemburg kamen damit besser zu recht und zogen auf 8:3 davon. Vor allem die Mitteldeckung hatten die Lohrer verstärkt mit dem 2,10 m großen Milan Kralik.

Die Anzinger suchten zu oft den Abschluss über die Mitte. Die Löwen ließen sich nicht beeindrucken und kamen wieder auf 8:6 heran. Doch die individuell stärkeren Lohrer konnten sofort wieder auf 13:8 stellen und diesen 5-Torevorsprung bis zur Pause mitnehmen (15:10). In der Kabine nahm man sich vor, in der zweiten Hälfte die Halbangriffspositionen konsequenter anzugreifen. Zeleny und Bardina hatten dort zu viel Raum und niemand bekam insbesondere Bardina in den Griff. Vor allem Philipp Ball fand überhaupt nicht ins Spiel. Trainer Müller probierte dort auch Schulz, Mayer und Reither aus. Die Lohrer waren zwar spielerisch etwas besser, die Tore hatten sie aber überwiegend auf Grund von Fehlern der Anzinger erzielt. Nochmal machten sich alle klar: Egal wie es irgendwann steht. Das Spiel wird in den letzten zehn Minuten entschieden. So war es in all den letzten Spielen der Lohrer. Leider ging es nach dem Wiederanpfiff genauso weiter. Die 5-Tore-Differenz blieb bis zum 20:15.

Dann ein kurzer Einbruch der Löwen und die Unterfranken erzielten 3 Tore hintereinander (23:15). Viele dachten jetzt ist es entschieden. Anzing nahm die Auszeit in der 44. Minute. Trainer Müller gab neue Anweisungen. Bardina durch Philipp Ball Manndeckung und gleichzeitig sollte er die Angriffe der Lohrer stören um den Ball zu klauen. Vorne weniger durch die Mitte, mehr über die Außen. Vier Tore in Folge brachte das. Diesen 4-Tore-Vorspung konnten die Spieler der Lohrer zwar bis zum 27:23 halten aber man merkte, dass die Sicherheit in ihren Aktionen nach lies.

Im gleichen Takt wirkte Anzing sicherer und beweglicher. Philipp Ball machte seine neue Aufgabe in der Deckung jetzt besser und spielte vorne auf Außen groß auf. Drei Tore hintereinander erzielte er. Die Folge eine weitere Aufholjagd der Löwen zum 27:26. Die Halle stand Kopf. Vier Minuten zu spielen und die Gastgeber erzielten das 28:26. Wer gedacht hat das bringt ihre Sicherheit zurück lag falsch.

Sicher geglaubte Niederlage abgewendet

Überhastete Würfe, Einzelaktionen und leichte technische Fehler in dieser Phase blieben bei den Lohrern. Die Anzinger ließen sich nicht beeindrucken, blieben bei ihrem Spiel und glaubten an sich. Nach dem Motto: Das Spiel ist erst entschieden, wenn der Schiri abpfeift. Philipp Ball zum 28:27. Max Haberthaler mit seiner Erfahrung und seinen technischen Fertigkeiten legte frei auf Außen einen Dreher um die Füße des ungarischen Torwarts der Lohrer. 28:28. Noch eine Minute zu spielen. Lohr hat den Ball. Ein Kampf auf beiden Seiten. Fünf Sekunden vor Ende. Lohr schießt knapp neben das Tor. Einige Lohrer lassen die Köpfe hängen ob des geglaubten Punktverlustes. Die Anzinger feiern den Punktgewinn. Nicht so Fabian Fiedler und Philipp Ball. Fiedler holt den Ball und passt auf den »Punkt«. Philipp B. startet seinen »Punktlauf« dort fängt er den Ball mit einer Hand aus der Luft und hämmert ihn aus neun Metern ins Netz. Die Uhr zeigt 59:59, also eine Sekunde vor Schluss. Aus. 28:29 Sieg für die Löwen.

Die ganze Dramatik zeigte sich auf dem Hallenboden. Auf der einen Seite lagen die enttäuschten Lohrer. Auf der anderen Seite die euphorisch feiernden Anzinger mit ihren Fans. »So etwas erlebt man selten im Handballerleben. Mein Team hat nie aufgegeben und an sich geglaubt bis zur letzten Sekunde. Auch nicht nach dem 23:15. Zwar gehört auch ein wenig Glück dazu aber wir wussten, dass das Spiel erst in den letzten zehn Minuten entschieden wird. Die letzten Spiele der Lohrer verliefen alle so«, kommentierte ein freudestrahlender Trainer Müller. »Noch ist allerdings nichts entschieden. Der Kampf um den Nichtabstieg bleibt uns erhalten. Nach dem jetzigen Stand werden ziemlich sicher drei Teams aus der Bayernliga absteigen. Es können aber auch vier oder fünf sein. Das wird alles in der 3.Liga entschieden. Es gilt also weiter volle Konzentration.«

Es spielten: Fabian Fiedler, Axel Imhoff, Philipp Ball (7/1), Jonathan Limbrunner (7/3), Marinus Limbrunner (6), Max Haberthaler (3), Mathias Haberthaler (3), Markus List (2), Manuel Fischer (1), Max Bamberger, Markus Reither, Robin Schulz, Christoph Mayer.

Artikel vom 03.02.2015
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