Bürger protestieren

Dorfen · Mit 100 Mahnfeuern gegen den Bau der neuen B15

Entlang der geplanten Trasse der B15 neu wurden über 100 Mahnfeuer entzündet. 	Foto: privat

Entlang der geplanten Trasse der B15 neu wurden über 100 Mahnfeuer entzündet. Foto: privat

Dorfen · Mit über 100 Mahnfeuern haben Bürger und zahlreiche Politiker aller Parteien gegen die Pläne von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) protestiert, die Bundesstraße B15 neu durch den Landkreis Erding zu bauen.

CSU-Minister Herrmann hatte am 6. Dezember 2014 überraschend neue Pläne für die autobahngleiche, vierspurige Bundesstraße B15 neu von Landshut nach Rosenheim vorgestellt. Herrmann plant, diese Trasse bereits Ende Januar für den Bundesverkehrswegeplan nach Berlin zu melden. Seit 40 Jahren wird jedoch schon eine Trasse durch den Landkreis Mühldorf geplant.

Sabine Berger von der Bürgerinitiative »Keine B15 neu im Landkreis Erding« betonte: »Innenminister Herrmann wirft eine 40-jährige Planung einfach über den Haufen. Er versucht, innerhalb acht Wochen Fakten zu schaffen. Ziel einer B15 neu ist, den unzureichend erschlossenen Südosten Bayerns anzubinden. Das funktioniert mit einer Trasse durch den Landkreis Erding ganz offensichtlich nicht. Der Landkreis Erding ist verkehrstechnisch bestens erschlossen. Auch ist er viel dichter besiedelt als der Landkreis Mühldorf. Die Bürger ertragen bereits Lärm und Emissionen überregionaler Infrastrukturmaßnahmen, insbesondere durch den Flughafen München. Zudem ist die bisherige, alte Trasse durch den Landkreis Mühldorf bereits raumgeordnet. Die Bundesrepublik Deutschland hat dort dafür benötigte Flächen angekauft. Das ist eine Verschwendung von Steuergeldern.« Die Bürgerinitiative fordert einen sofortigen Planungsstopp für eine B15 neu durch den Landkreis Erding und die Beibehaltung der bereits raum geordneten Straße.

Das plötzliche Verwerfen einer Jahrzehnte alten, weit fortgeschrittenen Planung zugunsten einer neuen Trasse wird auch von fachlicher Seite verwundert zur Kenntnis genommen. Die Planungsbehörde des Landratsamtes Erding schreibt in einer öffentlichen Stellungnahme zum neuen Trassenverlauf: »Die B15 neu befindet sich räumlich sehr nah an der bestehenden B15. Der Sinn zweier Straßen in diesen räumlichen Zusammenhang kann nicht erkannt werden, führt aber zu doppelten Flächenverbrauch.«

Die Bürgerinitiative hatte am 10. Januar zu einem landkreisweiten Protest eingeladen. Überall auf der geplanten Trasse der B15 neu wurden Mahnfeuer angezündet. Zum zentralen Mahnfeuer in Oberdorfen kamen zahlreiche Politiker aller Parteien des Landkreises. Der Landkreis Erding würde mit einer B15 neu neben den Autobahnen A94 und A92 eine dritte Autobahn bekommen. Sie würde den Landkreis ein weiteres Mal durchschneiden, diesmal von Nord nach Süd. Der Landkreis Erding ist zudem durch überregionale Infrastrukturmaßnahmen bereits überdurchschnittlich belastet, wovon auch der Südosten Bayerns profitiert.

Derzeit werden eine Vielzahl von Infrastruktur-Großprojekten geplant oder gebaut: die Planung einer 3. Startbahn am Flughafen München, die A94, ein vierspuriger Ausbau der Flughafen-Tangente-Ost, ein zweigleisiger Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf, der S-Bahn-Ringschluss bei Erding oder die Walpertskirchner Spange. Allein diese Projekte haben einen Flächenbedarf von mindestens 1.800 ha – zuzüglich den Ausgleichsflächen noch einmal in der gleichen Größenordnung.

Mehr als 4 Prozent der Landkreisfläche sind damit bereits von den konkreten Planungen für ausschließlich überregionale Infrastrukturprojekte betroffen, werden also bereits für überregionale Infrastrukturprojekte verplant. Die geplante Westtrasse der B15 neu würde zusätzliche Flächen von etwa 300 bis 600 ha beanspruchen – davon fast 100 ha Waldfläche.

Artikel vom 17.01.2015
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