Die Kultur der Reparatur

Vaterstetten · Heckl spricht über Maßnahmen gegen das »Wegwerfen«

Wolfgang Heckl spricht auf Einladung der Energiewende Vaterstetten am 20. Januar über die »Kultur des Reparatur«.  	Foto: VA

Wolfgang Heckl spricht auf Einladung der Energiewende Vaterstetten am 20. Januar über die »Kultur des Reparatur«. Foto: VA

Vaterstetten · Am Dienstagabend, 20. Januar, kommt der Geschäftsführer des Deutschen Museums in München zu einem Vortrag zum Energieforum nach Vaterstetten. Er spricht – in Anlehnung an den Titel seines erfolgreichen Buches – über »Die Kultur der Reparatur«.

Die Energiewende in Deutschland ist ein Projekt, welches in seinen Ausmaßen weltweit seinesgleichen sucht. Unsere »reine Weste« in Sachen Ökologie und Umwelt haben wir mit diesem mutigen Schritt weltweit unter Beweis gestellt.

Dies ist allerdings nur ein Teil der Wahrheit, denn natürlich hat auch Deutschland mit den negativen Folgeerscheinungen des Wohlstands und des Wachstums zu kämpfen: Nach den Ende Dezember veröffentlichten vorläufigen Angaben des ­Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden in 2013 insgesamt 36,6 Millionen Tonnen Abfälle bei den Haushalten in Deutschland eingesammelt. Dies entspricht einem Durchschnitt von 453 Kilogramm Unrat pro Einwohner. Mit 13,1 Millionen Tonnen betrug der Anteil des Hausmülls (Restmüll) an den Haushaltsabfällen dabei 36 Prozent. Den höchsten Anteil an den Wertstoffen hatte das Altpapier mit 5,8 Millionen Tonnen oder 72 Kilogramm pro Einwohner.

Ebenfalls besorgniserregend ist die Moral der Menschen bei der »Entsorgung« von Lebensmitteln: Über 80 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf, oder umgerechnet 6,7 Millionen Tonnen landen im Müll. Und die wenigsten Lebensmittel, die im Müll landen, gehören allerdings dorthin: In erster Linie wird nicht tatsächlich Verdorbenes weggeworfen. Sondern vielmehr Produkte, die nicht mehr gut und appetitlich genug erscheinen. Das betrifft vor allem Obst und Gemüse. Danach folgen Back- und Teigwaren sowie Speisereste. Dies zeigt eine Studie der Uni Stuttgart. Ist Deutschland also eine Wegwerfgesellschaft? Und was kann man dagegen unternehmen? Wie kann jeder selbst einen Beitrag für ein umweltverträglicheres Leben leisten? Beim nächsten Energieforum geht es um den Kampf gegen die Wegwerfmentalität und damit gegen Energie- und Rohstoff-Verschwendung.

Ein Weg dorthin führt über das Reparieren. Und diesen Weg zeigt der zur Zeit wohl engagierteste Experte auf diesem Gebiet: Am Dienstag, 20. ­Januar, hat der Arbeitskreis Energiewende um 19.30 Uhr im Katholischen Pfarrzentrum Vaterstetten (gegenüber dem Rathaus) den Generaldirektor des Deutschen Museums, Professor Dr. Wolfgang Heckl eingeladen. Er wird den Besuchern in seinem Vortrag »die Kultur der Reparatur« näher bringen, die wesentlich mehr ist als nur geschicktes Basteln. Professor Dr. Wolfgang Heckl, ist neben seiner Arbeit als ­Geschäftsführer, Inhaber des Oskar-von-Miller-Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der TU München und der Autor des Erfolgsbuches »Die Kultur der Reparatur«. Die Kommunikation von Wissenschaft in die Öffentlichkeit bezeichnet Heckl als eines seiner wichtigesten Anliegen: Bislang betätigte er sich umfangreich in den Bereichen TV, Radio, Internet und Printmedien.

453 kg Unrat pro Einwohner

Über 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen im Bereich Nanowissenschaften, Biophysik, Biokristallographie und Genetik zeugen von seinen profunden und gefragten Kenntnissen. Professor Heckl ist als Kommunikationsexperte dafür bekannt, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge auf unterhaltsame Art zu vermitteln. Für seine außerordentlichen Leistungen bekam der renommierte Physiker ­unter anderem 2008 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Arbeitskreis Energiewende hofft deshalb, dass die Begeisterungsfähigkeit und die praktischen Erfahrung von Heckl auch die Menschen vor Ort in Vaterstetten motiviert, gegen die unnötige Erzeugung von Wohlstandsmüll anzugehen und zu sensibilisieren. Dass das Reparieren mehr bewirkt als nur die reine Kostenersparnis, nämlich auch Spaß, Erfolgserlebnis und nicht zuletzt Kommunikation beim Erfahrungsaustausch, davon ist die Energiewende Vaterstetten überzeugt.

Mit dem »Repair-Café« soll ein solcher Ort in Vaterstetten für die Bürger geschaffen werden. Die Eröffnung des Cafés ist für den Samstag, 28. Februar im OHA vorgesehen, zu welcher die Energiewende noch gesondert einladen wird. Das Energieforum mit Wolfgang Heckl ist kostenfrei, es wird aber um eine Spende für die Grundausstattung des geplanten »Repair-Cafés« gebeten. Ein Hoffnungsschimmer für ein Umdenken gibt es aber auch zu vermelden: Im Vergleich zu 2012 sind die Abfälle um drei Kilo­gramm pro Ein­wohner ge­sunken. Man darf gespannt auf die Zahlen aus 2014 sein.

Weitere Informationen zu den Personen, den Zielen und natürlich auch zu den aktuellen Veranstaltungen der Energiewende Vaterstetten findet man auch unter www.energiewende-vaterstetten.de im Internet.

Von Stefan Dohl

Artikel vom 09.01.2015
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