Geborgen in Gott

Taufkirchen · Gedanken zu Weihnachten von Pfarrer Joachim Rohrbach

Am Heiligen Abend feiern wir, dass Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes zu uns gekommen ist, um uns das ewige Heil zu bringen. (Foto rechts) Pfarrer Joachim Rohrbach von der evangelischen Jerusalemgemeinde. 	F: hw/VA

Am Heiligen Abend feiern wir, dass Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes zu uns gekommen ist, um uns das ewige Heil zu bringen. (Foto rechts) Pfarrer Joachim Rohrbach von der evangelischen Jerusalemgemeinde. F: hw/VA

Taufkirchen · »Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn.« (Galater 4,4) Unser Bezugspunkt also ist die Geburt Jesu Christi. Sie ist die Mitte der Zeit. Als aber die Zeit erfüllt war, setzte Gott einen Wendepunkt, der die Welt veränderte.

Es sind nicht Menschen, die er nutzt für seine Botschaft, wie die Propheten. Sondern Gott geht einen anderen Weg, er wird Mensch, wie die Christen sagen. In einem Kind der Menschen wird Gott für die Menschen greifbar. In einem Kind der Menschen, lässt Gott sich anschauen, anfassen und hören in einer Stimme, die alle vernehmen können. Es beginnt die Zeit der neuen Gottesbegegnung.

Der Mensch ist nicht mehr nur Gegenüber Gottes, nein die Zeit ist erfüllt, jetzt beginnt eine neue Sicht des Lebens und des Menschen. Ihm wird die Kindschaft zugesprochen. So wie Gott selber als Kind unter den Menschen geboren wird, so wird der glaubende Mensch zu einem Kind vor Gott. Wir sind nicht nur geschöpfliches Gegenüber Gottes, unterworfen seiner Macht. Nein, er erhebt uns in ein Verhältnis der Unmittelbarkeit, das es so bisher nicht gegeben hat. Wir dürfen uns verstehen und sehen als Kinder Gottes. Wir dürfen uns sehen und verstehen als solche, die in engster Gemeinschaft leben mit dem, der das Leben als Ganzes in seinen Händen trägt, der sorgt und führt, der Lebensmöglichkeiten schafft, der Freiheit schenkt und durch Begrenzungen dem Leben seinen Halt gibt. Vielleicht mögen manche von uns diesen Ausdruck nicht. Kindsein, da fühlt man sich klein und unmündig. Man ist abhängig und muss tun und lassen, was die anderen sagen. Das ist eine Seite des Kindseins, aber eben nur eine.

Die andere ist: ist weiß woher ich komme. Ich habe einen Halt. Ich weiß an wen ich mich wenden kann, und ich weiß mich angenommen und geborgen, wenn mein Leben aus dem Ruder gerät, wenn ich etwas falsch gemacht habe. So sehe ich die Gott-Menschbeziehung durch die Geburt des Gottessohnes. Wir müssen diese Beziehung nicht durch unser Tun herstellen, wir müssen die Anerkennung nicht durch Taten erarbeiten, sondern Gott selber schenkt sie uns.

Wir sind durch diese Tat Gottes mit der Kindschaft beschenkt, auf dass wir Freiheit gewinnen von den vielen drückenden Ansprüchen, die an uns gerichtet werden. Nicht sie stellen unser Leben auf einen festen Grund, sondern Gott selber tut das durch das Geschenk der Kindschaft, das im Kind im Stalle symbolisch deutlich wird. Unsere Antwort darauf ist das gläubige Vertrauen, in dem wir sprechen: Abba, lieber Vater. Wo wir uns dieses Geschenk zusagen lassen, da dürfen wir in innigster Vertrautheit sprechen, so wie es kleine Kinder am Anfang ihres Lebens lernen und oft genug bis zum Ende des Lebens in sich tragen. Auf die Kindschaft können wir uns berufen, auf diese Kindschaft können wir unser Leben bauen, durch diese Kindschaft müssen wir nicht der Anerkennung hinterherlaufen, sondern weil wir persönlich angenommen sind, können wir unser Leben anders sehen und gestalten, unabhängig von dem, wie die Welt über uns urteilt. Wir haben einen Vater im Himmel.

Mag die Welt auch noch so viel an uns herantragen, nicht die Erfüllung dessen ist das letzte Wort über mein Leben, sondern allein die Gnade des gütigen Vaters, die in der Armut des Stalles seinen besonderen Anfang genommen hat. Mögen wir aus unserer Kindschaft heraus unser Leben gestalten in der Freiheit, die Gott uns schenkt. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Ihr Pfarrer Joachim Rohrbach,
Jerusalemgemeinde

Artikel vom 23.12.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...