Öffnet die Herzen

Harlaching · Gedanken zu Weihnachten von Pater Joseph Pandiappallil

Pater Joseph Pandiappallil erinnert in seiner Ansprache daran, was an Weihnachten wirklich wichtig ist. 	Foto: hw

Pater Joseph Pandiappallil erinnert in seiner Ansprache daran, was an Weihnachten wirklich wichtig ist. Foto: hw

Harlaching · Liebe Leserinnen und Leser! Viele Menschen erleben die Advents- und Weihnachtszeit als die schönsten Wochen des Jahres. Vorbereitungen, Begegnungen, Feiern und Geschenke tragen zur Besonderheit dieser Tage bei. Vereine, Arbeitskollegen, Nachbarn, Verwandte und Freunde nehmen das Weihnachtsfest zum Anlass, ihre Verbundenheit zu feiern und zu stärken.

Weihnachten ist ein Fest, an dem Zusammengehörigkeit besonders spürbar wird. Der Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr und die Planung für das kommende Jahr prägen die weihnachtliche Stimmung der Freude, des Friedens und der Hoffnung. Dieses Fest ist keine Erfindung des modernen Menschen. Es hat eine große Geschichte und eine große Tradition über 2000 Jahre. Weihnachten ist der Tag der Geburt Jesu, des Christus aus Nazareth. In der ganzen Welt wird sein Geburtstag nach landesüblicher Tradition mit unterschiedlichen Bräuchen gefeiert.

Mein erster Gedanke zur Geschichte und der Tradition des Weihnachtsfests gilt der Geburt Jesu. Sie verlief, wie uns berichtet wird, nicht einfach und in angenehmer Atmosphäre. Jesus wurde in Bethlehem in einem Stall geboren, weil seine Eltern in der Herberge keinen Platz fanden. Neben den Eltern Jesu waren nur die Tiere im Stall dabei, und die ersten Besucher waren arme Hirten. Aber in der Ankündigung seiner Geburt wird Jesus als König bezeichnet. Die Sterndeuter aus dem Osten machten einen langen Weg, um den neugeborenen König zu besuchen. Ein König ohne Königspalast, sogar ohne Platz in einer Herberge, geboren in einer Futterkrippe in einem Stall!

Eigentlich unverständlich, aber darin finden wir die Botschaft, dass weder der Reichtum noch die Armut von Bedeutung ist, sondern der Mensch, die Persönlichkeit und die Menschlichkeit. Jesus wird als »Retter« bezeichnet und seine Geburt als eine große Freude für die ganze Welt. Das Weihnachtsfest lädt uns ein, die Menschen und die Menschlichkeit zu achten und nicht das Äußere der Menschen wichtig zu nehmen.

Mein zweiter Gedanke zur Geburt Jesu gilt dem Bericht über die Flucht seiner Eltern mit ihm nach Ägypten, gleich nach seiner Geburt. Etwa 600 Kilometer liegen zwischen Bethlehem und Ägypten, bei den damaligen Straßenverhältnissen, wahrscheinlich mit einem Esel, ein beschwerlicher und bedrohlicher Weg.

Die Angst der Eltern Joseph und Maria um ihr Kind, das getötet werden sollte, erleben wir heute wieder mit durch die Erfahrung der Kriege in vielen Ländern und der zahlreichen Flüchtlinge, die aus ihrer Heimat fliehen müssen, um ihr Leben zu retten. Erschöpft und verzweifelt versuchen täglich viele, ein sicheres Land zu erreichen. Sie sind angewiesen auf unsere Hilfsbereitschaft, auf Anteilnahme an ihrem Schicksal und auf eine menschenwürdige, gastfreundliche Aufnahme.

Die Erfahrung, die Jesus als Flüchtlingskind in Ägypten erlebte, die Gastfreundschaft in der Fremde und seine Rückkehr in die Heimat als Kind, nachdem sich die Situation dort beruhigt hatte, können uns inspirieren, dass wir uns hineindenken in die Situation der Menschen, die heute bei uns Zuflucht suchen. Öffnen wir unsere Herzen, um ihr Elend und ihre Aussichtslosigkeit in der eigenen Seele zu spüren. Zeigen wir ein Verantwortungsgefühl für Menschen, die in Not sind.
Mahatma Gandhi sagte einmal: »Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.«
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gesegnete, frohe Weihnachtstage und ein gutes Jahr 2015.
Herzliche Grüße, P. Dr. Dr. Joseph Pandiappallil, Pfarrer und Leiter des Pfarrverbandes Harlaching

Artikel vom 23.12.2014
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