Ein Jahr, 21 Länder

Mit dem Rad von Oberföhring nach Singapur: Film in St. Lorenz

Uwe Ellger und Isabel Ritz fuhren mit dem Rad durch 21 Länder – hier durch  Tadschikistan, entlang des Panj, dem Grenzfluss zu Afghanistan.	Foto: privat

Uwe Ellger und Isabel Ritz fuhren mit dem Rad durch 21 Länder – hier durch Tadschikistan, entlang des Panj, dem Grenzfluss zu Afghanistan. Foto: privat

Oberföhring · Rund 26.000 Kilometer sind es auf der Straße von Oberföhring nach Singapur. Wie lange braucht man dafür mit dem Fahrrad? Isabel Ritz und Uwe Ellger aus St. Emmeram haben es ausprobiert: Genau ein Jahr lang war das Ärztepaar unterwegs, um bis in südostasiatische Metropole zu radeln.

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Die ungewöhnliche Reise führte sie durch 21 Staaten, durch Dschungel und Wüsten, über hohe Berge und staubige Pisten. Am Freitag, 21. November, zeigen Isabel Ritz und Uwe Ellger um 20 Uhr im Pfarrsaal von St. Lorenz (Muspillistraße 31) einen Film über ihr Abenteuer. Der Eintritt ist frei, Spenden kommen einem Entwicklungsprojekt in Nigeria zugute.

Im Februar 2011 waren Isabel Ritz und Uwe Ellger aufgebrochen. Der Tierarzt und die Kinderärztin sind beide erfahrene Extremsportler, lernten sich einst beim Trainieren für einen Marathon kennen. »Seitdem Isabel mich für das Radeln begeisterte, gibt es kaum noch einen Urlaub ohne Fahrrad«, sagt Ellger. Mit dem Rad hatte das Paar zuvor schon die Alpen, Skandinavien und einige asiatische Länder bereist. Dann war Singapur an der Reihe. »Eine schöne Stadt, markant an der Spitze der malaysischen Halbinsel gelegen«, erläutert Uwe Ellger. »Viel weiter kann man mit dem Rad nicht fahren, ohne sich in den Weiten Sibiriens zu verlieren.« Erst ging es über die Alpen, dann auf den Spuren Marco Polos entlang der legendären Seidenstraße in Richtung Fernost. Im Hochland von Tibet fuhren die Oberföhringer auf bis zu 5000 Metern Höhe. Nach 365 Tagen erreichten Ritz und Ellger dann den südlichsten Punkt des euroasiatischen Kontinents. Die Strecke endete am Merlion: Die Statue – halb Löwe, halb Fisch – gilt als das Wahrzeichen Singapurs. »Wir waren stolz, freuten uns«, erinnert sich Ellger an die Ankunft. »Doch gleichzeitig waren wir tieftraurig, weil die Reise beendet war. Bis dahin hatten wir jeden Tag etwas Neues gesehen. Man wird richtig süchtig danach.«

Die Tour dauerte genau ein Jahr, »weil auch wir wieder einmal arbeiten mussten«, erläutert Uwe Ellger. Das Sabbatjahr hatten sich die beiden Ärzte freigehalten, in ihren Praxen für Vertretungen gesorgt. Unter der zeitraubenden Vorbereitung der Fahrt habe die körperliche Fitness gelitten, meint Ellger. Dazu kam ein strenger Winter sowie eine Rücken-Operation bei Isabel Ritz, wenige Monate vor der Abfahrt. Das sei allerdings alles kein Problem gewesen. »Training hat man schließlich jeden Tag«, meint Ellger. »Man wird fit! Das lässt sich gar nicht vermeiden.« Die beiden traten übrigens »nur« rund 19.300 Kilometer in die Pedale, legten einen Teil der Strecke in Zügen, Bussen, Schiffen, Lastwägen oder Flugzeugen zurück. Immer wieder verließ das Paar die nur grob vorgeplanten Wege, folgte Tipps von anderen Reisenden oder Einheimischen.

Beim Aufwachen habe er fast täglich ein Glücksgefühl gespürt, sagt Uwe Ellger. »Es war schön, wieder neue Landschaften, unbekannte Menschen kennenzulernen.« Insgesamt durchquerte das Paar 21 Länder – exotische wie Kirgisistan oder Laos und auch politische Spannungsfelder wie Syrien oder den Iran. In Syrien fuhr zwei Tage lang der Geheimdienst mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h hinter den Radlern her. »Es war das Kurdengebiet, wo heute die Kämpfe stattfinden«, meint Ellger. Das war aber nicht der schlimmste Moment der Reise: In Tibet verunglückte ein Radler aus Berlin – eine halbe Stunde vorher war er an dem Paar aus St. Emmeram vorbeigefahren. »Wir kannten ihn nicht, sahen ihn nur vom Zelt aus. Später sahen wir ein kaputtes Fahrrad und erfuhren aus einem Radreiseforum von seinem Tod«, erinnert sich Ellger. »Das hängt einem sogar noch heute nach.«

Die zahlreichen besonderen Momente ihrer Tour hielten die beiden Extremradler in Bildern und Videos fest, die die Münchner Filmemacherin Isabel Imhof zu einem 98-minütigen Werk zusammenfügte. »So weit die Räder rollen!« ist nun auch in der Nachbarschaft von Isabel Ritz und Uwe Ellger zu sehen. Die Oberföhringer planen derweil ihre nächste Reise: 2015 wollen sie Sri Lanka erkunden – natürlich mit dem Rad. Benjamin Schuldt

Artikel vom 18.11.2014
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