Der Erdinger Fußballprofi Stefan Lex im großen Interview

»Erding ist meine Heimat!«

In der Luft stehend, aber nicht abgehoben! Stefan Lex über Erfolg, Erding und Social Media im Kurier.	Foto: Stefan Bösl

In der Luft stehend, aber nicht abgehoben! Stefan Lex über Erfolg, Erding und Social Media im Kurier. Foto: Stefan Bösl

München/Erding · Müde wirkt er, den Blick leicht zum Boden geneigt, aber doch glücklich. Langsam marschiert der Erdinger Stefan Lex aus der Kabine des FC Ingolstadt. So eben hat er mit seinen »Schanzern« den Erstliga-­Absteiger Eintracht Braunschweig mit 1:0 bezwungen und die Tabellenspitze verteidigt.

Die Oberbayern begeistern gerade mit klarem und strukturiertem Offensivfußball Fans und Experten. Nicht weniger Hochachtung schwingt mit, wenn über ­Stefan Lex gesprochen wird. Michael Henke, Co-Trainer unter der Legende Ottmar Hitzfeld und jetzt Assistent beim FCI, nennt seine Entwicklung »sensationell«. Und der österreichische Cheftrainer Ralph Hasenhüttl, der schon in Haching seine Spuren hinterließ, lobt in als »super Burschen, der wegen seiner Geradlinigkeit in der Mannschaft voll ­akzeptiert ist«. Manch ein Spieler könnte ob solcher Worte abheben, Stefan Lex wirkt eher nicht so, als bestünde ­dafür Grund zur Sorge. Ruhig und bedacht nimmt er sich Zeit für die Fragen des Kurier Erding und entschwindet ­immer noch glücklich dem Stadion.

Kurier Erding: Herr Lex, nach einem Unentschieden bei den Münchner Löwen jetzt ein Sieg gegen die Braunschweiger ­Löwen. Was zeichnet den FC ­Ingolstadt im Vergleich zu den vermeintlich arrivierten Top-Clubs momentan aus?

Stefan Lex: Wir haben in jedem Spiel einen klaren Plan und lassen den Gegner niemals zur Ruhe kommen. So kann der Spielaufbau des Gegners früh unterbunden werden, was vielen Gegnern überhaupt nicht liegt und wir können im Gegenzug die Bälle relativ weit vorne erobern. Das erzeugt viele Chancen und unsere Defensive steht stabil!

Was ist als Offensivkraft ihre spezielle Aufgabe im Ingolstädter System?

Stefan Lex: Wir drei Stürmer versuchen, weite Wege zu gehen, die Abwehr unter Druck zu setzen und vor allem variabel zu sein, dass man sich schlecht auf uns einstellen kann. In der Defensive hat jeder seinen Part zu erfüllen und das klappt im Augenblick hervorragend.

Herr Lex, Sie kommen aus Erding und wohnen auch wieder dort. Was bedeutet ihnen Erding?

Stefan Lex: Erding ist meine Heimat. Ich bin da aufgewachsen und wohne jetzt auch wieder in der Nähe meines Elternhauses in Eitting. Ich bin oft in der Stadt, zum Beispiel im Kino und komme natürlich immer wieder in die Stadt. Und nach einem Jahr in Fürth macht es Spaß, wieder zu Hause zu sein.

Welche Orte in Landkreis und Stadt bieten sich für Sie zur Entspannung vom hektischen Profibetrieb an?

Stefan Lex: Es ist zwar nicht direkt Entspannung vom Fußball, aber ich bin einfach gern am Fußballplatz vom FC Eitting – meinem Heimatverein. Ich kenne die ganze Mannschaft, verstehe mich mit den Trainern sehr gut und versuche, bei jedem Spiel dabei zu sein. Manchmal trainiere ich auch mit, weil es Spaß macht und Fußball eben mein Lebensmittelpunkt ist.

Ist dann immer noch alles wie früher, wenn der aufsteigende Profi aus der Zweiten Bundesliga auftaucht?

Stefan Lex: Das ist ziemlich entspannt und natürlich. Die Jungs kennen mich auch schon seit der Jugend. Ich versuche es mir auch nicht raus-hängen zu lassen, dass ich ein paar Klassen höher spiele. Zum Beispiel habe ich schon einmal ein Training geleitet, damit ich vielleicht den Jungs ein paar Erfahrungen mitzugeben kann. Da ist einfach ein super Verhältnis.

Sie sind nicht nur auf dem Spielfeld zielstrebig, sondern geben demnächst ihre Bachelor-Arbeit ab. Um was geht es in ihrer Abschlussarbeit?

Stefan Lex: Es geht um Fanseiten von Fußballspielern und Vereinen in den Social Media. Mich interessiert, wie beide Seiten gemeinsam neue Chancen eröffnen und gleichzeitig Risiken minimieren können.

Was sind die Risiken für einen Spieler?

Stefan Lex: Problematisch ist oft, dass bei sportlichem Misserfolg die öffentliche Meinung schwer kontrolliert werden kann und so viele User die Möglichkeit haben, sich in großer Zahl und nicht selten abwertend negativ über Spieler und Vereine zu äußern. ­Generell besteht die Gefahr für Spieler, dass sie zu viel und zum falschen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit weitergeben.

Gibt es ein besonders positives oder auch negatives Beispiel im Umgang mit Social Media in der Bundesliga?

Stefan Lex: Das ist schwer zu sagen und man muss immer den Einzelfall betrachten. Jeder Spieler hat seine eigenen Ziele und Interessen mit seinem Internetauftritt. Es gibt Spieler, die sind eher selten aktiv, was aber nicht heißt, dass das schlecht ist. Deshalb wäre es jetzt unfair, einen Namen zu nennen.

Herr Lex, ein Studium ist für einen aktiven Profi eher eine Seltenheit. Sie haben den gleichen Berater wie Thomas Broich, der bei schlechten Leistungen für seine Aktivitäten außerhalb des Platzes als »Mozart« verspottet wurde. Haben Sie Angst, dass das Studium zum medialen Bumerang werden könnte?

Stefan Lex: Ich denke eher nicht. Neben dem Fußball habe ich für das Studium genügend Zeit und ich wollte eigentlich mit dem Studium schon früher fertig sein, habe aber für den Fußball ein Semester verlängert. Mir ist das Studium als Sicherheit wichtig, um nach der Karriere etwas zu haben. Und da ich noch Vertrag habe, ist der Druck auch nicht so groß.

Zum Schluss eine indiskrete Frage. Laut Gerüchten waren Sie vor zwei Jahren bei den Münchner Löwen im Gespräch?

Stefan Lex: Ja, das stimmt! Ich war auch im Probetraining und der Trainer wollte mich auch haben, aber die sport­liche Leitung war nicht ganz überzeugt. In Fürth wollten mich damals einfach mehr Leute, deshalb der Wechsel nach Franken. Dazu war bei den Löwen viel Unruhe im Verein. Und mir war in München die Gefahr zu groß, nach einem möglichen Trainerwechsel auf dem Abstellgleis zu stehen.

Der Kurier Erding bedankt sich für das Gespräch und wünscht viel Erfolg für die kommenden Spiele.

Von Marcus Ullrich

Artikel vom 15.10.2014
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