Ganz großer Bahnhof

Feldkirchen · Pfarrer Czeslaw Sajdak nach 25 Jahren verabschiedet

Nicht allzu häufig! Vier Priester zelebrieren den Abschiedsgottesdienst von Ceslaw Sajdak in Feldkirchen.	Foto: Pfarrgemeinderat Feldkirchen

Nicht allzu häufig! Vier Priester zelebrieren den Abschiedsgottesdienst von Ceslaw Sajdak in Feldkirchen. Foto: Pfarrgemeinderat Feldkirchen

Feldkirchen · Es ist überall das Gleiche! Und es wird immer schlimmer: Kaum mehr Pfarrer oder Kinder in der Kirche und im Gottesdienst! Nicht einmal am hochheiligen Sonntag. Diese Zeitdiagnose trifft auf viele Gemeinden im Freistaat mit Sicherheit zu, nur eben nicht auf Feldkirchen im Landkreis München.

Die katholische Kirchengemeinde St. Jakobus der Ältere verabschiedete am Sonntag, 5. Oktober, nach 25 Jahren ihren geistlichen Begleiter Dr. Czeslaw Sajdak mit einem fulminanten Abschlussgottesdienst sowie einem launigen Stehempfang. Vier Geistliche, darunter auch Dekan Thomas Kratochwill aus Vaterstetten, gestalteten mit unglaublichen 50 Ministranten den Abschiedsgottesdienst, der auch gleichzeitig als feierlicher Ernte Dank Gottesdienst begangen wurde. »Wenn ich heute so viele junge Menschen sehe, dann freut sich mein Herz ungemein«, strahlte Pfarrer Czeslaw Sajdak sichtlich berührt.

Dr. Sajdak stammt aus dem polnischen Posen. Im Jahr 1979 erhielt er die Möglichkeit in Trier über Liturgik zu promovieren. Seit 1989 wirkte er in Feldkirchen. In all den Jahren hat er seine Heimat nie vergessen und es begeisterte den Geistlichen besonders, dass bei seinem Abschied auch Landsleute in Krakauer Tracht mitfeierten. Besonders berührt habe es ihn immer, dass viele polnische Mitchristen aus der Umgebung in Feldkirchen Eucharistie gefeiert und auch gesungen haben, so Pfarrer Sajdak. Obwohl es nach 25 Jahren an diesem Tag besonders um ihn selbst gehen sollte und müsste, stellte der Pfarrer gerade andere in den Mittelpunkt. Lange und sehr herzlich dankte er allen Gemeindemitgliedern, die durch ihre ehrenamtliche Arbeit die Gemeinde am Leben und lebendig gehalten hätten.

Besonders die Katholische Frauengemeinsaft hob er lobend hervor. Ohne die Frauengemeinschaft wären keine Feste vorstellbar. Selbstverständlich ging er auch auf die Zusammenarbeit mit der Gemeinde ein und zollte seinen Respekt – mit einer kleinen Einschränkung: »Ich durfte drei Bürgermeister erleben und ich muss sagen, dass die Zusammenarbeit zu 90 Prozent positiv und zu zehn Prozent negativ gewesen ist! Aber das ist in Ordnung so.« Darauf revanchierte sich umgehend der erste Bürgermeister von Feldkirchen Werner van der Weck – nämlich mit uneingeschränktem Dank und großer Achtung vor der Leistung des Geistlichen und der ganzen Gemeinde. Später erzählte er eine kleine Anekdote aus seiner persönlichen Erfahrung mit dem Pfarrer des Ortes: »Ich erinnere mich, dass meine Mutter nach jeder Kommunionfeier unserer Kinder ganz überzeugt sprach: Mei, des hat er aber schee gmacht!«

Auch der Vertreter des Münchner Kardinals Marx, Dekan Thomas Kratochwill, hob die Leistungen seines Mitbruders hervor und gab ihm die Hoffnung mit, dass in seinem Ruhestand der Glaube ganze neue und noch intensivere Bereiche erschließen könne. Für die irdische Gegenwart überreichte der Dekan einen Korb, der zwar nicht besonders groß war, aber dafür nach Aussage des Dekans viele kleine Köstlichkeiten beinhalte. Der genaue Inhalt konnte leider nicht weiter recherchiert werden, aber wer würde schon der hohen Geistlichkeit misstrauen?

Neben der heiteren und beeindruckenden Gottesdienstgestaltung des Kirchenchores wurde auch auf stille und nachdenkliche Momente Wert gelegt. In seiner Predigt betonte der Jubilar, dass die Würde des Menschen sich aus dem Glauben zu Gott speise, der die Menschen als seine Kinder bezeichnet habe. »Ohne Gott ist alles Egoismus. Und lassen sich aus meiner eigenen Geschichte und meiner Heimat die Lehre ziehen, dass ein Staat und eine Gemeinschaft ohne Gott kein Paradies darstellen kann. Ich hoffe deshalb, dass viele Kinder und Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern den Weg des Erlösers gehen und sich im Glauben beschenken!«

Nach 25 Jahren stellen Geschenke fast schon eine Selbstverständlichkeit dar, freuten den Priester aber deshalb nicht viel weniger. Ein Geldgeschenk, ein Reisegutschein und ein Buch zauberten ein Lächeln hervor.

Das wohl größte Geschenk für einen Priester und sein Wirken gab es aber von der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates Anita Langer. Wir sind sehr froh und dankbar für die letzten 25 Jahren und hoffen Pfarrer Sajdak noch oft in unserer Mitte begrüßen zu dürfen«, sagte Langer sichtlich bewegt im Gespräch mit dem Landkreisanzeiger. Pfarrer Sajdak nutzte dann die Möglichkeit seinem Nachfolger Pater Jaimes alles Gute und Gottes Segen zu wünschen. Der Geistliche wird seinen Ruhestand im Dekanat Trudering verbringen. Zum Abschluss hatte Sajdak noch einen Wunsch an den Reporter des Landkreisanzeigers: »Schreiben Sie einen schönen Bericht, junger Mann!« Hoffentlich konnte der Landkreis-Anzeiger diesen Wunsch für 25 Jahre erfüllen. Marcus Ullrich

Artikel vom 07.10.2014
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