Ein Blick hinter die Kulissen am Tag des offenen Denkmals

Brunnthal/Landkreis · Großes Engagement für Marienkapelle

Die Madonna auf dem Altar der Marienkapelle in Hofolding war Vorlage für die Deckenbemalung des Kirchleins. 	Foto: hw

Die Madonna auf dem Altar der Marienkapelle in Hofolding war Vorlage für die Deckenbemalung des Kirchleins. Foto: hw

Brunnthal/Landkreis · Am Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 14. September, kann man in München und im Münchner Landkreis viele verschiedene Kirchen und Kapellen ansehen, die allesamt architektonische Leckerbissen sind. Eine von ihnen hat aber eine ganz besondere Geschichte, die Marienkapelle in der Höhenkirchner Straße in Hofolding/Brunnthal, die es doppelt lohnenswert macht, ihr einen Besuch abzustatten.

Die ehemalige Wallfahrtskapelle (bis zum Zweiten Weltkrieg), stammt aus dem Jahr 1755 und geht zurück auf ein geschnitztes Gnadenbild aus dem 30-jährigen Krieg. Heute gehört die Marienkapelle zum Pfarrverband Brunnthal/Hofolding/Höhenkirchen-Siegertsbrunn und es werden in ihr in den Sommermonaten Mariengottesdienste und Andachten gefeiert. Einzigartig macht sie unter anderem ihr modernes Deckengemälde aus dem Jahr 1945, das von Professor Josef Bergmann stammt und der Tatsache, dass bei der Renovierung von 2010 bis 2012 nicht nur 22.000 Euro an Spenden aus der Hofoldinger Bevölkerung eingingen, sondern auch über 500 ehrenamtliche Arbeitsstunden von den Dorfbewohnern erbracht wurden. Die Gesamtkosten konnten deshalb auf rund 85.000 Euro gesenkt werden. »Ich bin schon sehr lange im Geschäft, aber dieses Ausmaß an Engagement für die Renovierung einer Kirche beziehungsweise Kapelle habe ich noch nie erlebt«, erklärt Architekt Josef Linhuber, der die Arbeiten federführend begleitet hat, beeindruckt. In enger Abstimmung mit dem Ordinariat, dem Amt für Denkmalpflege und dem Architekten sorgten die fleißigen Hofoldinger dafür, dass ihre Kapelle auch weiterhin ein Ort der Besinnung und des Gebets bleibt.

»Mit der Kapelle verbindet Hofolding eine ganz besondere Geschichte«, erklärt Stefan Schuldes, der gemeinsam mit Dr. Martin Anton, Marinus März und Hans Hanauer die Renovierung der Kapelle vorangetrieben hatte. Unterstützt wurden sie dabei auch vom damaligen Pfarrer Marek Bula, betonen die engagierten Pfarreimitglieder. »Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde München und der Landkreis teilweise stark bombardiert. Hier in der Kapelle haben die Einwohner darum gebetet, dass Hofolding und Faistenhaar nicht vom Bombenhagel betroffen werden und ihre Lieben wieder gesund nach Hause kommen«, berichtet Stefan Schuldes weiter. Wie durch ein Wunder wurde ihre Gemeinde verschont. Zum Dank ließen die Hofoldinger sogleich nach Kriegsende die Decke neu bemalen. Die Marienfigur, die den Altar schmückt und aus dem Jahr 1340 stammt, hält schützend ihre Hand über Hofolding, während die feindlichen Flieger über ihrem Kopf kreisen. Gezeigt werden weiter die Bauern der Gemeinde, die um den Beistand der Mutter Gottes beten. Bei der Renovierung vor zwei Jahren wurde darauf geachtet, die Fresken und das Deckenbild wieder so herzustellen, wie es bei der Entstehung ausgesehen hat. Hier waren Alois und Michael Stein, die mit ihrer Firma die Restaurations- und Stuckateurarbeiten ausgeführt haben, zuständig. Sehenswert sind auch die zahlreichen Votivtafeln, die älteste ist rund 300 Jahre alt, die jüngste stammt aus den 50er-Jahren. Zu besichtigen ist die Kapelle am 14. September von 10 bis 16 Uhr.

Das sicherlich jüngste »Denkmal«, das man an diesem Tag besichtigen kann, ist das Cincinnati-Kino in der Cincinnati-Straße. Das Kino wurde erst dieses Jahr in die Denkmalliste aufgenommen. Als typisches amerikanisches Veranstaltungsgebäude einer Streitkräftesiedlung hat das Kino eine besondere, kommunikative Funktion, die damals galt – und eben bis heute anhält. Zum Tag des offenen Denkmals veranstaltet der BA 17 gemeinsam mit dem Kinobetreiber im Cincinnati-Kino eine Ausstellung, Führungen und Filmvorführungen. Hier das detaillierte Programm: Ausstellung im Foyer des Kinos: Basierend auf dem Projekt »Amis in Giesing«, unter Leitung der Historiker Dr. Willibald Karl und Dr. Karin Pohl, zeigt die Ausstellung die ehemalige »Ami-Siedlung«, die zwischen 1954 und 1957 entstand. Führungen durch das Cincinnati-Kino und seine Umgebung bietet Dr. Karin Pohl um 14.00 Uhr und um 17.00 Uhr an. Treffpunkt ist vor dem Cincinnati-Kino mit einer Einführung und Überblick über die Geschichte und Struktur der Siedlung. Die Führungen innerhalb des Cincinnati-Kinos finden ab 15.00 Uhr stündlich statt (Technik, Vorführraum…).

Der Film »München in Trümmern« wird um 15.45 Uhr gezeigt: Zehn Tage nach dem Einmarsch der Amerikaner in München erhielt Willy Cronauer, Referent für Theater, Film und Funk im Kultusministerium, den Auftrag, einen Film über die zerstörte Stadt zu drehen. Am 12. Mai 1945 fuhr ein fünfköpfiges Filmteam durch die menschenleeren und schuttüberhäuften Straßen. Die Aufnahmen zeigt Cronauer unkommentiert und ohne Musik. Zum Ausklang gibt es ab 18.00 Uhr Werbefilme und Wochenschauberichte aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Ein besonderes Highlight wird die Führung mit »Seargent Sam« im Jeep durch die Amisiedlung sein. Ludwig Samereier stammt aus Giesing. Treffpunkt ist vor dem Cincinnati-Kino. Mitfahren auf eigene Verantwortung… Zu erreichen ist das Cincinnati-Kino mit der S3 (Haltestelle Fasanengarten), dem Bus 145 & 220 bis Minnewittstraße. Kostenlose Parkplätze gibt es direkt vor dem Kino für alle Geschichtsfans.

In Harlaching öffnet am Sonntag, 14. September, von 10 bis 18 Uhr, das »Lola-Montez-Haus« am Isarhochufer, gleich hinter der Gaststätte Menterschwaige. Führungen werden um 12 Uhr, um 15 Uhr und um 17 Uhr angeboten. Ein wenig verträumt liegt das liebevoll restaurierte Häuschen am Spazierweg der Isar entlang, und gibt erst auf den zweiten Blick sein ein wenig pikantes Geheimnis preis. In dem ehemaligen Wohnsitz des königlichen Hofschmieds trafen sich König Ludwig I. und seine »Tänzerin«, die ihm erst das Herz gestohlen hatte und ihn dann die Krone kostete. Dort, beim Schmied, seiner Frau und deren vier Kindern, lebte Lola Montez einige Zeit (1846 – 1848), da der König seine Geliebte vor der tobenden Öffentlichkeit verstecken musste. Die Holzfußböden sind ebenso original erhalten wie die Deckenbalken. Bei der Einrichtung wurde darauf geachtet, dass möglichst alles aus dem 19. Jahrhundert stammt.

Ebenfalls geöffnet sind der Giesinger Kulturbahnhof, Bahnhofsplatz 1 in Giesing (11 bis 19 Uhr), Führungen bietet der Architekt Wolfgang Senninger um 11 und um 14 Uhr an. Auch das Harlachinger Krankenhaus am Sanatoriumsplatz 2 bietet die Möglichkeit an, das 1899 erbaute Gebäude und den Park zu besichtigen. Der Bezirksausschuss 18 wird mit Infoständen vertreten sein. Außerdem lädt das Kunstforum HMP auf den Hans-Mielich-Platz ein, wo von 14 bis 16 Uhr verschiedene Info-Stände und Ausflugsangebote im Stadtviertel geboten werden. Weitere Veranstaltungen findet man unter www.tag-des-offenen-Denkmals.de

hw

Artikel vom 09.09.2014
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