Barockes Heiligtum

Grafing · Ein Blick hinter die Kulissen am Tag des offenen Denkmals

Der Hochaltar der Grafinger Marktkirche mit dem Altarbild »Heiliger Wandel« und den Assistenzfiguren der Heiligen.	Foto: Bernhard Schäfer

Der Hochaltar der Grafinger Marktkirche mit dem Altarbild »Heiliger Wandel« und den Assistenzfiguren der Heiligen. Foto: Bernhard Schäfer

Grafing · Wenn am Sonntag, 14. September, der Tag des offenen Denkmals stattfindet, beteiligen sich in ganz Deutschland mehr als 7.500 Denkmäler in rund 2.500 Ortschaften an dieser Aktion. Die letzten Jahre mobilisierte der Aktionstag stets mehr als vier Millionen Menschen in der gesamten Bundesrepublik. Das teilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz aus dem rheinischen Bonn als bundesweite Koordinatorin des Denkmaltags mit.

Unter dem diesjährigen Leitmotiv »Farbe« erfahren die Kulturbegeisterten insbesondere, wie Farben nach historischem Vorbild hergestellt und am Bau verwendet werden. Die Marktkirche zur »Allerheiligsten Dreifaltigkeit« in Grafing bei München mag beim diesjährigen Motiv der »Farbe« eine unbestreitbare Sonderstellung einnehmen, wurden ihre Außenfassaden im Zuge der letzten Sanierung in den frischen Farben des 18. Jahrhunderts gestrichen. Somit bietet sich am »Tag des Denkmals« für alle Kulturinteressierten ein Ausflug nach Grafing an. Die Stadt Grafing befindet sich rund 30 km südöstlich von München im oberbayerischen Landkreis Ebersberg, eingebettet in die sanft-hügelige Landschaft des bayerischen Alpenvorlandes. Neben der charmanten Erscheinung des 13.000 Einwohner zählenden Ortes zeichnet sich Grafing durch seine günstige Lage zwischen Isar und Inn aus. Die Besucher erwartet darüber hinaus ein vielfältiges gastronomisches Angebot, welches zu einem Bummel durch die sehenswerten Gassen der Altstadt einlädt.

Die Grafinger Marktkirche blickt bereits auf eine über 300-jährige Geschichte zurück und wurde 1672 von Gallus Mayr auf Initiative der Grafinger Bürgerschaft erbaut. »Anno 1672 hat der Ehrnvest, fürsichtig und weise Herr Georg Granthauer, Ambtsburgermeister und Pierpreu der Magistrat mit Hilfe der Burgerschaft zu Grafing diese Capelln von Grundt auf neu erpaut und der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit dezidiert«, erinnert immer noch eine Inschrift an einer Marmortafel oberhalb des Kirchenportals an die Errichtung. Bis dato mussten die frommen Marktbewohner in die Pfarrkirche St. Ägidius nach Öxing ausweichen, da Grafing seit den Zerstörungen durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg über keine eigene Kirche mehr verfügte. Seitdem gilt die Marktkirche als ein kulturgeschichtliches Aushängeschild für barocke Baukunst.

Im 18. Jahrhundert erfuhr auch der Innenraum der Kirche eine wertvolle Umgestaltung, die noch heute bewundert werden kann. Der Münchner Handelsmann und Bankier Georg Nockher holte ab 1743 die beiden namhaften Künstler Johann Baptist Zimmermann und Johann Baptist Straub zu den Innenausstattungsarbeiten nach Grafing. So schufen beide beeindruckenden Heiligenfiguren, imponierende Deckenfresken und elegante Stuckaturen, die noch heute von der Blütezeit des Rokoko zeugen. Im Vorfeld der Vorbereitungen für die Säkularfeier im Herbst 1779 wurde die Kirche erneut prächtig ausgeschmückt, unter anderem mit einen in Silber und Gold gefassten Tabernakel.

Nach mehreren erfolglosen Renovierungsversuchen wurde die Marktkirche 1957 bis 1959 einer gründlichen Außen- und Innenrenovierung unterzogen. Diese war bitter nötig. So konnte die bedrohliche Feuchtigkeit im Mauerwerk durch die Einziehung eines neuen Fundamentes gebannt werden. In den Jahren 1988 bis 1989 wurden zudem die Außenfassaden saniert und nach vorgefundenen alten Farbspuren neu bemalt. Somit tragen die Außenwände heute die originalgetreuen Farben aus dem 18. Jahrhundert. Am Tag des offenen Denkmals vertritt die Marktkirche sozusagen auch den Landkreis Ebersberg: So ist Grafing bei München der einzige im Landkreis gemeldete Veranstaltungsort am Tag des Denkmals. Am Sonntag, 14. September, besteht um 14.00 Uhr und um 15.30 Uhr die Möglichkeit, das barocke Heiligtum im Rahmen einer Führung durch Bernhard Schäfer, Leiter des Archivs und Museums der Stadt Grafing, persönlich zu erkunden.

Neben detaillierten Informationen zu den Fresken, Altarbildern, Heiligenfiguren und Putten, gibt es auch einiges zu dem geschichtlichen Hintergrund der Kirche zu hören. Sie befindet sich am Marktplatz 10, unauffällig in der nördlichen Häuserzeile des Grafinger Marktplatzes. Der ideale Ausgangspunkt also, um die Stadt Grafing und die Umgebung zu erkunden. Für Rückfragen ist Bernhard Schäfer beim Archiv unter Telefon 0 80 92 / 7 03 59 oder per E-Mail unter Bernhard.schaefer@grafing.bayern.de zu erreichen. Das gesamte Programm am Tag des offenen Denkmals mit allen Veranstaltungsorten im Umland und darüber hinaus kann auch im Internet unter www.tag-des-offenen-denkmals.de eingesehen werden.

Stefan Dohl

Artikel vom 09.09.2014
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